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Intruder 4

Intruder 4

Titel: Intruder 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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setzte, um die Maschine abzufangen, kam ebenfalls zu spät. Unter dem verharschten Schnee war Eis, auf dem seine Stiefelsohlen keinen Halt fanden. Er glitt aus. Die Intruder neigte sich zur Seite, und seine steif gefrorenen Hände hatten nicht mehr die Kraft, sie zu halten. Die Intruder fiel mit einem dumpfen Laut in den Schnee, und Mike konnte gerade noch das Bein wegziehen, um nicht darunter eingeklemmt zu werden.
    Stefan verdrehte die Augen und kletterte umständlich von seiner Maschine, aber Frank schüttelte rasch den Kopf. »Ich mach das schon!«, schrie er über das Toben des Sturmes hinweg. »Geh rein und mach die Zimmer klar!«
    Stefan ließ sich nicht zweimal bitten, sondern drehte sich mitten in der Bewegung um und stiefelte steifbeinig die kurze Holztreppe hinauf, während Frank bereits Mike zu Hilfe kam.

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    Mike trat einen halben Schritt zurück und starrte ärge rlich auf die Maschine hinab, bevor er sich mühsam in die Hocke sinken ließ. Seine Gelenke knackten. Er versuchte die Hände unter die Maschine zu schieben, aber seine Finger waren noch immer zu Krallen verkrümmt. Als er versuchte, sie mit Gewalt zu strecken, tat es so weh, dass er fast aufgeschrien hätte.
    »Lass mich das mal machen.« Frank trat neben ihn und schob ihn mit einer sicher freundschaftlich gemeinten Geste aus dem Weg; außerdem würde er die Maschine allein vermutlich viel schneller aufrichten, als wenn Mike ihm mit seinen steif gefrorenen Händen zu helfen versuchte. Dennoch spürte Mike für einen winzigen Moment rasende Wut, ja, fast Hass.
    Natürlich war das Unsinn. Frank wollte so schnell wie möglich aus dem Sturm heraus und ins Warme, das war alles. Dennoch: vielleicht sollte Frank sich das nächste Mal besser selbst zuhören, wenn er anderen Vorträge über Selbstwertgefühl und das mangelnde Logikempfinden der menschlichen Psyche hielt.
    Frank ließ sich in die Hocke sinken und schob die rechte Hand unter den Sattel, mit der Linken griff er nach dem Lenker. Mike trat einen halben Schritt zur Seite, um ihn nicht zu behindern, und drehte gleichzeitig das Gesicht aus dem Wind.
    Die Schneemauer auf der anderen Seite des Parkplatzes riss auseinander, und eine schattenhafte Gestalt tauchte aus dem Sturm empor. Im ersten Moment glaubte er, Stefa ns Elch wäre zurückgekommen, aber dann erkannte er seinen Irrtum.
    Es war kein Elch, sondern ein Pferd; ein schwarz-weiß ge-flecktes, gedrungenes Indianerpony, dessen Farbe es vor dem brodelnden Hintergrund perfekt tarnte - zumindest hinlänglich genug, um ihn daran zweifeln zu lassen, ob er es wirklich sah.
    Auf seinem Rücken saß eine geduckte, fast vollkommen in dunkles Tierfell gehüllte Gestalt. Ihr Gesicht war nicht zu erkennen, aber Mike spürte den Blick uralter, durch und durch 103
    boshafter Augen, den weder der Sturm noch die Dunkelheit aufhalten konnten und der etwas tief in ihm berührte und augenblicklich zu Eis erstarren ließ.
    Frank stemmte das Motorrad ächzend in die Höhe. Mike blinzelte, und als er die Lider wieder hob, war der Reiter verschwunden.
    »Der Ständer!«, ächzte Frank.
    Eine halbe Sekunde lang starrte Mike ihn verständnislos an, dann war er mit einem Sprung neben ihm, ließ sich unsinniger Weise auf die Knie herabfallen und zog den Seitenständer mit der Hand heraus. Frank ließ die Intruder mit einem erleichterten Seufzen zur Seite kippen und sah ihn verwirrt und ein wenig vorwurfsvoll an.
    »Danke«, murmelte Mike.
    »Komm lieber mit rein«, knurrte Frank, »bevor wir uns den Tod holen.«
    Mike wäre am liebsten hineingerannt, aber die Kälte setzte ihm mittlerweile derart zu, dass er sich kaum noch bewegen konnte. Die drei Stufen zur Tür hinauf kamen ihm vor wie dreihundert. Bevor er hinter Frank durch die Tür trat, sah er sich noch einmal um. Der Sturm hatte seinen Belagerungsring um das Motel wieder geschlossen, Pferd und Reiter blieben verschwunden. Mike wurde klar, dass sie niemals wirklich da gewesen sein konnten - was die Sache jedoch nicht besser machte. Der Sturm hatte ihm offenbart, welche Kreatur in ihm lebte. Sie hätten nicht hierher kommen sollen.
    »Mach die Tür zu!« Frank ergriff ihn unsanft an der Schulter und half seiner Aufforderung gewaltsam nach, noch bevor Mike auch nur richtig begriff, wovon er sprach. Die Tür knallte zu und sperrte den Sturm aus, wenn auch nicht den Geist, dessen Atem er war. Mike drehte sich uns icher um.
    Sie befanden sich in einem kleinen, aber überraschend behag-lich eingerichteten Raum,

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