JFK -Staatsstreich in Amerika
Ende der 60er
Jahre und dem HSCA Ende der 70er Jahre vergönnt war.
Auch wenn sich die Frage nach dem
»Wer?« der Todesschüsse noch immer nicht definitiv beantworten lässt, können
das »Wie?« und das »Warum?« mit hoher Genauigkeit geklärt werden. Es lässt sich
beweisen, dass die Warren-Kommission von Beginn an eine Nicht-Untersuchung
veranstaltete; es lässt sich beweisen, dass der offizielle Autopsiebericht des
ermordeten Präsidenten ein Betrug und die im Nationalarchiv deponierten Bilder
gefälscht waren; es lässt sich zeigen, wie der »Täter« Oswald zu dem gemacht
wurde, was er wirklich war und was er von sich selbst behauptete, bevor er von
Jack Ruby vor laufenden Kameras erschossen wurde – ein »patsy«, ein Sündenbock;
es lässt sich zeigen, dass die Schüsse in Dallas, der letzten Station von
Kennedys Wahlkampfreise, nur der erfolgreiche von mehreren geplanten Anschlägen
waren, mit ähnlich präparierten Sündenböcken. Und es lässt sich in der
historischen Rückschau vor allem zeigen, was mit diesem Mord – und den fünf
Jahre späteren an Martin Luther King und Robert F. Kennedy – mit Amerika
geschah. Und wie die Abkehr von dem, was John F. Kennedy begonnen hatte – der
Deeskalation des Kalten Kriegs im Allgemeinen und der Raketenkrise in Kuba und
des Konflikts in Vietnam im Besonderen –, zum schlimmsten außenpolitischen
Desaster der Vereinigten Staaten führte. Sowie zu einer imperialen Politik rein
militärischer Machtausübung, die das Gesicht der USA in der Welt bis heute
prägt – und die den Mord an dem Präsidenten, der eine solche Zukunft verhindern
wollte, noch immer relevant macht.
Teil 1:
Wie alles begann
Eine
kurze Geschichte der CIA
Die Schüsse von Dallas am 22.
November 1963 waren nicht nur das tragische Finale der Präsidentschaft John F.
Kennedys, sie waren auch eine Premiere. Bis dahin waren verdeckte Operationen
zum Zwecke eines »regime change« nur im Ausland durchgeführt worden. Im Iran,
Kongo, in Guatemala, Honduras und vielen weiteren Ländern hatte die CIA
mithilfe paramilitärischer »Aufständischer« und gedungener Killerkommandos
erfolgreich unliebsame Regierungen entfernt und die geschäftlichen und
politischen Interessen der USA damit effektiv – und verglichen mit
militärischen Interventionen – äußerst kostengünstig durchgesetzt. Da nach den
Atombomben in Hiroshima und Nagasaki am Ende des Zweiten Weltkriegs und der
folgenden nuklearen Aufrüstung sowohl des westlichen als auch des östlichen
Blocks ein »großer« Krieg nicht mehr oder nur noch um den Preis von Millionen Menschenleben
auf beiden Seiten geführt werden konnte, waren verdeckte Operationen zum Mittel
der Wahl geworden – und die CIA von einem Nachrichtendienst zu einem aktiven,
operativen Arm der militärischen Einflussnahme. »Intelligence« – die Sammlung
und Auswertung von für die nationale Sicherheit wichtigen Informationen als
Hauptaufgabe eines Nachrichtendiensts – wurde zu einer Nebenbeschäftigung der
Agentur, die fortan als Tarnung und Cover-up für die eigentlichen
CIA-Aktivitäten diente. Aktivitäten, die, wie einer der Väter der CIA, Allen
Dulles, später in seinen Memoiren schrieb, notwendig waren, um »alle Aspekte
des unsichtbaren Kriegs«, die von sowjetischen Kommunisten orchestriert werden,
»zu kontern«. 1
Das hatte Präsident Harry Truman,
der die CIA als Nachfolgerin des Operational Strategic Service (OSS) 1947 ins
Leben gerufen hatte, noch anders gesehen: Er wollte eine Central Intelligence Agency, die die Informationen der separaten Nachrichtendienste der
Armee, der Navy, der Air Force und weiterer Behörden bündeln sollte, um den
Präsidenten jederzeit auf dem neuesten Stand zu halten. Dies geschieht bis
heute in Form des täglichen »presidential briefing«, bei dem der Direktor oder
CIA-Offiziere dem Präsidenten ihre aktuellen Erkenntnisse zur nationalen und
internationalen Lage präsentieren. Doch dieses Ritual war nicht der Grund, aus
dem Truman zehn Jahre nach dem Ende seiner Amtszeit und vier Wochen nach der
Ermordung John F. Kennedys zur Feder griff, um in der Washington Post explizit zu warnen:
»Ich halte es für erforderlich, einen
neuen Blick auf den Zweck und die Operationen unserer Central Intelligence
Agency zu werfen. … Seit einiger Zeit bin ich beunruhigt darüber, wie sich die
CIA von ihren ursprünglichen Aufgaben entfernt hat. Sie ist zu einem operativen
und bisweilen politisch ausführenden Arm der Regierung
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