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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Titel: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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Jim.
    Dann legte er das Blatt auf sein Kopfkissen und stieg schnell und leise zum Fenster hinaus.
    Als er am verabredeten Ort ankam, war Emma, die Lokomotive, nicht mehr da. Auch Lukas war nirgends zu erblicken. Schnell lief Jim zur Landesgrenze hinunter. Da sah er Emma, die bereits im Wasser schwamm. Rittlings auf ihr saß Lukas der Lokomotivführer. Er hißte gerade ein Segel, dessen Mast er am Führerhäuschen befestigt hatte.
    »Lukas!« rief Jim atemlos, »warte doch, Lukas! Ich bin doch da!«
    Lukas drehte sich erstaunt um, und ein freudiges Lächeln glitt über sein breites Gesicht.
    »Weiß Gott!« sagteer, »das ist Jim Knopf. Ich dachte schon, du wolltest lieber nicht mitkommen. Es hat schon vor einer ganzen Weile zwölf geschlagen.«
    »Ich weiß schon«, antwortete Jim. Er watete hinüber, ergriff Lukas’ Hand und schwang sich auf Emma hinauf. »Ich hatte nämlich den Brief vergessen, verstehst du? Darum mußte ich nochmal zurück.«
    »Und ich fürchtete schon, du hättest verschlafen«, sagte Luka s und stieß dicke Rauchwolken aus seiner Pfeife.
    »Ich hab’ überhaupt nicht geschlafen!« beteuerte Jim. Das war ja zwar gelogen, aber er wollte vor seinem Freund nicht gern unzuverlässig erscheinen.
    »Wärst du wirklich einfach ohne mich abgefahren?«
    »Na ja«, meinte Lukas, »eine Weile hätte ich natürlich schon noch gewartet, aber dann … Ich konnte ja nicht wissen, ob du dir’s inzwischen nicht anders überlegt hast. Wäre ja möglich gewesen, nicht wahr?«
    »Aber wir hatten’s doch abgemacht!« sagte Jim vorwurfsvoll.
    »Ja«, gab Lukas zu. »Bin ja auch mächtig froh, daß du dich an unsere Abmachung gehalten hast. Jetzt weiß ich, daß ich mich auf dich verlassen kann. Übrigens, wie gefällt dir unser Schiff?«
    »Famos!« sagte Jim. »Ich dacht’ immer, Lokomotiven gingen im Wasser unter?« Lukas schmunzelte.
    »Nicht, wenn man vorher das Wasser aus dem Kessel herausläßt, den Kohlentender leer macht und die Türen kalfatert«, erklärte er und paffte kleine Wölkchen. »Das ist ein Trick, den nicht jeder kennt.«
    »Was muß man die Türen?« erkundigte sich Jim, der das Wort noch nie gehört hatte.
    »Kalfatern«, wiederholte Lukas. »Das bedeutet, man muß alle Ritzen gründlich mit Werg und Teer abdichten, damit kein Tropfen Wasser durchsickert. Das ist sehr wichtig, weil durch das wasserdichte Führerhäuschen, den hohlen Kessel und den leeren Tender Emma nicht untergehen kann. Außerdem haben wir dadurch eine hübsche kleine Kajüte, falls es mal regnen sollte.«
    »Aber wie kommen wir denn hinein?« wollte Jim wissen. »Wenn doch die Türen so fest zu sein müssen?«
    »Wir können durch den Tender hinunterkriechen«, sagte Lukas. »Du siehst, wenn man nur weiß, wie’s gemacht wird, dann schwimmt sogar eine Lokomotive wie eine Ente.«
    »Ach!« sagt Jim bewundernd. »Aber sie ist doch ganz aus Eisen?«
    »Macht nichts«, antwortete Lukas und spuckte vergnügt einen Looping ins Wasser. »Es gibt Schiffe, die auch ganz aus Eisen sind. Ein leerer Kanister zum Beispiel ist auch aus Eisen und geht trotzdem nicht unter, solange kein Wasser ‘reinläuft.«
    »Aha!« sagte Jim, als hätte er begriffen. Er fand, daß Lukas ein sehr kluger Mann war. Mit so einem Freund konnte eigentlich nicht viel schiefgehen.
    Er war jetzt sehr froh, daß er sein Versprechen gehalten hatte.
    »Wenn du nichts dagegen hast«, sagte Lukas, »dann fahren wir jetzt ab.«
    »In Ordnung«, antwortete Jim.
    Sie warfen das Tau los, mit dem Emma am Ufer festgemacht war. Der Wind bauschte das Segel. Der Mast ächzte leise, und das seltsame Schiff setzte sich in Bewegung.
    Kein Laut war zu hören außer dem Summen des Windes und dem Plätschern der kleinen Wellen am Bug der Emma. Lukas hatte seinen Arm um Jims Schulter gelegt, und beide schauten schweigend zu, wie Lummerland mit dem Haus von Frau Waas und dem Haus von Herrn Ärmel, mit der kleinen Bahnstation und dem Schloß des Königs zwischen den beiden ungleichen Gipfeln immer weiter zurückblieb, still und mondbeschienen.
    Über Jims schwarze Backe rollte eine dicke Träne. »Traurig?« fragte Lukas leise. Auch in seinen Augen blinkte es verdächtig. - Jim zog den Inhalt seiner Nase geräuschvoll hoch , fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und lächelte tapfer.
    ,,Is’ schon vorbei.«
    »Am besten, wir schauen nicht länger zurück«, meinte Lukas und gab Jim einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. Sie drehten sich um, so daß sie nun

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