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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Stuhl an der Wand und stöpselt ihren Palmtop in das Netz ein, dann führt sie einen zweiten Platinstecker zu ihrer Schläfe. Amy geht nach vom durch, um sich der Gruppe dort anzuschließen. Die kleineren Leuchten sind alle anwesend: die Direktoren für Systemtechnik, Informationsmanagement, Marketing und Patente, Produktentwicklung und Finanzen. Amy hält ihrerseits den Posten des Direktors für Konzernressourcen. Unter ihre Domäne fallen Personal, Einkauf und Verbrauchskontrolle. Sie und Chang, der Geldmann - Finanzen und Kontoführung tauschen sich regelmäßig aus. Normalerweise in bezug auf Nuyen.
    Chang wirft ihr einen nervösen Seitenblick zu.
    Amy antwortet mit einem raschen, fragenden Hochziehen der Augenbraue.
    Doch dann schwingen die Türen am Kopfende des Zimmers auf, und die Besprechung hat praktisch begonnen. Der Verwaltungsdirektor und irgendein asiatischer Mann, den Amy nicht kennt, betreten das Zimmer. Ihnen folgen Hurley-Coopers Geschäftsführer Vernon Janasova und KFKs Direktor für Konzerninterne Zusammenarbeit Nordamerika, Enoshi Ken. Enoshi sieht wie das Musterbeispiel des korrekten asiatischen Execs aus, untadelig in seinem dunkelblauen Anzug mit der KFK-Anstecknadel am Revers. Janasova sieht genauso aus wie immer: kariertes Sportsakko und enge Hose, hellblaue Krawatte über einem pastellgelben Hemd. Das eine Ende des Hemdkragens steckt säuberlich unter einem Kragenspiegel aus Platin. Der andere Spiegel steht offen, und das Ende steht in einem bizarren Winkel ab. Im Vergleich dazu fällt das Chaos seiner dünnen grauen Haare kaum auf. Amy zwingt sich, eine unziemliche Reaktion - etwa ein Augenrollen oder einen Seufzer der Bestürzung - zu unterdrücken.
    Janasova beginnt sofort mit Enoshis Vorstellung.
    »Ja, ich erinnere mich«, sagt Enoshi, indem er Amy kurz die Hand schüttelt. »Es ist mir ein Vergnügen, Ms. Berman.«
     
    »Ganz meinerseits«, erwidert Amy.
    Und dann, wie aus heiterem Himmel, lächelt Enoshi.
    Amy unterdrückt ihre Reaktion und gibt sich alle Mühe, gefaßt zu wirken, als sei nichts geschehen.
    Im Laufe seines rapiden Aufstiegs hat sich Enoshi Ken rasch den Ruf einer Sphinx erworben. Er lächelt niemals, und wenn doch, wirkt das Lächeln wie ein nachträglicher Einfall und ist meistens so unpassend, daß es auf etwas anderes als Fröhlichkeit hinzuweisen scheint. Abgesehen von einem plötzlichen Frösteln und einem nervösen Druck in der Magengegend überkommt Amy eine dunkle Vorahnung. Sie fühlt sich in ihrem Verdacht bestätigt, daß aus dieser Besprechung nichts Gutes erwachsen wird. Überhaupt nichts Gutes.
    Sie werden aufgefordert, Platz zu nehmen. Janasova eröffnet die Besprechung auf seine übliche witzige Art, indem er sagt, daß Enoshi alle nordamerikanischen Tochtergesellschaften von KFK besucht, »um sich ein Bild davon zu machen, was bei uns läuft«, und um sich zu vergewissern, »daß wir alle brave Jungen und Mädchen sind«. Amy hebt die Hand, um ihre untere Gesichtshälfte abzuschirmen und das Zucken ihrer Mundwinkel zu verbergen, und um, wie sie hofft, von der Zornesröte abzulenken, von der sie spürt, daß sie ihr zu Kopf steigt. Janasova ist ein kluger Kopf, ein ausgezeichneter wissenschaftlicher Leiter und ein guter Geschäftsführer für ein Unternehmen wie Hurley-Cooper. Amy wünschte nur, er würde mit seinen albernen Scherzen aufhören. Das ist weder die Zeit noch der Ort für seine unbeschwerte, onkelhafte Art.
    Ein Mann wie Enoshi Ken ist nicht der Typ, der Komik im Konferenzzimmer oder auch in einem anderen Zimmer gutheißt. Vermutlich müßte man lange suchen, um einen korrekteren Pinkel als ihn zu finden. Bei ihm ist immer alles Geschäft, und zwar voll und ganz.
    Enoshi ergreift das Wort. Seine einleitenden Bemer kungen sind dem Konzept des Daikazoku gewidmet, der Einheit des Konzerns und aller seiner Tochtergesellschaften, der Idee einer großen Familie. Amy kennt diese Platte schon. Sie gehört zu Hurley-Coopers Orientierungsprogramm für neue Angestellte. Und Amys Ansicht nach hinkt der Vergleich. Jede Familie, die sie kennt, könnte als Mannigfaltigkeit der Ansichten und Ziele charakterisiert werden, während es das Ziel eines Konzerns ist, daß alle am selben Strang ziehen. Um das zu erreichen, bedarf es mehr als Morgenansprachen, mehr als Gruppendrill, mehr als Vorlesungen über die ›Einheit des Seins‹oder über Zen und die Kunst der erfolgreichen Konzernführung und mehr als nette Vergleiche. Um einen Konzern erfolgreich zu

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