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Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Hilfe zu leisten. Er stopfte den Inhalt unseres Gewürzschranks in eine Plastiktüte, nahm Trockenspiritus, Geflügelschere und die beiden Steaks aus dem Kühlschrank mit, zog Gummistiefel an und verschwand im Kielwasser seines ungeduldigen Sohnes.
    Nach zehn Minuten war Sven schon wieder da, weil er den Kuchenpinsel holen sollte. Abgelöst wurde er von Sascha, der nach einem Stück Pappe geschickt worden war – als Windschutz, wie er seinem Bruder erklärte. Ihnen auf dem Fuß folgte Andy, der noch mehr Spiritus brauchte. Und dann tauchte auch schon wieder Sven auf und suchte nach Streichhölzern.
    „Hätten wir doch bloß 'ne Maggi-Suppe gekocht«, stöhnte er.
    »Papi macht aus der Hähnchenbraterei eine kultische Handlung, und seitdem ihm das eine Steak in den Wassereimer gefallen ist, hat er eine Stinklaune. Kannst du nicht kommen und ihn loseisen?«
    Das war dann allerdings nicht mehr nötig. Er kam von selbst zurück und sah aus, als habe er soeben einen Kamin gereinigt. »Da oben geht viel zuviel Wind, und außerdem ist die ganze Kocherei eine Schnapsidee.
    Die Bengels sollen gefälligst zum Essen nach Hause kommen.«
    Ich verpflasterte die beiden Brandblasen, trichterte dem schmerzgepeinigten Heldenvater einen großzügig bemessenen Cognac ein und schickte ihn ins Bett.
    Kurz nach Mitternacht wurde er wieder herausgeklingelt.
    »Verflixte Brut!« schimpfte der so Geplagte, wickelte sich in seinen Bademantel, fahndete vergeblich nach den Hausschuhen und schlappte barfuß auf den Flur. Plötzlich ohrenbetäubender Krach, irgend etwas klirrte, ein dumpfer Fall, dann Stille …
    Himmel, die Rollschuhe! Steffi hatte sie nach bewährter Methode mal wieder im Flur stehengelassen in der berechtigten Erwartung, irgend jemand würde sie schon aus dem Weg räumen. Jetzt waren sie aus dem Weg, und die große Bodenvase ebenfalls.
    »Na warte, wenn ich Stefanie in die Finger kriege …« jammerte Rolf und feuerte einen Rollschuh gegen die Küchentür. Es klirrte noch einmal. Diesmal war es der Blumentopf.
    Erneutes Klingeln. Ich sprang aus dem Bett, umrundete Rolf, der auf dem Boden lag und seine Gliedmaßen sortierte, und rannte zur Tür.
    »Euch sollte man rechts und links eins hinter die Ohren …«
    Vor mir stand ein Polizist, flankiert von Sven und Sascha. Am Straßenrand parkte ein Streifenwagen.
    »Sin des Ihr Kinner?«
    »Nein. Behaupten sie das?« Rolf hatte sich wieder aufgerappelt, fischte aus der Bademanteltasche eine zerdrückte Zigarette – er hat überall welche! – und suchte nach Streichhölzern.
    Der Polizist wurde unsicher. »Ich kenn die Buwe net, awe sie hawe die Adress do ogegewe. Sie heiße doch Sanders?« Dabei schielte er verstohlen auf das Namensschild.
    »Jetzt macht doch keinen Quatsch«, bettelte Sven, und Sascha ergänzte eilfertig: »Wir haben ja gar nicht gestreunt, und von wegen einbrechen, das ist doch Blödsinn. Da war die Katze von Hardy, und ich hatte sie ja auch schon am Schwanz, aber da ist dann der Stuhl umgeflogen, und da haben die gesagt, wir wollten ins Fenster steigen, und dann …«
    »Jetzt kommt erst mal rein. Sie natürlich auch«, sagte Rolf mit einem resignierenden Blick zu dem uniformierten Gesetzeshüter. »Und du ziehst dir zweckmäßigerweise etwas an!« Der mißbilligende Seitenblick galt meinem nicht gerade züchtigen Schlafanzug. Ich verzog mich ins Bad und dann in die Küche. In Fernsehkrimis dürfen Polizisten niemals Alkohol trinken, wenn sie im Dienst sind. Vielleicht sollte ich es mal mit Kaffee versuchen?
    Während der nächsten Viertelstunde hörten wir drei verschiedene Versionen des nächtlichen Zwischenfalls, von denen zwei halbwegs übereinstimmten. Demnach hatten Sven und Sascha angeblich nicht schlafen können – »wegen der Ameisen, die da plötzlich überall herumkrabbelten« –, und in die Überlegungen, ob man nun den Standort wechseln oder lieber in die häuslichen Betten zurückkehren solle, war Wolfgang geplatzt. Zu dritt hatte man sich zu einem Abendspaziergang entschlossen, in dessen Verlauf eine Katze ihren Weg gekreuzt hatte.
    »Das war die von Hardys Oma«, erzählte Sascha weiter. »Wir wollten sie einfangen und dem Hardy ins Zelt setzen. Na ja, und da sind wir eben hinterher. Aber das Biest ließ sich nicht kriegen. Endlich hatten wir es auf eine Terrasse getrieben, aber dann war überall Licht, und plötzlich hat uns der Bul … hat uns der Polizist gekrallt!«
    Der schaufelte sich den dritten Löffel Zucker in seine Tasse und

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