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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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Kampfes weg. Wassertropfen schlugen auf die eingerissenen Seiten, und das verfärbte Papier saugte sich voll. Jack wollte das Buch gerade wieder einstecken, da sah er, wie in dem Was ser etwas zum Vorschein kam. Am unteren Rand der Seite erschien in den nassen dunklen Flecken eine handgeschriebene Zeile. Langsam, Buchstabe für Buchstabe, formte sich ein Satz.
    »Das Schwert ist mächtiger als das Herz.« Lord Nelson.
    Jack starrte darauf und hatte keine Ahnung, was diese neue Enthüllung bedeuten sollte. Dann verschwammen die Buchstaben langsam und lösten sich in der Feuchtigkeit auf, bis nichts mehr von ihnen übrig war. Jack steckte das Buch wieder ein.
    Eine Zeit lang stand Jack im strömenden Regen und dachte über den rätselhaften Satz nach. Er streckte die Arme zur Seite aus, und das Wasser spülte seine Trauer und seinen Schmerz ab.
    Er fühlte sich wie neugeboren.
    Nicht weit von ihm entfernt lag das Schwert einer gefallenen Paladinin. Er ging dorthin und hob es auf; das Gewicht fühlte sich gut an.
    »Jack.« Davey stand neben ihm. »Rouland ist immer noch da drin. Er hat noch mehr Paladine und Müllmänner kom men auch noch. Wir müssen hier weg, solange wir noch können.«
    Ein Stück weiter weg wirbelte ein Ring aus Erde nach oben in die feuchte Luft. Im Schatten der Kathedrale war der durchdringende Schrei eines weiteren neu entstandenen Müllmanns zu hören.
    Dann trat wie aus dem Nichts der Umriss eines Mannes aus den Schatten und kam näher. Es war der alte David, er sah schlimm aus und zog eine stinkende Rauchfahne hinter sich her. Er sah erst sein jüngeres Ich an, dann Eloise, und ihm standen Reue und Bedauern ins verbrannte Gesicht geschrieben. Sein ernster Blick fand Jacks, und er brach unvermittelt zusammen. »Was habe ich getan? Was habe ich bloß getan?« Er fiel auf die Knie, ein Bild des Jammers. »Jack, es tut mir leid. Töte mich jetzt, bevor Rouland mich noch einmal bekommt.«
    Zorn brandete in Jack auf. Für das, was dieser Mann seiner Mutter angetan hatte, würde er ihn mit Freuden töten. Dann musste er an Rouland denken, und ihm wurde klar, dass David genau wie sie alle nur sein Opfer war. Er bezwang seinen wilden Zorn, schob ihn weit nach weg und nahm einen beruhigenden Atemzug.
    »Steh auf«, sagte er zu David. »Ich gehe jetzt Rouland suchen. Du hast noch etwas zu erledigen.«
    David sah hoch, sah ihn verwirrt an.
    »Die Müllmänner.« Jack zeigte zu der Erscheinung, die näher kam. »Du sorgst dafür, dass ich in die Kathedrale reinkomme. Und dann musst du mir helfen, wenn ich in ein paar Stunden hier ankomme.«
    »Nein«, flehte David. »Du musst mich töten. Für das, was ich getan habe …«
    »Steh auf!« Jacks Stimme klang älter und entschiedener als je zuvor in seinem Leben. »Du musst kämpfen, David. Und du musst mir helfen. Ich werde allein sein und verwirrt, und ich werde Angst haben. Ich werde nicht wissen, was ich machen soll. Du musst mich ins Jahr 1940 schicken, zu Davey. Verstehst du?«
    Der Alte nickte und wischte sich die Tränen von den schmut zigen Wangen. Er griff unter seinen zerfetzten Mantel und zog ein Gewehr aus Metall und Elfenbein hervor, das Jack schon einmal gesehen hatte. Wortlos feuerte er auf den vordersten Müllmann und zerfetzte ihn. Die anderen Müllmänner schienen die Bedrohung zu begreifen und strömten zur Lärmquelle. Mit einem Nicken zu Jack hinkte David in die Schatten davon und schoss mit seinem Chronohorn auf die Müllmänner, die die Verfolgung aufnahmen.
    Auf einmal war der Weg zur Kathedrale frei. Dort, auf der großen Treppe, stand die seltsame, in die Länge gezogene Gestalt in ihrem Umhang aus Krähenflügeln. Sie winkte Jack zu sich.
    Jack nahm Jo-Jos Hand und kehrte zusammen mit Davey und Eloise in den bedrohlichen Kirchenbau zurück.

28 Willenskampf
    28
    Willenskampf
    I n der Kathedrale war es gespenstisch still. Regen strömte die Bleiglasfenster hinab, durch die kaum Licht drang. Das gewaltige Kirchenschiff verschluckte den Lärm.
    »Was wollen wir hier?«, fragte Davey ängstlich und verwirrt. »Wir könnten doch abhauen.«
    »Und wären dann immer nur auf der Flucht«, sagte Jack. »Rouland trägt die Verantwortung für meine Mutter.« Er kam sich jetzt älter und stärker vor als je zuvor und hatte noch nie das Gefühl gehabt, so viel ausrichten zu können.
    »Es ist so weit.« Eloise nickte.
    Als sie am Fuß der Treppe ankamen, erblickte Jack das selt same Kapuzenwesen wieder. Davey sah es auch.
    »Ein Grimnar«,

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