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Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Zwillinge langweilten sich, und immerzu kann man auch nicht Memory oder MauMau spielen.
    »Ihr könnt mir beim Entrümpeln helfen«, schlug ich Nicki vor.
    »Och nee, da sind immer so viele Spinnen. Dürfen wir nicht lieber die Kacheln im Badezimmer abwaschen? Du hast doch gesagt, die sind mal wieder fällig.«
    »Von mir aus. Aber setzt nicht alles unter Wasser!«
    Naja, und wenn schon, Hauptsache, die beiden sind eine Zeitlang beschäftigt.
    Kurz darauf gluckert und plätschert es wie bei einer Flottenparade, ein Stück Seife kommt die Treppe heruntergeschliddert, ein Waschlappen folgt, danach ein empörter Aufschrei: »Nicht immer in die Augen!«, dann plötzlich Ruhe.
    Eine sofortige Besichtigung des Tatortes ergibt folgendes Bild: Das Bad ist übersät mit nassen Wattebällchen, die Badewanne vollgestopft mit Puppen und Stofftieren, sämtliche Wasserhähne einschließlich Dusche sind voll in Betrieb, und während Nicki mit dem Rasierpinsel aus Marderhaaren (Großhandelspreis 37 Mark) die Tür bearbeitet, reinigt Katja mit Badeschwamm und Scheuersand die Waage. Das einzig noch halbwegs Trockene im ganzen Raum sind die Wände.
    Wer wollte denn im Urlaub zu Hause bleiben??
    Nach zwei Stunden habe ich das Schlachtfeld aufgeräumt, die kaputte Waage in die Mülltonne geworfen (Warum hatte ich sie nicht schon längst vor die Kühlschranktür gestellt, wo doch dies der einzig richtige Platz wäre?) – und die klatschnassen Puppen auf die Wäscheleine gehängt.
    Schuldbewußt kommt Nicki angeschlichen. »Kann ich dir helfen?« Schon wieder etwas besänftigt – schließlich hatte das Bad wirklich eine Generalreinigung nötig gehabt – bitte ich sie, die beiden Waschbecken trockenzureiben.
    »Ich hole inzwischen frische Handtücher.«
    Sekunden später rauscht die Wasserspülung. In der Annahme, meine Tochter dehnt ihren Tätigkeitsdrang schon wieder über das ganze Bad aus, rufe ich warnend: »Die Toilette ist schon fertig!«
    Darauf Katjas empörte Frage: »Soll ich nu deshalb in die Wanne pinkeln?« Warum kann man Sechsjährige noch nicht ins Ferienlager schicken?
    Schon wieder so ein Tag, der eigentlich zu Ende gehen müßte, solange es noch Morgen ist. Bleigrauer Himmel, Wolkenberge, leichter Ostwind. Auch das Thermometer hatte vom Wetter eine sehr niedrige Meinung.
    »Genau die richtige Temperatur, um im Garten zu arbeiten«, freute sich Rolf. »Nicht zu heiß und nicht zu kalt. Ich werde heute die Brombeeren setzen.«
    Zeit dazu wurde es wirklich. Bestellt hatte er die Pflanzen Anfang Dezember, geliefert wurden sie Ende Februar, und nun standen sie immer noch verpackt im Keller und waren lediglich von Sven hin und wieder bewässert worden.
    »Was hältst du davon, wenn wir die Sträucher parallel zur Hecke setzen?«
    »Mir egal.«
    »Allerdings müßte dann die Wäschespinne weg«, überlegte Rolf weiter.
    »Dann setz sie eben woanders hin.«
    »Wie wär's neben dem Erdbeerbeet?«
    »Mir egal.« Ich las gerade einen interessanten Bericht über neu erschlossene Feriengebiete in der Südsee. Da war von kilometerlangen Sandstränden die Rede und von schattenspendenden Palmen … »Der Berberitzenstrauch müßte auch einen anderen Standplatz kriegen, man bleibt dauernd an den Stacheln hängen«, klang es sehr prosaisch in meine Träume. »Am besten bringen wir ihn dicht an den Zaun. Oder was meinst du?«
    »Mir egal«. Was ging mich die Berberitze an, wenn ich im Geiste wogende Palmen vor mir sah.
    »Ein bißchen mehr Interesse könntest du ruhig zeigen, letzten Endes ist es ja auch dein Garten!« Rolf faltete beleidigt die Zeitung zusammen, schob die Kaffeetasse zurück und verschwand Richtung Keller.
    Bis zum Mittagessen hatte er drei Brombeerpflanzen eingegraben. Kurz vor dem Abendbrot waren alle sieben im Boden. Die Wäschespinne steht aber noch heute an ihrem ursprünglichen Platz, so daß die Tischdecken beim geringsten Luftzug an den Dornen kleben, und an der Berberitze picken wir uns auch immer noch, nur häufiger, denn sie ist größer geworden und ragt teilweise schon auf die Terrasse.
    Im übrigen hat Rolf seither nicht mehr den Wunsch geäußert, der Gesundheit zuliebe im Garten zu arbeiten. Ein Mann ist eben so jung, wie er sich fühlt, wenn er versucht hat, es zu beweisen!
    Und dann war wieder Leben im Haus! Die Knaben brachen über uns herein wie Heuschrecken und schienen sich während ihrer Abwesenheit verdoppelt zu haben. Sie waren überall. Hatte ich Sascha eben noch vom Kühlschrank vertrieben,

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