JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens
Frühling Zigtausende von Blüten, im Sommer Zigtausende von Kirschen, damit erfreut er nebenbei uns Menschen, ernährt Tausende von Insekten und Vögeln, er verschenkt und verschwendet. Und das ist nur ein Beispiel von vielen Millionen.
Die luxuriöse Schöpfu ng
In der Bibel ist das sehr schön festgehalten: Der Anfang der Menschheitsgeschichte spielt in einem Garten mit allerlei Bäumen, verlockend anzusehen und gut zu essen, mit einem Strom, der in alle Himmelsrichtungen hinausfließt, um den Garten zu bewässern. Hier kommen wir her, und hier wollen wir gern wieder hin: ins Urlaubsparadies, ins Gartenparadies oder wenigstens einmal schön tief aufseufzen an einem sonnigen Sonntag, um ein »Stückchen vom Paradies« zu erleben.
In Sachen Paradies sind wir allerdings auch etwas geschädigt, weil die Erzählung über diesen Garten Eden kein Happy End hat. Sie schließt mit dem »Sündenfall«. Die ersten Menschen essen die Früchte des verbotenen Baums der Erkenntnis und werden ein für alle Mal aus dem herrlichen Garten verbannt. Erschüttert erfahren wir danach von der Ermordung Abels und der großen Sintflut.
Aber ich meine, dass wir uns davon nicht zu sehr ablenken lassen sollten. Die wesentliche Botschaft der Paradieserzählung ist doch: Am Anfang war nicht die große Sünde, sondern der große Luxus.
In der Natur wächst mehr, als wir zum Leben brauchen. Dieser üppig ausgestattete Planet bietet selbst in den ärmsten Ländern ausreichend Nahrung und Raum zum Leben. Wo es knapp wird, liegt es fast immer an den Schwächen des Menschen, aber nur selten an den Schwächen der Natur.
Auch bei Jesus findet sich Fülle, Reichtum und Überfluss. Wenn auch nicht auf den ersten Blick. Da scheint Jesus eher ein Freund von Askese und sehr schlichtem Lebensstil zu sein: Er zieht sich zum Beten in die Wüste zurück. Er sendet seine Jünger aus ohne Schuhe und ohne Gürtel. Er spricht in seinen Gleichnissen von den ganz einfachen Dingen, von einem Weizenkorn, einer Herde Schafe. Zum reichen Kornbauern mit seinen großen Vorräten sagt er: Du Narr! Das ist die eine, populäre Seite Jesu: Der Bußprediger im einfachen Gewand.
Aber es gibt auch die andere Seite: Was findet ein Mensch in seinem erdigen Acker? Nicht ein kluges Buch mit Lebensregeln oder ein heiliges Symbol, nein, einen Schatz. Wie reich, wie wertvoll, das wird nicht erzählt, aber der Mann verkauft alles, was er hat, um diesen Schatz zu besitzen. Hier bleibt Raum für die Reichtumsfantasien seiner Zuhörer.
Oder: Jesus verwandelt Wasser in Wein, und zwar nicht nur in einen offensichtlich sehr guten, sondern auch eine ganze Menge davon. Es wird genau beschrieben: Sechs große Wasserkrüge mit zwei bis drei Maß à 40 Liter, das sind mindestens 500 Liter Wein.
Der Mangel
Es mangelt dieser Gesellschaft an Glauben. Der Jugend mangelt es an Begeisterung. Und an Höflichkeit. Politikern und Wirtschaftsbossen mangelt es an Anstand und Werten. Den Industrienationen mangelt es an Umweltbewusstsein, und zwar massiv. Der Kirche mangelt es an Feuer und Heiligem Geist. Vielleicht mangelt es Ihnen persönlich an Geld, an Liebe, an Gesundheit...? Ich könnte die Aufzählung noch lange fortsetzen. Wenn ich das vor Publikum in einem Saal oder in einer Talkshow täte, würde ich immer wieder Beifall bekommen.
Wir Menschen sind wahre Virtuosen im Empfinden von Mangel, dem großen Gegenspieler des Luxus. Was immer wir auch können, was immer wir besitzen und erreicht haben - stets gibt es eine riesige, unermüdlich nachwachsende Menge von Dingen, die wir nicht können, Fähigkeiten, die wir nicht besitzen, und Zielen, die wir noch nicht erreicht haben. Stets wissen wir, was fehlt, was zu verbessern wäre. Einen großen Teil unserer Intelligenz verwenden wir darauf, um uns selbst und anderen klarzumachen, wie trügerisch die Idylle ist. Dass es keinen Grund zur Entwarnung gäbe. Dass die Gefahren unterschätzt werden. Dass wir längst noch nicht am Ziel sind. Dass Luxus eine Illusion ist.
Es ist eine Spirale ohne Ende. Zugleich ist es eine höchst effiziente Methode, sich selbst dauerhaft unglücklich zu machen und anderen das Leben zu vermiesen. Wenn das eine ausreichend große Mehrheit tut - in einer Familie, einer Firma oder auch in einem Land -, dann entsteht eine Kultur der Angst, des Geizes und der Knappheit: sich einschränken, sparen, bescheidener werden...
Sind viele von uns wirklich arm im Sinne des Mangels? So fragt der Zukunftsforscher Matthias Horx. Auch
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