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Jack Fleming 02 - Blutjagd

Jack Fleming 02 - Blutjagd

Titel: Jack Fleming 02 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
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    »Nun sei'n Sie nicht so«, sagte ich zum Barmann, ohne ihm direkt in die Augen zu sehen. »Es ist für mein gebrochenes Herz.«
    »Jaja«, wiegelte er ab und putzte weiter mit einem grauen Lappen an einem Glas herum.
    »Wirklich, ich hab' genug Geld.« Und ich fischte fünf Dollar aus der Hemdtasche und ließ sie auf das feuchte schwarze Holz der Theke flattern. »Kommen Sie, das sollte doch wohl für 'ne Flasche reichen, oder? Ich mach auch keinen Ärger.«
    »Worauf Sie wetten können.«
    Seine Selbstsicherheit war nicht unbegründet. Wir waren fast gleich groß, aber ich bin eher schlank, und er hatte die Figur eines Schaufelbaggers und war vermutlich genauso hart. Er glaubte, dass er mit mir fertig würde.
    Er hörte mit dem Polieren auf und stellte das Glas neben die Scheine. Ich lächelte und bemühte mich um eine freundliche Miene, was mir angesichts der Umstände einiges abverlangte. Der Laden war eine von jenen finsteren Kaschemmen, wo es schon ein Wagnis bedeutete, die Herrentoilette aufzusuchen. Dem Gestank nach zu urteilen befanden sich die entsprechenden Örtlichkeiten neben dem Vordereingang an der Hausfront, die Herren bitte nach links, die Damen ... Ich frischte mein hoffnungsvolles Lächeln auf und raschelte lockend mit den Scheinen.
    Er sah sie an, dann musterte er mich mit einem Karpfenblick und wog meine scheinbare Trunkenheit gegen den Lockruf des Geldes ab. An diesem Abend war nicht viel los, und das Geld obsiegte. Er wollte schon zugreifen, aber meine Hand war schneller und lag als Erste auf drei Abbildern Washingtons.
    »Schlauberger«, sagte er und holte eine Flasche von dem billigen Zeug aus dem Regal hinter ihm. Zum Teufel, hier war alles billig, aber das war mir ziemlich schnuppe. Ich brauchte lediglich einen Grund, um hier weiter herumzuhängen.
    »Ich hab zwar schon einiges intus, aber so viel nun doch nicht.« Ich ließ zwei Bucks auf dem Tresen liegen, nahm die Flasche, das Glas und das restliche Geld an mich und torkelte zur zweiten Sitznische an der Wand. Dort machte ich es mir mit dem Rücken zur Tür bequem, wobei ich die konzentrierten Bewegungen eines Betrunkenen vollführte, der den Leuten zeigen will, dass er es eben nicht ist. Ich verwendete viel Zeit darauf, meine drei Dollar zu zählen und sie wegzustecken, bevor ich mir eingoss und so tat, als würde ich etwas trinken. Für die Flasche wäre schon ein Nickel zu viel gewesen; das Zeug roch nach dem alten Gift, das noch vor der Aufhebung des Alkoholverbotes ausgeschenkt worden war. Ich führte das Glas zum Mund, verzog das Gesicht, hustete und verschüttete etwas über meine reich befleckte Hemdbrust.
    Während ich die Bescherung mit einem schmutzigen Taschentuch abtupfte, betrat ein großer Mann in Dunkelgrau den Laden und steuerte die Bar an. Er trug einen Anzug, was nicht zur Gegend passte, und hatte es eilig, was nicht zur Uhrzeit passte. Um ein Uhr morgens sollte es niemand mehr eilig haben. Er bestellte einen Whiskey und ein Bier zum Nachspülen und sah sich von dort aus im Schankraum um. Dafür brauchte er nicht lange; außer mir, dem Barmann und sieben Sitznischen enthielt die Kneipe nichts.
    Mich selbst musterte er wie eine Wanze. Ich gab mir redlich Mühe, so zu tun, als sei ich betrunken und nicht besonders helle, und hoffte nur, dass er mir die Schau auch abnahm. Dabei war mir der Umstand behilflich, dass ich grobe Arbeitskleidung trug, die nach dem Fluss und vorausgegangenen alkoholischen Ausschweifungen stank – noch ein Junge vom Lande, den die große böse Stadt ins Verderben gerissen hatte.
    Anscheinend sah er mich nicht als Bedrohung. Er kippte seinen Whiskey hinunter, trug das Bier zur letzten Nische vor dem Hinterausgang und setzte sich so, dass er sehen konnte, welche Leute von der Straße in die Kneipe kamen. Ich nutzte den schräg hängenden Spiegel über der Bar, um ihn im Auge zu behalten. Der Spiegel war alt und hatte blinde Flecken wie Sommersprossen, aber was er zeigte, war deutlich genug. Der Typ beugte sich über das Bier und trank in kleinen Schlucken, zwischen denen lange Pausen lagen. Er hatte seinen weichen Hut tief in die Stirn gezogen, aber ab und zu funkelten seine Augen, wenn er seinerseits zum Spiegel hinsah. Ich verhielt mich ruhig und freute mich im Stillen an seiner leichten Verwirrung, weil er mein Spiegelbild nicht finden konnte.
    Ein weiterer Mann trat aus der Nacht herein und näherte sich mit zögernden Schritten dem Tresen. Auch er war sauber angezogen, wirkte aber

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