JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens

Geschöpf Mensch.

Der Luxus Gottes, sich Menschen zu leisten
    Das wäre doch ein aufregender Gedanke: Sind wir Menschen am Ende selbst der Luxus, den sich Gott leistet? Wir sind etwas, das diese Schöpfung nicht braucht. Wir sind nicht notwendig für ihre Existenz und ihre Erhaltung. Über 99 Prozent der bisherigen Daseinszeit unseres Planeten kam dieser Planet prima ohne uns Menschen aus. Aber machen wir nicht den eigentlichen Reiz dieses gigantischen Unternehmens aus? Vorher blieb das Spektakel ohne Zuschauer. Erst in uns, in unserem Schauen und Bewundern, in unserer Freude, unserer Dankbarkeit und unserem Lobpreis, in unserem verschwenderischen Geben und Nutzen kommt die Schöpfung nach Jahrmilliarden endlich, endlich zu ihrer Erfüllung.
    In uns kommt Gott zu sich selbst. In uns glüht nicht nur die Sehnsucht nach dem Lebensnotwendigsten, sondern nach dem Luxus der großen Fülle, weil wir selbst Luxusgeschöpfe sind.
    Und es geht noch einen Schritt weiter: In einem einzigen Menschen verdichtet sich all das. In diesem einen Jesus kommt all das zusammen, in ihm werden Gott und Mensch eins. Der Dichter Rainer Maria Rilke hat diesen Luxus, den Gott sich leistet, in einem wunderschönen Satz formuliert:
     
    D u, Gott, hast das Recht, uns zu verschwenden.
    Das hat Gott mit Jesus dann auch getan. Es war keine sinnlose Vergeudung, als Jesus am Kreuz starb und das Schicksal von uns allen geteilt und gewendet hat. Sondern es war sinnvolle Verschwendung, aus der Neues entstand. Am Ende unseres Lebens wird Gott auch uns verschwenden. Auch das wird keine sinnlose Vergeudung sein. Es wird die Verschwendung sein, die uns verwandelt und zu etwas Neuem macht. Es wird der ganz und gar vollkommene Luxus sein, voller Licht und Reichtum und Fülle und Pracht.

    Letzte JesusLuxus-Anregung: Lassen Sie sich niemals klein machen
    Wenn Sie dieses Buch schließen, werden Sie wieder von vielen Reden über den Mangel und die Not umgeben sein. Das Wort Luxus wird oft einen anderen Klang bekommen. In den verbissen geführten sozialpolitischen Diskussionen wird es als abwertendes Schimpfwort gebraucht. Sie werden vielleicht selbst Schmerzen und Leid erfahren oder von Schmerzen und Leid anderer erfahren. Sie werden vielleicht zusammen mit vielen anderen Menschen in große wirtschaftliche Erschütterungen geraten. Es wird Ihnen schwerfallen, in den Dankbarkeitsmodus zu schalten. Das Wort vom JesusLuxus wird Ihnen oft im Hals stecken bleiben.
    Und doch: Dieses Wort ist wahr. Keiner soll den luxuriösen Reichtum Ihrer Herkunft schlecht oder lächerlich machen. Oft braucht es gedanklich nur ein paar Millimeter, um aus den Niederungen des allgemeinen Flachlanddenkens herauszuschauen auf das größere Ganze Gottes. Selbst in den dunkelsten Stunden Ihres eigenen Lebens oder in den schwärzesten Epochen unserer Gesellschaft kann es gelingen, zu denken: Wir sind groß. Wir sind Geschöpfe eines großen Gottes, mit einer großen Vergangenheit und einer großen Zukunft. Mit der herrlichen Verheißung, dass wir nach jeder Not und jedem Mangel die wahre Fülle des JesusLuxus erleben können. Ja, sogar mitten im Mangel und der Not.

Literatur
    Bernanos, Georges, Tagebuch eines Landpfarrers , Einsiedeln 2007
    Böll, Heinrich, Werke: Band Romane und Erzählungen 4. 1961- 1970 , Köln 1994
    Boff, Leonardo, Kleine Sakramentenlehre , Düsseldorf 16 2002
    Canterbury, Anselm von, Proslogion / Anrede , Ditzingen 2005
    Caussade, Jean-Pierre de, Ewigkeit im Augenblick , Freiburg i.Br. 1940
    Clairvaux, Bernhard von, Das Herz weit machen , Düsseldorf 1997
    Evangelisches Gesangbuch (EG) , Ausgabe für die Evangelische Landeskirche in Württemberg, Stuttgart; eingeführt am 1. Advent 1996, 2. verbesserte Auflage 2007
    Heschel, Abraham Joshua, Der Mensch fragt nach Gott , Berlin 2000
    Küstenmacher, Marion / Louis, Hildegard, Mystik für Kinder , München 2004
    Llull, Ramon, Felix oder das Buch der Wunder , Basel 2007
    Mello, Anthony de, Der Dieb im Wahrheitsladen , Freiburg i.Br. 2 2007
    Rilke, Rainer Maria, Die Gedichte , Frankfurt a.M. 2006
    Roscher, Wilhelm, Ansichten der Volkswirthschaft aus dem geschichtlichen Standpunkte, Berlin 1861
    Thoor, Jesse, Gedichte , Frankfurt a.M. 2 2004
    Woolf, Virginia, Eine Skizze der Vergangenheit (Originaltitel: A Sketch of the Past), München 2008

 
     
     
     
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    Umschlagmotiv: Werner Tiki Küstenmacher
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