Jerry Cotton - 2921 - Der Profit des Todes
Glauben Sie wirklich, das FBI ist so leicht hinters Licht zu führen?«
»Es war ein Versuch«, räumte der Mörder grollend ein. »Ich sagte mir, dass Mulligan ein zwielichtiger Typ war. Und wer in solchen üblen Kreisen verkehrt, der endet schnell als Leiche in der Gosse.«
»Auch Ihr zweiter Versuch, von sich selbst als Täter abzulenken, war nicht besonders erfolgreich. Sie können mir nicht erzählen, dass Sie Mulligan rein zufällig in dem Drogenhaus erschossen haben. Sie wollten bewusst den Verdacht auf andere Personen lenken. Deshalb haben Sie auch dafür gesorgt, dass die Leiche schnell gefunden wird. Es gibt zwar keine unmittelbar angrenzenden Nachbarn. Doch wenn jemand in dieser ruhigen Gegend einen Schuss hört, alarmiert er garantiert die Cops. Damit haben Sie gerechnet. Das erschien Ihnen viel sinnvoller, als Mulligan in aller Stille umzubringen und die Leiche verschwinden zu lassen.«
»Glauben Sie doch, was Sie wollen«, sagte der Killer störrisch.
»Sie haben eben selbst zugegeben, dass Sie die Speicherkarte aus Mulligans Kamera genommen haben. Aus welchem Grund?«
»Am 11. März war ich noch kurz in New Jersey gewesen, bei meiner Druckanlage. Dort hatte ich das unbestimmte Gefühl, beobachtet zu werden. Und später, als ich die Lagerhalle wieder verließ, erblickte ich wirklich Mulligans Lamborghini auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Wenn dieser Unglücksvogel Beweisfotos von meinem einträglichen Nebengeschäft gemacht hatte, dann musste ich diese Aufnahmen beseitigen. Und zwar möglichst bald.«
»Und – waren entsprechende Bilder auf der Speicherkarte?«
»Keine Ahnung, Agent Cotton. Ich habe sie weggeworfen, ohne den Inhalt zu prüfen. Wozu? Ich hatte ja dafür gesorgt, dass niemand sie mehr gegen mich verwenden konnte.«
Der Mörder kam sich wahrscheinlich sehr clever vor, weil er die Speicherkarte gestohlen hatte. Aber gerade dadurch war unser Misstrauen ja erst richtig erwacht. Es wäre zweifellos cleverer gewesen, einen Raubmord vorzutäuschen und sowohl die Kamera als auch die Kreditkarten und das Bargeld des Opfers mitzunehmen. Aber zum Glück sind Ganoven nicht immer so vorausschauend. Ich kam noch auf einen anderen Aspekt zu sprechen.
»Weiß Ihr Kompagnon eigentlich über Ihre einträglichen Nebengeschäfte Bescheid?«, fragte ich ruhig.
»Ich sage jetzt überhaupt nichts mehr. Finden Sie es doch selbst heraus, wenn Sie sich so schlau vorkommen.«
***
Um den Kompagnon konnten wir uns nicht persönlich kümmern, denn er hielt sich ja zurzeit in Europa auf. Aber es kam mir äußerst unwahrscheinlich vor, dass Stan Sheffield von den Machenschaften seines Partners nichts gewusst haben wollte. Das sah Mr High auch so und ließ mit internationalem Haftbefehl nach dem Kompagnon fahnden.
Wie wir später erfuhren, wurde Stan Sheffield in Paris verhaftet. Die französischen Kollegen stellten falsche Banknoten im Wert von 10.000 Dollar bei ihm sicher. Er hatte offenbar versuchen wollen, das Geld in die Schweiz zu schmuggeln, um es dort auf ein Konto einzuzahlen.
Wir befassten uns nun mit einer möglichen Verbindung zwischen Roberts und Danielle Chapman. Auf der Fahrt zu Roberts’ Haus auf Staten Island sprachen wir weiter über den Fall.
»Weißt du, was ich glaube, Jerry? Roberts hat genau gewusst, dass Mulligan an dem Abend Drogen kaufen wollte. Es ist schon so, wie du vermutet hast. Roberts wollte nicht nur den Paparazzo töten, sondern auch den Verdacht auf andere Personen lenken. Und dafür eignet sich so ein verdächtiger Tatort wie ein Drogenhaus natürlich ganz hervorragend.«
»Das stimmt. Die Frage ist nur, woher der Mörder gewusst hat, dass sein späteres Opfer an dem Abend Marihuana kaufen wollte. Mulligan selbst wird es Roberts nicht verraten haben, höchstens unabsichtlich. Aber wie soll das geschehen sein? Dann bleibt eigentlich nur ein Mensch übrig, der die Information preisgegeben haben könnte: Danielle Chapman, die Dealerin.«
Phil schüttelte den Kopf.
»Das ergibt keinen Sinn, Jerry. Die Chapman konnte sich doch denken, dass ihr kleines Drogenimperium in dem Moment auffliegt, wo die Cops das Haus durchsuchen. Und so ist es ja auch gekommen.«
Damit hatte mein Freund natürlich grundsätzlich recht, obwohl ich dafür auch eine plausible Erklärung hatte. Aber das Spekulieren brachte nichts. Zunächst wollten wir mit der Ehefrau des Mörders sprechen.
Doch als wir bei Constance Roberts eintrafen, war der
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