Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
Nach jahrelangen Auslandseinsätzen im diplomatischen Dienst Li kehrt Meredith Mitchell mit äußerst gemischten Gefühlen nach England zurück. Die heimatlichen
Gefilde wecken bittersüße Erinnerungen, das ländlich-einsame Bamford – eine Zugstunde von ihrer Arbeitsstelle in London entfernt - ist vielleicht doch etwas zu einsam, um nicht zu sagen gottverlassen, und zu allem Überfluß steht Weihnachten vor der Tür. Nicht gerade ideale Bedingungen für einen Neuanfang, findet Meredith.
Ein unerwartet freundliches Willkommen bereitet ihr jedoch ein alter Bekannter: Chefinspektor Markby möchte offensichtlich gern an Vergangenes anknüpfen, weiß aber noch nicht genau wie, und auch Meredith' neue Nachbarin Harriet Needham - ein beeindruckend streitbarer Rotschopf - erweist sich als sehr sympathisch. Kaum daß man sich kennengelernt hat, wird Harriet das Opfer eines Jagdunfalls bei der traditionellen Bamforder Weihnachtsjagd. Meredith selbst ist Zeugin eines Sabotageakts, der für ihre neue Freundin tödlich endet.
Ein tragischer Unfall, verursacht durch einen fanatischen Jagdgegner, der diesen Ausgang nicht beabsichtigte? Zunächst glaubt Meredith, was sie gesehen hat, doch bald schon kommen ihr Zweifel. Immer scheint darauf hinzuweisen, daß schon jemand ganz anderes dafür Sorge getragen hat, daß die provokante Harriet die weihnachtliche Fuchsjagd auf keinen Fall überleben würde.
Nur sehr widerstrebend folgt Inspektor Markby, der mit dem Fall beauftragt ist, Meredith' Überlegungen - und erkennt gerade noch rechtzeitig, daß sie auf einer Fährte ist, an deren Ende der Mörder wartet …
Wie ihre Heldin hat Ann Granger in verschiedenen Teilen der Welt im diplomatischen Dienst gearbeitet. Sie lernte ihren Mann, ebenfalls Angestellter der Britischen Botschalt, in Prag kennen. Heute lebt die englische Autorin und Mutter zweier erwachsener Söhne mit ihrem Mann in der Nähe von Oxford. »Fuchs, du hast die Gans gestohlen« ist der zweite Kriminalroman um das liebenswert-exzentrische Detektiv- Paar Meredith Mitchell und Alan Markby.
Ann Granger
Fuchs, du hast die Gans gestohlen
Roman
Aus dem Englischen von Edith Walter
Gustav Lübbe Verlag
© 1991 by Ann Hulme
Originalverlag: Headline Book Publishing PLC, London Titel der Originalausgabe: A Season for Murder
© 1997 für die deutsche Ausgabe by Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach Aus dem Englischen von Edith Walter
Umschlag- und Einbandgestaltung: Guido Klütsch, Köln, unter Verwendung eines Bildmotivs von David Hopkins Satz: Siebel, Lindlar
Gesetzt aus der Berkeley Oldstyle medium von Linotype-Hell Druck und Einband: Friedrich Pustet, Regensburg
Alle Rechte, auch die der fotomechanischen Wiedergabe, vorbehalten
Printed in Germany ISBN 3-7857-0889-X
Für John, der immer mein erster Leser ist
KAPITEL 1
Die hochgewachsene junge Frau zuckte zurück und steckte den Daumen in den Mund, um das tropfende Blut zu stillen. Als sie ihn wieder aus dem Mund nahm, war der Einstich im geröteten Fleisch deutlich zu sehen und hatte zu pochen begonnen. Finster betrachtete sie die Ursache ihrer Verletzung. An der Cottagetür war mit Klebeband ein großer, schreiend bunter Stechpalmenkranz aus Plastik befestigt. Die Blätter waren limonengrün, mit weißer Farbe und Silberglanz betupft. Glänzende rotbraune Plastikbeeren, die zwischen den Blättern hervorschauten, steckten an kleinen Drähten, von denen sich einer in ihren Daumen gebohrt hatte. Und obenauf thronte ein Vogel, der einer unbekannten Spezies angehörte, wohl ein Rotkehlchen darstellen sollte und den Charme einer Krähe hatte. Auf dem Spruchband in der Mitte des Kranzes stand: Fröhliche Weihnachten . Sie versuchte zum zweitenmal, aber vorsichtiger, den Schmuck zu entfernen. Sie hatte nichts gegen Weihnachtsdekorationen, aber dieses Ding war mehr als inakzeptabel. Sie konnte sich nicht vorstellen, wer es aufgehängt hatte. Das Cottage hatte ein paar Wochen leer gestanden und gewissermaßen auf ihre Ankunft gewartet. Sie lehnte den Kranz an ihren Koffer, der neben ihr auf dem Weg stand, suchte den Schlüssel aus der Tasche heraus, drehte ihn im Schloß herum und stieß die Tür auf. Mit einem leisen Rascheln, das von dem Papier herrührte, das im Flur auf dem Boden lag, schwang die Tür nach innen auf. Mit Koffer und Stechpalmenkranz zwängte die junge Frau sich durch den Spalt und stand in einem fremden Heim, das – zumindest für das nächste Jahr – das ihre sein würde.
Die
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