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Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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schließlich schied man in der gegenseitigen Auffassung, zwei recht vergnügliche Nachmittage verbracht zu haben.
    Rolf erfuhr tatsächlich nichts von diesem Arbeitseinsatz und war deshalb auch einigermaßen überrascht, als er bei seinem nächsten Zusammentreffen mit der Ordnungsbehörde zu hören bekam: »Sie legen Ihre Aufsichtspflicht wirklich etwas sehr großzügig aus!«
    Es war am Dienstag nach Pfingsten. Sven hatte sich ein paar Tage lang bei seinem Freund Jochen einquartiert. Aus diesem Grunde hatte Sascha hinten im Garten das Zelt aufgebaut, wo er mit Andy und Manfred zu nächtigen beabsichtigte.
    »Wenigstens haben wir sie hier unter Kontrolle«, behauptete Rolf, als er sein Einverständnis bekundete.
    Am frühen Morgen weckte uns Gebrüll. Dumpfe Laute, die an den Alarmruf wütender Gorillas erinnerten, schallten durch den Garten, übertönt von Saschas pathetischer Prophezeiung: »Die Geier werden dich zerfleischen, wenn du dein unwürdiges Leben am Marterpfahl ausgehaucht hast.«
    »Ich dachte, die sind über das Winnetou-Alter längst hinaus«, knurrte Rolf und tastete nach seiner Armbanduhr. »Noch nicht mal halb sieben, sind die eigentlich verrückt geworden?«
    An Schlafen war nicht mehr zu denken, also stand ich auf und öffnete das Fenster.
    Am Mirabellenbaum, gefesselt mit einer Wäscheleine, stand ein etwa sechzehnjähriges schmächtiges Bürschlein, das an den Stricken zerrte und immer wieder beteuerte: »Kindsköpf, lausige! Ich sags euch, ihr kriegt en ganz g'waldige Ärger!«
    »Steh bloß schnell auf, dein ganz spezieller Liebling hat mal wieder irgendeinen Blödsinn gebaut!« rief ich meinem gähnenden Mann zu, bevor ich nach meinem Bademantel griff und in den Garten lief.
    Der Gefangene seufzte erleichtert, als er mich sah. »Jetzt häng i scho seit übere Stund do fescht und dabei haw i mein Tour noch net emol halwa g'schafft!«
    Mit einem bedauernden Seitenblick auf mich band Andy den Gefangenen los, während Sascha meinte: »Ob man dein Käseblatt eine Stunde früher oder später auf den Lokus hängt, ist doch nun wirklich egal.«
    Es handelte sich bei dem bedauernswerten Opfer um den Zeitungsjungen, den die drei Camper unter irgendeinem Vorwand in den Garten gelockt und dann gekidnappt hatten.
    »Mit dem hatte ich nämlich noch ein Hühnchen zu rupfen«, entschuldigte Manfred diese Entführung. »Der hat mir neulich im Freibad die Luft aus meinem Fahrrad gelassen und dann auch noch die Ventile geklaut!«
    »Ha, awer nur, weil du mir mei Mofa an de Laternemaschde gekettet hosch. I hab äscht die Eisensäg hole gmüßt um das Schloß uffzukriege!«
    »Vielleicht könntet ihr künftig eure Privatfehden woanders austragen!« Rolf war dazugekommen, hörte sich geduldig Gründe und Gegengründe für den offenbar schon seit längerem bestehenden Partisanenkrieg an und beendete schließlich die Debatte mit einem Fünfmarkstück, das er dem Zeitungsjungen in die Hand drückte. Der zeigte sich nunmehr besänftigt.
    Nicht so die Abonnenten. Es hagelte telefonische und briefliche Beschwerden bei den Eltern des unzuverlässigen Boten; die gaben sie mit einer ausführlichen Begründung an die Zeitung weiter, und die fahndete dann nach den wahrhaft Schuldigen. Irgendwie bekam Herr Zimmermann Wind von der Sache – die unmittelbare Nachbarschaft mit einem Polizisten ist nicht immer vorteilhaft – und erteilte dem nachlässigen Vater einen inoffiziellen Rüffel, den er mit der vorwurfsvollen Feststellung krönte: »Früher isch des do e sehr ruhiges Wohnviertel gwese!«

4
    »Weißt du eigentlich, daß die Zwillinge bald in die Schule kommen?«
    »Na und? Inzwischen wirst du doch wohl die Ganzwort-Methode beherrschen und das Rechnen mit Klötzchen und Steinchen auch. Was gibt es also sonst noch für Probleme? Sag mir lieber, wie ich die zwanzig Flaschen Wein verbuchen kann. Sind das Geschäftsunkosten oder Spesen?«
    Ich hatte entschieden den falschen Augenblick erwischt. Rolf brütete über seiner Steuererklärung, die schon längst fertig sein sollte, deren Bearbeitung er aber immer wieder hinausgeschoben hatte.
    »Heutzutage gehört wirklich mehr Verstand dazu, die Einkommensteuer auszurechnen, als das Einkommen zu verdienen!« stöhnte er, blätterte die Bankauszüge durch und meinte giftig: »Diese Dinger sind das bequemste Mittel, festzustellen, wie sehr man über seine Verhältnisse gelebt hat. Kannst du eigentlich nicht mit etwas weniger Haushaltsgeld auskommen?«
    Und ich hatte gerade um

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