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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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anzurühren‹.« Aber Montgomery wagte es und schickte Truppenverstärkung ins Land.
    Am Samstag, dem 29. Juni 1946, begann sein Kommandeur, General Evelyn »Bubbles« Barker, mit der Operation Agatha, die sich gegen die zionistischen Organisationen richtete. Er verhaftete 3000 Juden – allerdings entging ihm Ben-Gurion, der zufällig gerade in Paris war. Barker befestigte drei »Sicherheitszonen« in Jerusalem und verwandelte den russischen Bezirk in eine Festung, der die Juden den Spitznamen Bevingrad gaben, abgeleitet von dem britischen Außenminister Ernest Bevin. Bei den Juden ging die Operation als Schwarzer Sabbat in die Annalen ein und machte Barker schlagartig zum Symbol der britischen Unterdrückung. Der General war Stammgast auf den Abendgesellschaften von Katy Antonius, die nun zu seiner Geliebten wurde: Seine leidenschaftlichen, indiskreten und hasserfüllten Liebesbriefe enthielten britische Militärgeheimnisse und wutschäumende Tiraden gegen Juden: »Warum sollten wir uns scheuen zu sagen, dass wir sie hassen?« Die Lechi versuchte, Barker mit einer Bombe, die in einem Kinderwagen versteckt war, umzubringen, und Menachem Begins Irgun plante mit Unterstützung der Lechi für Barkers Schwarzen Sabbat einen Vergeltungsschlag, der ein weltweites Echo finden sollte. Die Haganah war damit einverstanden, nicht aber Ben-Gurion und die Jewish Agency.
    Das King David Hotel war der weltliche Tempel im Jerusalem der Mandatszeit, und einen Flügel hatten die britischen Verwaltungsbehörden und Geheimdienste requiriert. Am 22. Juli 1946 brachten Irgun-Angehörige, getarnt als Araber und Hotelangestellte in nubischen Gewändern, Milchkannen mit 500 Pfund Sprengstoff in den Hotelkeller. [180]
    Montgomerys hartes Durchgreifen: der Fall des Major Farran
    Mit anonymen Anrufen im Hotel, bei der Palestine Post und im französischen Konsulat warnte die Irgun vor dem bevorstehenden Bombenanschlag, damit man das King David Hotel evakuieren konnte. Aber die Anrufe wurden ignoriert – und kamen zu spät. Ob diese Warnungen versehentlich oder absichtlich falsch gehandhabt wurden, ist nicht klar. Begin wartete in der Nähe: »Jede Minute erschien wie ein Tag. Zwölf Uhr einunddreißig, zwölf Uhr zweiunddreißig. Die Stunde null rückte näher. Die halbe Stunde war beinahe vorbei. Zwölf Uhr siebenunddreißig. Plötzlich schien die ganze Stadt zu beben!« Die Bomben zertrümmerten einen ganzen Flügel des Hotels und töteten 91 Briten, Juden und Araber. [267] Unter den Toten waren fünf Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes MI5, aber die »London Ladies« des Geheimdienstes überlebten, wankten mit vom Staub weißen Haaren aus den Trümmern und sahen aus »wie der Zorn Gottes«. Ben-Gurion verurteilte den Bombenanschlag: Er sah in Menachem Begin eine Bedrohung für die jüdische Gemeinde, und die Jewish Agency trat aus dem gemeinsamen Widerstandskommando aus.
    Der Anschlag auf das King David Hotel ließ die Briten noch härter durchgreifen – beschleunigte aber auch Londons Rückzug aus dem Mandat. In Jerusalem brachen die Beziehungen zwischen Juden und Arabern ab. »Von Tag zu Tag spannte sich unter der Haut Jerusalems ein unsichtbarer Muskel«, spürte Amos Oz. »So oder so prophezeiten fast alle Krieg.« Es »begann schon eine unsichtbare Trennwand Jerusalem zu teilen«. Gerüchte über drohende Massaker jagten den Juden Angst ein. Britische Zivilisten wurden aus Jerusalem evakuiert.
    Im Oktober verübte die Irgun einen Sprengstoffanschlag auf die britische Botschaft in Rom. Im November flog Montgomery erneut nach Jerusalem: »Ich sah Monty auf einer von Katy Antonys Partys«, erinnerte sich Nassereddin Nashashibi. Der Feldmarschall hatte vor, auf die Gräueltaten der Irgun mit rigorosen Maßnahmen zu reagieren. Ein neuer Polizeichef, Oberst Nicol Gray, rekrutierte harte Männer, ehemalige Polizisten und Mitglieder von Spezialeinheiten, für eine neue Sondereinheit zur Aufstandsbekämpfung. Ein typischer Rekrut war der hoch dekorierte Major Roy Farran von einer irischen Einheit des Special Air Service, dessen Karriere von schießwütigen Leistungen zeugte.
    Nach seiner Ankunft in Jerusalem brachte man Farran zum Briefing in den russischen Bezirk, anschließend gab es ein Abendessen im King David Hotel. Farran und die Sondereinheiten patrouillierten durch Jerusalem und hielten Ausschau nach Verdächtigen, um sie zu verhören, sofern man sie nicht gleich an Ort und Stelle erschoss. Da diese Sondereinheiten keinerlei

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