Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
Matriarchatstheorie wurden nämlich Erkenntnisse über Matrilinealität und Matrilokalität angeführt. Ersteres bezeichnet eine weibliche Abstammungslinie, bei der die Familienzugehörigkeit sich allein aus der mütterlichen Abstammung ergibt. Letzteres bezieht sich auf den Wohnort einer Familie, der in matrilinear organisierten Gesellschaften der Heimatort der Frau, nicht des Mannes ist. Nur sind solche Strukturen abermals kein Beweis für ein ausgewiesen matriarchalisches System, weil dazu mehr gehört als Familienstruktur, außerdem kommen sie nur vereinzelt vor. Die Matriarchatsforschung folgt aber dem Postulat einer universalen Menschheitsgeschichte, die überall auf der Welt eine matriarchale Phase hervorgebracht haben soll. Die seriöse Wissenschaft hingegen hat eine solche Universalgeschichte der Menschheit längst zu den Akten gelegt, weil die Vielfalt der Entwicklungen in archäologischen Zeugnissen überaus reich belegt ist. Und schließlich: Wäre die Welt von einst matriarchalisch gewesen – wo sind dann Hinweise auf den Umbruch zum männerzentrierten System, der doch grundlegend und dramatisch gewesen sein müsste? Die Religionswissenschaftlerin Cynthia Eller bezeichnet den Mythos vom Matriarchat als ein Kartenhaus, das zwar einige belastbare Karten aufweist, als Ganzes aber nur durch zweifelhafte, also unbeweisbare Bauteile standfest ist. Entfernt man diese tragenden Elemente – die sich bei genauer Betrachtung als bloße Vermutungen und Wunschdenken erweisen –, fällt das Konstrukt vorzeitliches Matiarchat in sich zusammen.
Leiden oder Verdruss an der eigenen Gegenwart hat in der Menschheitsgeschichte immer wieder Einzelne veranlasst, nach tröstlichen Vergangenheiten Ausschau zu halten. Als der römische Geschichtsschreiber Tacitus seine Gegenwart der römischen Kaiserzeit als stetigen Niedergang wahrnahm, verfasste er seine Schriften über die Römische Republik mit dem klaren Blick auf eine bessere Vergangenheit. Die Vertreter von Humanismus und Renaissance beschworen am Ende des Mittelalters, das sie als dunkle Epoche verachteten, die Grandeur der lichten Antike und wollten sie wiedererstehen lassen. Und als der Pionier der Maya-Forschung Eric Thompson sich einen Reim auf die Geschichte des mittelamerikanischen Volkes und ihre vom Regenwald überwucherten Ruinenstädte machen wollte, identifizierte er sie unter dem Eindruck des kriegsversehrten Europa als friedliebendes Göttervolk, was sich später mit der Entzifferung ihrer Schrift als völlig haltlos erwies. Ganz ähnlich erging es dem Begründer der Matriarchatstheorie Bachofen, der als konservativer Baseler Patrizier der stürmischen Moderne wenig abgewinnen konnte und das Grausen bekommen hätte im Wissen, was von feministischer Seite aus seinem Buch alles erwachsen würde. Für die Mär vom einstigen Matriarchat gilt zudem, dass sie der Frauenbewegung ein Unterfutter liefern konnte und im Rückgriff auf eine vermeintliche Geschichte Frauen eine Zukunftsperspektive eröffnen sollte. Das Anliegen ist zwar statthaft, aber ob diesem Anliegen die pseudohistorische Grundierung in haltlosen Theorien einen guten Dienst erweist, muss bezweifelt werden.
Die Steinkreise von Stonehenge sind ein vorzeitlicher Computer – IRRTUM!
Es ist eines der bekanntesten Bauwerke der Menschheitsgeschichte und die Ikone der Steinzeit: Stonehenge, die Formation mehrerer Steinkreise aus riesigen Monolithen in Südengland, nur 130 Kilometer von der hochmodernen Metropole London entfernt. Wer Stonehenge besucht, kann sich seinem rätselhaften Zauber nicht entziehen, selbst Abbildungen strahlen noch eine magische Faszination aus. Und die wird durch die Tatsache genährt, dass bis heute nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte, unter welchen Umständen und zu welchem Zweck Stonehenge errichtet wurde. Schon die Frage, wie Vorzeitmenschen ohne große technische Hilfe meterhohe, tonnenschwere Monolithen über weite Strecken bis zu ihrem Bestimmungsort transportieren, bearbeiten, aufstellen und überaus exakt ausrichten konnten, blieb lange unbeantwortet.
Stonehenge wurde in der Jungsteinzeit in mehreren Bauabschnitten errichtet und ist heute nicht mehr vollständig. Es besteht aus in mehreren konzentrischen Kreisen angelegten Gräben und Erdwällen von insgesamt rund 115 Metern Durchmesser, in deren Mitte riesige, vier Meter hohe Steine aufgerichtet wurden. Besonders bekannt ist die Ansicht des äußeren Steinkreises von knapp dreißig Meter Durchmesser, der
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