Jack West 02 - Die Macht der sechs Steine
glücklicherweise waren die meisten damit beschäftigt, den Körper ihres nunmehr kopflosen Artgenossen aufzufressen.
Jack lag auf der Insel und schnappte nach Luft.
»Wie sind ... wie sind Sie rausgekommen?«, fragte Alby.
»Im Eingangstunnel lagen Krokodile«, antwortete Jack. »Sie sind durch einen anderen Eingang am anderen Ende hereingekommen, eine schmale Felsspalte, die vermutlich irgendwann einmal durch ein Erdbeben entstanden ist. Da sind wir raus.«
Jack stützte sich auf seinen Ellbogen und starrte zurück auf den See. »Sind sie nach Abu Simbel zurückgefahren?«
»Ja«, sagte Alby.
»Haben sie Lily mitgenommen?«
»Und Wizard. Sind Sie wütend, Mr. West?«
West spannte die Kiefermuskeln an. »Wütend ist nicht annähernd der richtige Ausdruck für das, was gerade in mir vorgeht, Alby.« Er schaltete sein Funkgerät ein. »Vulture? Scimitar? Könnt ihr mich hören?«
Das Funkgerät blieb still. Keine Antwort.
»Ich wiederhole! Vulture, Scimitar! Seid ihr noch am Landungssteg?«
Wieder kam keine Antwort. Stille im Äther.
Jack fluchte. »Wo zum Teufel sind sie denn hin?«
Zur selben Zeit erreichte Lieutenant Colin Ashmont in dem geraubten Zodiac den Landungssteg nicht weit von den großartigen Statuen von Abu Simbel. Er wurde flankiert von zwei kleineren Schnellbooten, die sie mitten auf dem See aufgeblasen hatten und die nun die restlichen elf Mitglieder seiner Marineeinheit an Bord hatten. Gerade kam auf einem Parkplatz nicht weit vom Landungssteg der erste Konvoi von Touristenbussen an.
Reisende aller möglichen Nationalitäten strömten aus den Bussen - Deutsche, Amerikaner, Chinesen und Japaner - und streckten sich und gähnten.
Ashmont stieß Lily und Wizard aus dem Zodiac und brachte sie zu zwei in der Nähe geparkten weißen Suburban-Transportern mit abgetönten Fenstern. Iolanthe ging raschen Schrittes vor, sie war ganz auf die Aufgabe konzentriert und trug Wests Rucksack mit der Säule darin.
Während Lily und Wizard zu den beiden britischen Suburbans geführt wurden, näherten sich aus dem nächststehenden Bus einige Reisende.
Es waren typisch japanische Touristen, vier ältere Männer, denen Nikon-Kameras vom Hals baumelten. Sie trugen immense Kamerawesten und Sandalen mit weißen Socken. Einer der Japaner rief Ashmont zu: »Halloo Sir! Entschuldigen bitte. Wo Statuen?« Ashmont, der mittlerweile über seinem Taucheranzug ein T-Shirt trug, ignorierte den Mann und ging einfach an ihm vorbei.
Lily wollte den Japanern etwas zurufen, wollte schreien ...
... aber dann sah sie, dass der erste Japaner Ashmont nicht aus den Augen ließ und offenbar etwas vorhatte. Und sie begriff, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmte.
Die vier japanischen Touristen hatten sich jetzt im Halbkreis um Ashmonts Wagen und sein Team gestellt.
Mit wild klopfendem Herzen starrte Lily auf ihre Gesichter. Alles was sie sah, waren stählerne Augen und entschlossene Mienen.
Dann erhaschte sie einen Blick auf den Unterarm eines der japanischen Männer ... und bemerkte eine Tätowierung. Eine Tätowierung, die sie schon einmal gesehen hatte. Es war das Tattoo einer japanischen Fahne über einem japanischen Schriftzeichen.
»Tank ...!«, rief sie aus. »O nein, nein ... Wizard, wirf dich zu Boden!«
Sie sprang auf den verblüfften Professor zu, umklammerte seine Beine und warf ihn um. Im selben Moment öffnete der japanische »Tourist«, der Ashmont am nächsten stand, seine Kameraweste, und zum Vorschein kamen sechs Stangen C-4 an seiner Brust. Dann drückte der freundliche ältere Herr auf einen Knopf in seiner Hand und explodierte.
Vier schockierend heftige Druckwellen fuhren durch die Luft, während alle vier japanischen Selbstmordattentäter sich einfach in eine Gischt aus Rauch, Feuer und Körperteilen verwandelten.
Im Umkreis von zwanzig Metern flogen sämtliche Scheiben aus den Autos und ließen Glasscherben herabregnen.
Ashmont wurde von der Explosion am heftigsten erwischt. Mit enormer Wucht wurde er gegen die Seite seines Suburban geschleudert und fiel zu Boden wie eine Stoffpuppe.
Drei seiner Männer, die den japanischen Selbstmordattentätern am nächsten gestanden hatten, waren sofort tot. Die anderen wurden in sämtliche Richtungen geschleudert. Iolanthe hatte weiter weg gestanden und war so von der Wucht der Explosion nicht ganz so stark getroffen worden. Sie wurde von der Druckwelle lediglich fünf Meter weit zurückgeschleudert, fiel hart auf die Erde, wobei sie sich den Kopf
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