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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sogar.«
    Kylar richtete sich zu seiner vollen Größe auf, ließ die Schultern kreisen und lockerte seine Muskeln. »Das klingt nach einem großartigen Angebot, aber es gibt da drei Probleme«, sagte Kylar. Er lächelte. »Erstens, ich bin nicht Kylar.« Er lachte, und sein Gesicht verwandelte sich in ein hageres, pockennarbiges Antlitz mit einem strähnigen, blonden Bart. Er war Durzo Blint. »Zweitens, dieser Leichnam ist nicht Durzo.«
    »Was?«
    »Drittens«, fuhr er fort, »wenn jetzt jemand seinen Arsch bewegen würde …« Er räusperte sich.
    Zu spät drehte Neph sich um. Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob sich der Leichnam - und war Kylar. Schilde schossen um den Vürdmeister herum hoch.
    Die Haut in schwarzes Metall gehüllt, das Gesicht verdeckt durch die Maske des Urteils, Curoch in seinen Fäusten wie weiß glühende Krallen, griff Kylar an. Die Schilde des Vürdmeisters zersprangen wie Seifenblasen. Krallen von Curoch griffen auf der
ganzen Länge nach Neph Dadas Rückgrat. Acht blutige Punkte ragten aus seinem Rücken. »Drittens, ich bin nicht tot«, sagte Kylar und hob Neph vom Boden hoch. »Und dies ist Curoch.«
    »Scheiße, das waren vier Dinge, oder?«, bemerkte Durzo.
    Neph Dada schrie. Er stieß krampf haft die Arme von sich. Die Vir sprangen an die Oberfläche jedes Zolls seiner Haut. Neph kreischte und kreischte, während weißes Licht durch jede Ader seiner Vir explodierte. Kylar brüllte und riss die Krallen in entgegengesetzte Richtungen, so dass er den Vürdmeister entzweibrach.
    Die magischen Mauern um Durzo herum lösten sich in nichts auf, und in der Halle der Winde herrschte Schweigen. Kylar steckte Curoch in die Scheide auf seinem Rücken und hob vorsichtig Iures hoch. Er warf es Durzo zu. »Ihr hättet mir ein paar Sekunden Zeit geben können«, sagte Kylar. »Ihr habt mich erst vor zehn Minuten die Kunst des schnellen Heilens gelehrt. Was wäre, wenn ich es beim ersten Versuch nicht richtig hinbekommen hätte?«
    Durzo grinste. Bastard.
    Ein Erdbeben erschütterte den Boden.
    Kylar blickte zur Kuppel hinauf, hundert Meter über ihm, die im Rhythmus mit dem Boden zitterte. Zu seinen Füßen sah Kylar den Brennpunkt, durch den Neph all die Macht bezogen hatte, die er für sein Werk mit Iures gebraucht hatte. Es war ein Lederbündel, uralt, rissig und vergilbt, mit eingenähten Juwelen und einem abscheulichen, ausgetrockneten, unbehaarten, knochenlosen Totenschädel, der formlos von der Vorderseite aus grinste. Dieser Gräuel war Khali.
    Er hob Curoch hoch und rammte seine Spitze durch den Fetisch.
    Ein Dutzend Vürdmeister schrien auf, aber nichts geschah. Das
Zischen entweichender Luft war zu hören, und der Boden unter dem Fetisch und Curoch öffnete sich.
    Kylar trat zurück, und der Boden öffnete sich weiter, wie ein Sargdeckel. Darin lag eine Frau. Ihr Haar war lang und blond, sorgfältig in kleinen Zöpfen und Locken angeordnet. Ihre mit langen Wimpern umkränzten Augen waren geschlossen, ihre Wangen gerötet, die vollen Lippen rosig, die Haut von makellosem Alabaster. Aus irgendeinem Grund war das Mädchen in Kylars Augen eine Ansammlung von Einzelheiten, die sich weigerten, sich zu einer Frau zusammenzufügen: ein vertrautes Grübchen hier, die Wölbung ihres Halses. Ihr Kleid war aus weißer Seide, schmal geschnitten für ihre Figur, rückenfrei, kühner und skandalöser als alles, was Elene getragen hätte. Elene. Kylar taumelte rückwärts. »Elene!«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Sie holte Luft. Wunderschöne, braune Augen wurden geöffnet. Kylars Knie wurden weich. Sie streckte mit einer königlichen Gebärde die Hand aus, und als er sie ergriff, erhob sie sich beinahe magisch auf die Füße. Jede Bewegung sprach von perfekter Anmut.
    »Du … du hast keine Narben«, sagte Kylar.
    »Ich kann Hässlichkeit nicht ertragen. Ich wollte schön sein für dich«, entgegnete Elene, und sie lächelte, und jeder Teil von ihr war Schönheit. »Kylar«, sagte sie sanft. »Ich brauche Curoch.«
    Er blickte in ihr lächelndes Gesicht und war verloren. Durch den Ka’kari sah Elene aus wie ein Erzmagier. Magie kreiselte in dichten Schwaden um sie herum. Elene besaß kein magisches Talent, aber dies war Elene.
    Sein Herz erstarrte.
    Aus einiger Entfernung hörte er, wie die Haupttüren der Halle aufgerissen wurden. Seine Knie prallten auf den Boden.

    »Kylar! Nein!«, rief Vi. Benommen beobachtete Kylar, wie die Türen weit geöffnet wurden. Hinter Vi trat Logan

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