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Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Titel: Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Volk
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Schambehaarung. Wollte zuerst höflich nachfragen: »Was willst du zuerst trocken föhne n – oben oder unten?« Hab mich aber dann für die direkte Variante entschieden, auf ihren Busch gedeutet und gefragt: »Hör mal, der ist doch über 8 0 cm, muss der nicht an die Leine?« Doof, dass sie Karate konnte.
    Köln, 21 . Juni, 11 Uhr morgens, schwer genervt
    Junge, Junge. Vor drei Monaten bin ich umgezogen. Ich als Person und damit auch unsere Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Als wir die gegründet hatten, hab ich den Slogan »Eine Personengesellschaft zum Verlieben« erfunden, aber außer uns fand den niemand gut.
    Ohne mich läuft eben nichts. Seit drei Monaten versuche ich, jemanden beim Gewerbeamt zu erreichen, um die GbR auf meine neue Adresse umzumelden. Nie geht jemand dran. Entweder ist besetzt oder ich hab Dauer-Freizeichen. Auf die Idee, ans Telefon zu gehen, kommt offenbar keiner beim Gewerbeamt. Monopolisten! Was das koste t – allein die Zeit! Gott sei Dank telefonier ich von der Arbeit aus und krieg die Stunden bezahlt.
    Tuut-tuut. Immer noch geht keiner dran. Jetzt kommt auch noch die Diebenhaus-Knöbler rein und will Briefe getippt haben. Nix. Ich tu einfach so, als hätte ich Hörsturz von der Geburtstagssingerei, kann mir ja keiner das Gegenteil beweisen. Außerdem hab ich zu tun. Zeige auf den tutenden Hörer in meiner Hand, verdrehe die Augen und mache das Halsabschneider-Zeichen. Das klappt öfter, als man denkt. Diebenhaus-Knöbler glaubt, ich telefoniere geschäftlich und rauscht ab. Tuut-tuut. Nix. Da muss ich wohl persönlich nach dem Rechten sehen.

3 Gewerbeamt Stadt Köln
    Das Gewerbeamt Köln verbirgt sich in einem der oberen Stockwerke eines futuristischen Bürobunkers eines Stadtteils mit hohem Anteil von »Menschen aus bildungsfernen Schichten«. Endlich der Betonwüste entronnen, lächele ich tapfer durch eine Bürotür, auf der »Gewerbeanmeldung« steht. Hinter wuchtigen Schreibtischen blicken mich zwei Frauen missmutig an: Die eine trägt rotgefärbte, Waigel-dicke Augenbrauen, die andere thront bleich und dunkelgewandet hinter ihrem Tisch wie eine Wachsfigur. Vielleicht ist sie eine Wachsfigur, der Kölner Haushalt steckt doch schon lange in der Krise. Ich mustere das Madame-Tussauds- Exponat. Lebt sie? Hat sie vielleicht Kreislaufprobleme, weil sie sich so lange nicht bewegt hat? Ich lächele unverdrossen weiter, die beiden starren genauso stoisch zurück. »Entschuldigen Sie«, sage ich zu den beiden Spezialanfertigungen, »ich möchte unsere Firma ummelden. ›Volk und Knecht‹. Wir haben eine neue Adresse.« Die linke, ich nenne sie intern Augenbraue, hebt die mächtigen roten Wülste bis zum Haaransatz, als hätten sie ein kräuseliges Eigenleben und gerade beschlossen auszuwandern, beispielsweise nach Australien, wo es viele merkwürdige Insekten gibt. Fasziniert betrachte ich die raupengleichen pelzigen Tierchen auf ihrer Stirn, als mich eine schlecht geölte Stimme zurück in die Realität krächzt. »Dann ziehen Sie bitte eine Wartemarke im Wartezimmer«, sagte Augenbraue, »das ist um die Ecke.«
    Ich marschiere zum Wartezimmer. Das ist gähnend leer. Außer mir hängt nur noch ein Automat rum, über dem ein verstaubtes Schild baumelt: »Hier Wartemarke ziehen«. Unwillkürlich pfeife ich »Spiel mir das Lied vom Tod« und zieh e – Nr . 24. Keine Sekunde später steckt die Frau mit den krassen Augenbrauen ihren Kopf aus dem Büro.
    »Nr . 24, bitte.« Wortlos wanke ich zurück in das Büro der beiden Amtsschimmel. So rasch lasse ich mich nicht aus der Fassung bringen. Die Dame mit den roten Raupen im Gesicht hat wieder hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen, die Bleiche daneben ist vermutlich inzwischen verstorben, jedenfalls regt sie sich gar nicht mehr. Augenbraue kneift ein bisschen die Augen zusammen, wodurch sich die Raupen über der Zornesfalte treffen, fast sieht es aus, als würden sie sich küssen. »Ummelden? Name?« »Volk und Knecht. Gesellschaft für Musik, Text und Blödsinn.« Sie sucht im Computer. »Finde ich nicht. Sie existieren gar nicht.« Also, wenn man mir meine Existenz abspricht, werde ich komisch. Immerhin ist das hier kein Existenzialisten-Seminar, sondern das Gewerbeamt. »Na, wohl existieren wir«, widerspreche ich aufmüpfig, »seit drei Monaten, ich habe uns eigenhändig angemeldet. Im Internet. Telefonisch hab ich ja keinen erreicht«, kann ich mir nicht verkneifen.
    »Schön«, die Augenbrauen ziehen sich drohend zusammen, Kritik

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