Jedi Quest 07 - Die Schattenfalle
Aus der Felswand ragten rasiermesserscharfe Steinkanten hervor.
In einem niedrigen Bereich weiter vorn war ein wendiger, silberner Kreuzer geparkt. Obi-Wan erkannte den Typ nicht, doch ihm war sofort klar, dass Omega damit an die Oberfläche und dann aus Mawans Atmosphäre in die Galaxis fliegen konnte. Er würde wieder entkommen. Und er war nur Sekunden davon entfernt. Er stieg gerade ins Cockpit, Feeana an den Fersen.
Dieses Mal würde es ihm nicht gelingen.
»Hab immer einen Fluchtplan in der Hinterhand«, sagte Omega, als er in dem kleinen Kreuzer stand. Die Kanzel des Cockpits war noch immer offen. »Das hat mir mein Vater beigebracht.«
Etwas in Omegas Gesichtsausdruck hielt Obi-Wan davon ab weiterzugehen. Omega würde für seine Flucht auch Feeana opfern. Obi-Wan wusste es, Omega wusste es. Die Einzige, die es nicht wusste, war Feeana. Sie stand noch immer an der Seite des Schiffes und wartete ungeduldig darauf, dass Omega sich setzte, damit sie auf den Passagiersitz klettern konnte.
Außerdem war Obi-Wan verblüfft. Bei seinen Nachforschungen hatte er erfahren, dass Omega seinen Vater nie gekannt hatte.
»Überrascht?«, fragte Omega. Er trödelte jetzt beinahe, so als hätte er alle Zeit der Welt. »Ich hatte meine Gründe, die Identität meines Vaters geheim zu halten. Aber ich denke, es ist an der Zeit, dass ich mir das Vergnügen gönne, Euch die Wahrheit zu sagen. Ich bin der Sohn von Xanatos von Telos.«
Xanatos! Obi-Wan hatte das Gefühl, als hätte man ihm einen Schlag versetzt. Qui-Gons ehemaliger Padawan, der zur Dunklen Seite der Macht übergetreten war. Qui-Gons größter Feind. Obi-Wan hatte das Böse gesehen, das Xanatos angerichtet hatte. Xanatos war sogar in den Tempel eingedrungen und hatte versucht, Yoda zu töten.
»Ihr habt meinen Vater getötet«, sagte Omega. »Er war größer als sein Meister und das konnte Qui-Gon nicht ertragen, deshalb brachte er ihn um - mit Eurer Hilfe.«
»Er hat sich selbst umgebracht«, sagte Obi-Wan. »Er hat es vorgezogen, auf Telos in einen giftigen Teich zu springen, statt sich von Qui-Gon gefangen nehmen zu lassen. Qui-Gon hatte sogar versucht, ihn zu retten.«
»Mein Vater hätte sich niemals selbst umgebracht!«, rief Omega.
»Ihr habt Euer ganzes Leben damit zugebracht, Euch Eure eigene Wahrheit zu basteln«, sagte Obi-Wan. »Aber sie entspricht nicht den Tatsachen.«
»Granta, lasst mich hinein«, sagte Feeana. Ihre Stimme klang beinahe flehend. »Wir müssen hier verschwinden!«
»Mein Vater hat mich beschützt!«, sagte Omega. »Er hat mir Geschichten über die Jedi und den Tempel erzählt und wie sie die Macht missverstehen.« Bitterkeit schlich sich in seine Stimme. »Er hatte gehofft, dass ich seine Gabe erben würde. Doch er wusste, als ich noch ein Kind war, dass ich niemals Macht-sensitiv sein würde.«
Obi-Wan sah die Wunde. Er sah Omegas Schmerz. »Und er war enttäuscht«, sagte Obi-Wan.
»Er hinterließ mir seine Firma!«, schrie Omega prahlerisch. So als hätte ihm sein Vater etwas Besseres als Liebe, etwas Besseres als Zustimmung geschenkt. »Er hinterließ mir sein Vermögen in Form von Offworld!«
Offworld war eine Firma, die Xanatos gegründet hatte, ein Minen-Unternehmen, das seinen Reichtum durch die Arbeit von Sklaven, durch Bestechung und Gewalt erlangt hatte. Omega hatte seinen Reichtum also nicht selbst erarbeitet; er hatte mit Offworld schon eine Basis gehabt.
Obi-Wan hätte sich am liebsten selbst den Tunnel hinab gestoßen. Warum war er nicht darauf gekommen? Er hätte wissen müssen, dass hinter all den Anspielungen und Beleidigungen etwas Persönliches gesteckt hatte. Dass Omegas Gefühle ihm und den Jedi gegenüber von Bitterkeit geprägt waren. Er hätte es wissen müssen!
Er hatte alle Hinweise gehabt. Weshalb sonst hätte Sano Sauro den talentierten Jungen aufnehmen und auf eine Schule schicken sollen? Sauro war kaum ein Wohltäter der Armen. Er hatte Xanatos gut gekannt und war selbst auf Telos tätig gewesen. Und dann war da das Geheimnis über die Herkunft des Jungen - weshalb hatten Mutter und Sohn auf Nierport Sieben, einem trostlosen
Tankstopp-Asteroiden, gelebt? Natürlich weil sie sich versteckt hatten. Xanatos hatte sie dorthin geschickt. Und als er gestorben war, hatten sie keine Möglichkeit gehabt, von dort wegzugehen.
Omega gab Obi-Wan die Schuld am Tod seines Vaters. Er war verbittert, weil er das Talent seines Vater nicht geerbt hatte. Also jagte er der Macht durch die ganze Galaxis
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