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Jesses Maria - Hochzeitstag

Jesses Maria - Hochzeitstag

Titel: Jesses Maria - Hochzeitstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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weiß, was er will und dass er damit eigentlich Leidenschaft und stundenlangen Sex an irgendeinem weißen Strand meint. Sex am Strand braucht kein Mensch, das ist nur im Lied romantisch. In der Realität möchte ich nicht wissen, wie es sich anfühlt, wenn man Sand im Getriebe hat. Sowas war aber mit Manni sowieso kein Thema, denn er hatte für alles Regeln und Zeiten. Das, was er unter Leidenschaft verstand, erledigte er sonntags nach dem Tatort.
    Aber Herr Jürgens singt in dem Lied auch: „Ich will, dass endlich etwas Neues beginnt …“
    Ja. Das Gefühl hatte ich auch, nachdem Manni ausgezogen war. Sehr stark war dieses Gefühl. Endlich mal was Neues.
    Ich hab sofort damit angefangen. Zuerst hab ich mir ein vegetarisches Kochbuch gekauft. Damit hätte ich Manni nicht kommen dürfen, denn ohne Fleisch war für ihn keine Mahlzeit komplett. Tamara hatte mal zu ihm gesagt: „Du bist, was du am liebsten isst“, und ich hab spontan gekichert und gesagt: „Dicke Rippe und Schweinebauch?“
    Manni war stundenlang eingeschnappt.
    Nach der Trennung war ich zuerst beim Friseur und habe mir die Haare asymmetrisch auf Kinnlänge abschneiden und sehr fesche weinrote Strähnchen machen lassen. Manni bestand bei mir auf langen Haaren mit Dauerwelle und Außenrolle, so hatte er mich kennengelernt und so wollte er es behalten. Wie unfair Männer sind, oder? Manni hattespäter Tonsur statt Vokuhila, da hab ich doch auch nicht auf die Achtziger-Frisur bestanden. Mir reichte das schon, dass er seit zwanzig Jahren Bundfaltenhosen und Collegeschuhe mit Bommeln trug.
    Dann war ich zum ersten Mal in meinem Leben im Nagelstudio und habe mir lange Fingernägel gegönnt. Rosa Acrylnägel mit Glitzersteinen.
    Manni mochte das nicht. Er sagte, im Nagelstudio lassen sich nur Frauen die Nägel machen, die rein optisch auch sonst im Nagelstudio arbeiten könnten. Und dann korrigierte er sich jedes Mal an derselben Stelle und sagte: „Ach so, hab ich ganz vergessen. Im Nagelstudio wird ja gar nicht genagelt, und in der Teewurst ist kein Tee.“ Immer dieselben Witze. Wenn ich heute daran denke, kann ich es immer noch gut verstehen, dass mir der Sinn nach Veränderung stand.
    Nach der Trennung bin ich mit Tamara zum Griechen gegangen. Und zwar an einem Mittwoch. Und ich habe nicht Nummer achtzehn bestellt.(Nummer achtzehn ist Bifteki, also Hacksteak mit Pommes, Reis und Salatteller für neun achtzig.)
    Manni und ich gingen nämlich über zehn Jahre lang jeden Sonntag um sechs Uhr abends zu Dimitri ins „Restaurant Dionysos“. Jeden Sonntag um kurz vor sechs fuhren wir auf den Parkplatz links neben der Eingangstür. Dimitri konnte uns jeden Sonntag um kurz vor sechs vom Tresen aus auf den Parkplatz fahren sehen. Jeden Sonntag um Punkt sechs betraten wir das blau-weiß eingerichtete Lokal, in dem es nachGyros und Maggi roch.
    Und sobald Manni dem Griechen zugerufen hatte: „Dimmi, du alter Schwede, alles klar?“ nahmen die Männer sich lachend in den Arm und klopften sich gegenseitig auf den Rücken.
    Währenddessen hatte der Kellner Servietten, Besteck, Brot, Bier und Wein an Tisch drei gebracht. Manni trank immer zuerst zwei große Biere und ich immer ein Viertel Retsina zum Bifteki und später ein oder zwei Mavrodafni.
    Um kurz nach sechs saßen Manni und ich an Tisch drei neben dem Aquarium. Zehn Jahre lang. Jeden Sonntag.
    Dann fragte Dimitri: „Wie immer, mein Freund?“
    Und Manni sagte: „Jawoll.“
    Und Dimitri sagte: „Grillteller mit Lammkotelett, Souflaki, Giros, Zaziki, ohne Reis, dafür mit Pommes weiß, ohne Salat, dafür mit Grilltomate.“
    Manni nickte und wies mit dem Kopf zu mir und sagte: „Und für sie auch wie immer.“ Bifteki also.
    Wenn der Kellner ihm das zweite Pils vor dem Essen brachte, gab es dazu einen eiskalten Ouzo auf Kosten des Hauses, und Manni und ich prosteten Dimmi zu und sagten: „Auf die Freundschaft.“
    Tamara fragte mich später, warum ich denn immer dasselbe gegessen habe, Bifteki sei ja nix anderes als eine Frikadelle mit Gyrosgewürz, und die hätte ich mir auch zu Hause machen können, dafür hätte man nicht jeden Sonntag neun achtzigausgeben müssen.
    Ich zuckte die Schultern und sagte: „Keine Ahnung, das ist ja immer ganz lecker, warum sollte ich was anderes nehmen. Dann konnte ich mich außerdem mittags immer schon darauf einstellen, was ich abends esse.“
    Tamara sah mich verdutzt an und sagte: „Tante Maria, wie stellt man sich denn bitte mittags darauf ein, abends griechische

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