Invasion 03: Der Gegenschlag
kamen, nickte er bloß und zog sich zurück. Er sah Mosovich an und deutete nach Süden, gab dem anderen zu verstehen, dass sie einen Bogen schlagen mussten. Als Mosovich darauf mit einer fragenden Geste antwortete, hob er zwei Finger, die er wie ein V abspreizte, und richtete sie dann nach unten, als wollte er sie in den Boden rammen. Der Sergeant Major nickte und deutete ebenfalls nach Süden: Niemand wollte eine Abat-Wiese durchqueren.
Diese Geschöpfe waren eine der Plagen, die die Posleen mitgebracht hatten. Ebenso wie die Posleen fraßen sie alles, was ihnen in den Weg kam, und konnten sich von terranischer Vegetation ernähren. Sie waren etwa so groß wie ein Kaninchen, hatten weißes Fell und sahen wie eine Kreuzung zwischen einer Ratte und einem Pillendreher aus. Sie bewegten sich wie ein Hase, hoppelten auf einem einzelnen Hinterbein herum, das mit einem breiten, flexiblen Fuß versehen war. Wenn sie einzeln auftraten, waren sie harmlos, und im Gegensatz zu den Posleen konnten sie auch von Menschen gegessen werden. Mueller hatte welche gegessen und musste zugeben, dass sie immerhin besser als Schlange schmeckten, so ähnlich wie Capybara. Ihre Nester bauten sie unter der Erde, ähnlich Ameisen, und verteidigten diese auch heftig, schwärmten aus und griffen alles an, wobei ihnen ihr gewaltiger, schnabelartig ausgebildeter und mit rattenähnlichen Zähnen besetzter Unterkiefer sehr zustatten kam. Sie fällten Bäume, ähnlich Bibern, zerkauten sie und bauten aus dem Brei unterirdische Pilzgärten, rodeten riesige Lichtungen in die Wälder. Sie fraßen eine Vielfalt an Vegetation und waren auch schon dabei beobachtet worden, wie sie Aas fraßen.
Andererseits wurden sie von Wölfen, verwilderten Hunden und Kojoten gefressen, aber ihr einziger natürlicher Feind war ein Lebewesen, das die Posleen »Grat« nannten. Diese Grats waren wesentlich schlimmer als Abats, ein fliegendes Ungeziefer, das bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Wespen aufwies. Das einzig Gute war, dass sie in ihrer Vermehrung dadurch beeinträchtigt waren, dass sie sich ausschließlich von Abats ernähren konnten. Da es in der Nähe ein Abat-Nest gab, achtete Mueller darauf, nach Grats Ausschau zu halten; sie hatten wesentlich ausgeprägtere Territorialinstinkte als die Abats, und ihr Stich war tödlich.
Doch der Rest ihrer Reise verlief ohne Zwischenfälle, und in der Morgendämmerung lagerten sie in den Hügeln oberhalb des Lake Rabun. Sie waren nur verhältnismäßig langsam vorangekommen, aber das war schon in Ordnung. Morgen würden sie das Lager der Posleen ausspähen und Berichte zurückschicken. Clarkesville lag in Reichweite der 155-mm-ArtillerieBatterien, die am Pass in Stellung waren, und deshalb konnten die Posleen, ganz gleich was sie unternahmen, mit einem warmen Empfang rechnen.
Schwester Mary hob beide Daumen, um damit anzuzeigen, dass sie eine Verbindung hergestellt hatte. Der weibliche Fernmeldesergeant war gerade im Begriff gewesen, Nonne zu werden, als bekannt wurde, dass eine Invasion bevorstand. Daraufhin hatte man sie von ihren bereits geleisteten Gelübden entbunden, und sie war in die Army eingetreten. Die kräftig gebaute Fernmeldetechnikerin schaffte es problemlos, eine ganze Ladung Relaisgeräte zu schleppen; und zugleich musste sie sich ständig vergewissern, dass die Verbindung zur Nachhut nicht abriss.
Mueller rollte seinen Poncho aus, legte die Ghillie-Decke darüber und kroch dann darunter, nicht ohne vorher mit zwei hochgehobenen Fingern anzudeuten, dass er die zweite Wache übernehmen wollte.
Mosovich nickte, deutete auf Nichols und hob erst einen Finger und dann vier, mit denen er auf Schwester Mary deutete. Sie würden den größten Teil des Tages schlafen und sich, wenn es dann dunkel wurde, zum Fluss vorarbeiten. Am nächsten Morgen hatte er vor, auf Clarkesville hinunterzublicken.
Nichols zog sich die Ghillie-Decke hoch, um sich und seine Waffe zuzudecken, und suchte sich dann einen passenden Felsbrocken. Der Marsch war verdammt anstrengend gewesen; die Bergflanken erwiesen sich als ziemlich steil, und das Gestrüpp war höllisch dicht. Aber er kannte ein Geheimnis, das er den anderen nicht mitteilen würde. Und dieses Geheimnis lautete, dass ein anstrengender Tag in bergigem Gelände wesentlich besser als ein guter Tag bei den Zehntausend war. Und so betrachtet war er lieber hier als in Rochester.
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Rochester, New York, Sol III
0755 EDT, 12. September 2014
God of our fathers,
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