JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens
Vorwort
Was ein Buch leisten sollte
Ein Buch, finde ich, sollte einen verändern.
Vor allem, wer ein Ratgeberbuch liest, sollte sich nach der Lektüre besser fühlen als davor.
Ich habe mir vorgenommen, dass das bei diesem Buch der Fall sein wird. Ich will, dass Sie nach der Lektüre besser drauf sind als vorher. Ich möchte, dass Sie sich leichter fühlen. Dass Sie zufriedener sind mit Ihrem Leben. Und dass Sie mit dieser Haltung auch andere anstecken.
Ganz schön anmaßend, oder? Dass ich es wage, Ihnen ein derartiges Angebot zu machen, hat mit meiner Biografie zu tun. Als ich 1953 geboren wurde, wäre ich um ein Haar gestorben. Genauso wie meine Schwester, die acht Jahre vor mir zur Welt kam und nach nur einer Woche an einer Rhesus-Unverträglichkeit starb. Bei mir erkannte unser Hausarzt im letzten Moment, welches Medikament mir das Leben retten könnte. Als ich etwa drei Jahre alt war, erwischte mich eine schwere Lungenentzündung, die ebenfalls fast tödlich verlaufen wäre. Aber die Ärzte fanden auch in dieser Situation gerade noch rechtzeitig das Antibiotikum, das mich am Leben hielt.
An all das kann ich mich natürlich nicht mehr erinnern. Aber meine Mutter hat es mir immer wieder erzählt und mir klargemacht, wie dankbar ich für mein Leben sein kann. So habe ich dieses tiefe Gefühl der Dankbarkeit den Ärzten, der modernen Medizin und der Lebensweisheit meiner Mutter zu verdanken. Ich komme mir vor wie ein begeisterter Zuhörer in einem Konzert seiner Lieblingsband, das eigentlich längst zu Ende ist - aber die Musiker spielen eine Zugabe nach der anderen, und das herrliche Erlebnis geht weiter und weiter.
Ich habe viele Menschen getroffen, die in ihrer Kindheit, ihrer Jugend oder auch später Ähnliches erlebt haben. Aber längst nicht bei allen hat das zu einer dankbaren Grundstimmung gegenüber ihrem Leben geführt.
Auch bei mir selbst hat es keineswegs immer gewirkt. Manchmal vergessen wir schlichtweg, dass das Leben größer ist als wir selbst. Dass es etwas gibt, von dem wir getragen werden und dem wir uns verdanken.
Viele Autoren schreiben, damit etwas nicht vergessen wird. So soll auch dieses Buch eine Arznei gegen die Vergesslichkeit sein. Diese Vergesslichkeit gegenüber dem grandiosen Geschenk des Daseins, eines Daseins, das für viele Mitmenschen der Grund ist, schlecht gelaunt, unglücklich und manchmal sogar verzweifelt zu sein.
Dieses Buch, finde ich, sollte das verändern.
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Warum JesusLuxus?
Wegen Rita
Rita ist Anfang 50, betreibt einen winzigen Laden, der fast nichts mehr abwirft. Monat für Monat kämpft sie mit dem Gedanken, ihn aufzugeben. Rita lebt, so würden Statistiker das wohl nennen, an der Armutsgrenze. Sie könnte längst staatliche Unterstützung beantragen, aber das wäre ihr zuwider. Ihr Mann, ebenfalls fast ohne Einkommen, hat sie vor ein paar Monaten verlassen, wegen einer Jüngeren. Rita hat ausgerechnet, dass sie mit 200 Euro fürs Essen im Monat auskommt. Der Rest ihrer Einkünfte geht drauf für die Ladenmiete und ihre winzige Wohnung.
Was soll ich von Rita halten? Sie handelt unvernünftig. Zugleich bemitleide ich sie. Sie ist eine Lebenskünstlerin, aber oft auch sehr traurig. Wovon sie denn träume, habe ich sie einmal gefragt. Da hat sie erzählt, wie gerne sie einmal in einem Biergarten sitzen würde, mitten unter den Leuten, mit einer Maß Bier und einem salzigen, völlig überteuerten Brathendl. »Ab und zu mal so ein kleiner Luxus«, hat sie gesagt, und dabei haben ihre Augen geleuchtet.
Das war für mich die Initialzündung für dieses Buch: Was wir Menschen brauchen, ist nicht nur das Lebensnotwendige, sondern das, was darüber hinausgeht und das wir manchmal »Luxus« nennen.
Das ist der Grund, weshalb Rita auch nicht zum Sozialamt geht. Sie hat Angst, dass sie dort vollends auf das Lebensnotwendigste reduziert wird. Dann darf sie gar keine Hoffnung mehr haben auf das teuere Brathendl. Und sie fürchtet, dass der wertvolle Schatz in ihrer Wohnung, Omas luxuriöses Nymphenburger Porzellan, ihr möglicherweise als Einnahme angerechnet wird. Es scheint so etwas zu geben wie ein »Recht auf Luxus«, das sich wohl in keine juristische Kategorie einordnen lässt.
Wegen Anselm
Pater Anselm Grün ist ein berühmter Buchautor, Vortragsredner und Mönch. Er ist praktisch der Finanzchef des Benediktinerklosters Münsterschwarzach und gibt die Millioneneinnahmen aus seinen Bü >chern und Vorträgen vollständig an das Kloster ab. Zu seinen
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