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Jenseits der Finsterbach-Brücke

Jenseits der Finsterbach-Brücke

Titel: Jenseits der Finsterbach-Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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abhalten.« Damit schwang sie sich auf Ostwind, half Mama hinauf und galoppierte quer über den Platz auf die Männer zu, die zu beiden Seiten von Onnar gingen. Die Männer sahen sie kommen und blieben verwundert stehen.
    »Almut!«, rief Joern. »Was hast du …?«
    Da fühlte er, wie ihn zwei starke Arme packten und hochhoben. Gleich darauf saß er auf Nordwinds samtschwarzem Rücken. Holm hockte bereits hinter ihm und Flop machte einen riesigen Satz und landete in Joerns Armen.
    Joern drückte ihn mit einer Hand an sich, hielt sich mit der anderen an Holm fest und spürte den Regen im Gesicht, als Nordwind lospreschte. Er folgte Almuts Pferd über den Platz, wo die beiden Männer jetzt auseinanderstoben, weil sie nicht niedergetrampelt werden wollten. Nur Onnar blieb stehen und sah den Pferden ruhig entgegen. Almut lenkte Ostwind haarscharf an ihm vorbei. Dann waren sie mit Nordwind neben Onnar. Holm beugte sich noch einmal hinunter – Joern begriff und half mit der freien Hand, Onnar hochzuziehen, der seine Arme ja nicht benutzen konnte. Auf diese Weise schafften sie es, ihn vor Holm auf Nordwind zu hieven, und Flop jaulte vor Verwunderung.
    »So, und nun lauf!«, flüsterte Holm. »Lauf, mein Nordwind, lauf!«
    Und Nordwind lief. Nein: Er flog. Ein schwarzer Pfeil in der Schwarzen Stadt. Worte für Lasses Sammlung.
    Hinter ihnen setzte sich der Gefängniswagen wieder in Bewegung, um ihnen zu folgen. Jemand hatte ein Blaulicht darauf angebracht. Aber der Wagen konnte die Abkürzungendurch die Höfe nicht nehmen, die die Pferde einschlugen. Almut galoppierte mit wehenden roten Haaren voran und Joern sah, wie sehr sie die ganze Sache genoss. Es war ihr Plan gewesen, dachte Joern, nicht der von Holm.
    »Ihr seid ja verrückt!«, rief Onnar. »Wo wollt ihr hin? Sie werden uns einholen und alles wird noch schlimmer werden!«
    »Mach dir keine Sorgen!«, rief Holm. »Du kannst nichts dafür! Wir haben dich entführt!« Er lachte und Joern lachte auch und schließlich lachten sie zu dritt.
    Holm jagte Nordwind aus der Stadt hinaus, Almut nach, quer über die Felder. Und danach einen gewissen Pfad zwischen kränklichen Fichten entlang. Einmal drehte Joern sich um und sah, dass das Auto mit dem Blaulicht weit hinter ihnen zurückgeblieben war. Es war nicht dafür gemacht, sich quer über Felder zu bewegen. Das waren nur Pferde wie Nordwind, dachte Joern. Ein Glück, dass er einen so guten Reiter hatte. Und plötzlich durchzuckte es ihn, als hätte ihn einer von Lasses Pfeilen getroffen. Holm konnte reiten. Natürlich, er hatte vom Zirkus erzählt, wo seine Eltern gearbeitet hatten, und von den Ponys. Und vom Feuerspucken mit Spiritus. Das Feuer des Kjerks hatte nach Spiritus gerochen.
    Holm hatte Schauspieler werden wollen. Holm hatte als Einziger noch Arbeit im Bergwerk. Holm hatte Onnar an dem Tag besucht, an dem Joern später die blaue Flaumfeder auf Onnars Ärmel gefunden hatte. Holm hatte zu ihm gesagt, er solle sich vorsehen. Nicht nur in der Schwarzen Stadt.
    Es gab alles Sinn.
    Hier sitze ich, dachte Joern, auf Flints Pferd, und vor mir sitzt der Weiße Ritter. Und er ist nicht abgrundtief böse und verkommen. Nein, dachte Joern, der Weiße Ritter war nur unglücklich, genau so, wie Lasse es einmal gesagt hatte. Er hatte geglaubt, er müsste den Großen umbringen, damit alles gut würde. Pöhlke hatte ihn davon überzeugt. Und nun, wo er wusste, dass Pöhlke ihn belogen hatte, versuchte er Onnar zu retten.
    Onnar, seinen einzigen Freund.
    Das alles schoss Joern in einer einzigen Sekunden durch den Kopf und am Ende dachte er: Aber wo ist Lasse, mein einziger Freund?
    Und dann sah er ihn.
    Er stand auf der anderen Seite des Finsterbachs. Doch es gab keine Brücke mehr. Nur noch ein einziger dünner Baumstamm führte über die Todesschlucht.

Es war eine Brücke am Finsterbach
    L asse!«, schrie Joern.
    Ostwind und Nordwind kamen mit bebenden Flanken am anderen Ufer der Schlucht zu stehen, und gerade als ich durch die Mauer kroch, sprangen fünf Leute von ihren Rücken: Mama und Almut und Joern und Holm – und Onnar. In der Ferne näherte sich die Sirene eines Polzeiautos. Mir war sofort klar, dass sie Onnar befreit hatten, ehe jemand ihn wegen irgendetwas verurteilen konnte, das er nicht getan hatte.
    Es war genau wie in den Büchern.
    »Joern!«, rief ich. »Flint hat sich geweigert mitzugehen! Er ist hergekommen, um die Brücke einzureißen, und ich dachte, er ist hier, aber …«
    »Ich bin hier«, sagte

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