Jenny ist meistens schön friedlich
flüstert Jenny.
»Rede doch vernünftig!«, sagt Papa. »Dies Geflüster macht mich ganz nervös! Nein, auch keine Katze, die zerkratzt uns unsere schönen Möbel und die Tapeten. Eine Katze kommt mir nicht ins Haus.
»Hamster kratzen nicht«, sagt Jenny jetzt mit ihrer normalen Stimme. »Niko hat einen Hamster, und der kratzt nicht.«
»Aber dafür machen Hamster einen wahnsinnig«, sagt Papa. »Hamster schlafen am Tag, und nachts sind sie wach, und dann rennen sie wie blöde in ihrem Käfig herum und wecken das ganze Haus. Nein, auch keinen Hamster, schmink dir das ab, Fräulein.«
Jenny ist still und kaut tapfer ihr Brot, das ohne Marmelade ganz langweilig schmeckt. Aber beim Mittagessen fällt ihr wieder etwas ein.
»Katrin hat Mäuse, du, Papa!«, sagt sie. »Das ist toll, die kriegen immer Junge, und jetzt haben sie schon drei Käfige voll!«
»Hast du immer noch nicht genug von diesem Thema?«, sagt Papa. »Nein, auch keine Mäuse. Mäuse stinken, aus und Schluss.«
Jenny weiß genau, dass das nicht stimmt. Bei Katrin im Zimmer stinkt es kein bisschen, es riecht nur ganz wunderbar nach Maus. Aber wenn sie das Papa sagt, geht er bestimmt trotzdem nicht mit rauf, um mal zu riechen.
Wenn Papa glaubt, Mäuse stinken, dann ist nichts zu machen.
Am nächsten Tag regnet es in Strömen, und als am Nachmittag endlich die Sonne scheint, spielt Jenny mit Niko vor dem Haus.
»Macht dein Hamster dich wahnsinnig, Niko?«, fragt sie und versucht beim Hüpfen nicht auf die Fugen zwischen den Steinen zu treten.
»Nee«, sagt Niko und hüpft hinter ihr her. »Jetzt kann er schon meinen Arm rauf- und runterkrabbeln, im Ärmel drin!«
»Oh!«, sagt Jenny. Sie hätte auch gerne ein Tier, das ihr im Ärmel hochkrabbelt.
»Mein Papa kauft mir kein Tier«, sagt Jenny.
»Du musst dir selbst eins fangen«, sagt Niko.
»Ein wildes?«, fragt Jenny erschrocken.
»Du musst es zahm machen«, sagt Niko. »Das geht.«
Jenny nickt nachdenklich. Sie denkt an die Löwen und Tiger im Zirkus. Die hatte auch ein Mann zahm gemacht, der hieß Dompteur.
»Ich kann auch Dompteur sein«, sagt Jenny.
»Mit mir«, sagt Niko, und dann laufen sie um den ganzen Block und suchen, aber sie finden kein einziges wildes Tier.
Nur Regenwürmer stecken ihre glasigen Köpfe aus der feuchten Erde, und da denkt Jenny, dass sie dann eben die nimmt. Richtige Kunststücke können sie sicher nicht lernen, aber den Arm rauf und runter krabbeln sie vielleicht auch. Und sie brauchen keinen Auslauf, deshalb ist es keine Tierquälerei, und die Tapeten zerkratzen sie auch nicht mit ihren glibberigen rosa Bäuchen. Jenny glaubt nicht mal, dass sie stinken. Sie wird ganz aufgeregt.
»Bring mir mal deinen Sandeimer, Niko«, sagt Jenny.
Als Jenny nach oben kommt, bringt sie den Eimer gleich in ihr Zimmer. Dann macht sie die Tür zu.
»Guck mal, Lisa«, sagt Jenny.
Lisa hockt sich vor den Eimer auf den Boden. »Gummiteddy!«, ruft sie und greift mit ihrer dicken kleinen Hand hinein.
»Nein, Mensch, Lisa!«, sagt Jenny erschrocken. »Das sind doch jetzt unsere Haustiere! Die machen wir zahm! Wir sind jetzt Dompteure.« Und dann setzt sie Lisa einen Wurm aufs Handgelenk und auf ihr eigenes auch und wartet, dass sie die Arme hochkrabbeln.
Als Mama zum Abendbrot ruft, tut sie beide auf den Fußboden. Wenn sie immer nur im Eimer leben müssen, werden sie vielleicht noch ganz traurig.
»Ich und Niko haben draußen heute wilde Tiere gefangen, Papa«, sagt Jenny und setzt sich auf ihren Stuhl.
»Niko und ich«, sagt Papa. »Es heißt: Niko und ich, nicht: ich und Niko.«
»Ja, ich und Niko waren das«, sagt Jenny. »Und ich und Lisa machen sie jetzt zahm. Wir sind nämlich Dompteure, nicht, Lisa?«
»Töre!«, schreit Lisa und haut mit dem Löffel auf den Tisch. »Ja!«
»Ich denke, ihr seid Akrobaten?«, sagt Papa. »Oder war das gestern? Und Flugzeugmechaniker? Aber da kriege ich wohl was durcheinander?«
»Jetzt sind wir Dompteure, Papa«, sagt Jenny ungeduldig. »Und die Tiere sind in meinem Zimmer eingesperrt. Auf dem Fußboden.«
»Na wunderbar«, sagt Papa und reißt seine Bierdose auf.
»Darf ich sie behalten, Papa?«, fragt Jenny ängstlich. »Sie stinken auch nicht, wirklich.«
Papa lacht und klopft ihr auf die Schulter. »Aber klar, Jenny«, sagt er. »So viele und so lange du willst.«
[zurück]
Wem geht es am schlimmsten?
Jenny und Niko sitzen auf dem Fahrradständer vor der Haustür und warten auf die Müllmänner. Sie hebeln
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