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Jedes Kind Kann Regeln Lernen

Titel: Jedes Kind Kann Regeln Lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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folgenden Geschichten wirft diese zwei Fragen auf. Wenn Sie Lust haben, können Sie beide beim Lesen für sich selbst beantworten:
    Paul war 8 Monate alt, als seine Eltern zur Beratung kamen. "Er ist ein schreckliches Kind," seufzte die Mutter. "Er macht uns einfach fertig. Dabei hatten wir uns so auf ihn gefreut! Vom ersten Tag an hat er stundenlang gebrüllt. Wir haben ihn nur herumgetragen. Nachts hat er zum Glück einigermaßen geschlafen. Wir dachten an Drei-Monats-Koliken. Aber nach drei Monaten wurde es nicht besser. Im Gegenteil: Paul schrie und weinte eher noch mehr. Er wurde sogar eine Woche lang im Krankenhaus durchgecheckt, aber man hat nichts gefunden. Paul will immer mehr. Er weint jetzt auch auf dem Arm. Alle paar Minuten will er eine ganz neue Beschäftigung. Wenn ich spülen will, räume ich für ihn nach und nach die halbe Küche aus, und selbst kriege ich in einer Viertelstunde kaum mehr als eine Tasse sauber. Sogar zur Toilette muß ich ihn mitnehmen. Er beschäftigt sich nicht eine Minute allein. Was soll ich nur tun?"
    Olivers Mutter weinte am Telefon, als sie um einen Termin bat. Sie war mit ihrem Zweijährigen gerade aus der Spielgruppe "geflogen". Die Leiterin war der Meinung gewesen, Oliver sei zu aggressiv und für die Gruppe nicht tragbar. "Ich habe manchmal Angst vor ihm", sagte sie. "Er ist richtig böse. Er beißt und tritt mich. Einmal hat er mit dem Kassettenrecorder nach mir geworfen. Sobald ihm was nicht paßt, brüllt er wie am Spieß. Ich halte es nicht mehr aus."
    Carola ist dreieinhalb. Sie weigert sich zu essen und wird deshalb grundsätzlich gefüttert. Sie kann sich nach Belieben übergeben und macht recht häufig davon Gebrauch. Oft kaut sie eine halbe Stunde an ihrem Frühstück herum, ohne etwas herunterzuschlucken. Ein großer Teil des Tages ist bestimmt von Auseinandersetzungen und Diskussionen um das Thema "Essen".
    Miriam , gerade 6 Jahre alt, hat vor kurzem ein Brüderchen bekommen. Anstrengend war sie schon immer, aber jetzt findet ihre Mutter sie "einfach unerträglich". "Jeden Morgen trödelt sie. Sie zieht sich nicht an und läßt sich ewig Zeit beim Frühstücken. Zwei- bis dreimal pro Woche geht sie nicht in den Kindergarten, weil wir einfach nicht rechtzeitig fertig werden. Sie weigert sich grundsätzlich, etwas aufzuräumen. Es endet nach langen Auseinandersetzungen meist damit, daß ich es tun muß. Sie läßt ihr Brüderchen einfach nicht in Ruhe. Sogar wenn er bei mir auf dem Arm ist, zerrt sie an ihm, bis ich ihr den Kleinen gebe. Außerdem gibt es jeden Abend zwei Stunden Kampf, bis sie endlich im Bett ist."
    Vicky ist 8 Jahre alt, ein eher schüchternes, zurückhaltendes Mädchen. Seit zwei Wochen will sie nicht mehr zur Schule gehen. Jeden Morgen läuft sie bis zu zehnmal zur Toilette, bevor sie das Haus verläßt. Jeden Morgen klagt sie über Bauchschmerzen und versucht ihre Mutter dazu zu bringen, daß sie zu Hause bleiben darf. Dreimal ist es ihr schon gelungen.
    Antworten auf diese Fragen finden Sie im weiteren Verlauf des Buches.
Kapitel 1: Das Wichtigste in Kürze
    • Ohne Beispiel und Liebe ist Erziehung nicht möglich
    Aber wenn Beispiel, Liebe und gute Worte nicht ausreichen, brauchen Eltern Handwerkszeug, auf das sie zurückgreifen können.
    • Unsere Kinder sind nicht "schwieriger"
    Aber viele Eltern sind selbstkritischer und unsicherer als früher. Sie wissen, daß ihre Kinder Grenzen brauchen. Sie wüßten gern genauer, wie sie wirksam sinnvolle Grenzen setzen können.
    Unsere Kinder fordern uns heraus Fallbeispiele von "schwierigen" Kindern zwischen acht Monaten und acht Jahren zeigen, mit welchen schwierigen Anforderungen Eltern zurechtkommen müssen.

WELCHE REGELN SOLL MEIN KIND LERNEN?

    In diesem Kapitel erfahren Sie...
    • welche Regeln Kinder in welchem Alter lernen können
    • wie Eltern Regeln für ihre Kinder auswählen
    • welche Probleme zwischen Eltern und Kind besonders oft vorkommen

Welche Regeln in welchem Alter?
    Für die betroffenen Eltern sind es "Problemkinder": das Baby, das stundenlang brüllt, das Kleinkind, das beißt und haut, die "schlechte Esserin", das "unerträgliche" Kindergartenkind, das Schulkind mit den Bauchschmerzen. Alle Eltern sind sich in einem Punkt einig: "So hatten wir uns das nicht vorgestellt!"
    Haben Sie sich schon mal Gedanken darüber gemacht, wie Sie sich die Entwicklung Ihres Kindes eigentlich vorstellen? Die Wunschvorstellungen der Eltern und die Regeln, die ihr Kind tatsächlich

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