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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Titel: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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zurückrief.
    »Jim Knopf«, sagte Lukas, und es klang beinahe feierlich, »du bist wirklich der feinste kleine Kerl, den ich in meinem Leben gesehen habe.«
    Damit drehte er sich um und ging schnell davon. Jim schaute ihm gedankenvoll nach, dann lief auch er nach Hause. Lukas’ Worte klangen noch in seinem Ohr, und zugleich mußte er an Frau Waas denken, die immer so gut und lieb zu ihm gewesen war.
    Und ihm war ganz glücklich und elend zugleich zumut.

Viertes Kapitel
    in welchem ein höchst sonderbares Schiff in See sticht und Lukas erkennt, daß er sich auf Jim Knopf verlassen kann

    Das Abendessen war vorüber. Jim gähnte, als sei er schrecklich müde, und sagte, er wolle gleich ins Bett gehen. Darüber war Frau Waas einigermaßen erstaunt. Für gewöhnlich hatte sie nämlich ziemliche Mühe, Jim zum Schlafengehen zu überreden, aber sie dachte, er würde vielleicht langsam vernünftig. Als er schon im Bett war, kam sie noch einmal zu ihm, wie jeden Abend, deckte ihn gut zu, gab ihm einen Gute-Nacht-Kuß und verließ seine Kammer, nachdem sie das Licht gelöscht hatte. Dann ging sie in die Küche zurück, um noch eine Weile an einem neuen Pullover für den Jungen zu stricken. Jim lag in seinem Bett und wartete. Der Mond schien zum Fenster hinein. Es war sehr still. Nur das Meer rauschte friedlich an den Landesgrenzen, und ab und zu war von der Küche herüber leise das Klappern der Stricknadeln zu hören.
    Jim mußte plötzlich daran denken, daß er den Pullover, an dem Frau Waas da arbeitete, niemals tragen würde, und was sie wohl täte, wenn sie das wüßte …
    Und als er das überlegt hatte, wurde es ihm so furchtbar wehmütig ums Herz, daß er am liebsten geweint hätte oder in die Küche gelaufen wäre, um Frau Waas alles zu erzählen. Doch dann dachte er wieder an die Worte, die Lukas ihm zum Abschied gesagt hatte, und da wußte er, daß er schweige n mußte. Aber es war schwer, beinahe zu schwer für jemand, der erst ein halber Untertan war.
    Und dazu kam noch etwas, womit Jim nicht gerechnet hatte: die Müdigkeit. Er war noch nie so lange aufgeblieben, und nun konnte er die Augen kaum offenhalten. Wenn er wenigstens hin und her gehen oder irgend etwas hätte spielen können! Aber da lag er im warmen Bett, und dauernd fielen ihm die Augen zu.
    Er mußte sich immerzu vorstellen, wie wundervoll es wäre, wenn er jetzt einfach einschlafen dürfte. Er rieb sich die Augen und kniff sich in die Arme, um wach zu bleiben. Er kämpfte gegen den Schlaf. Aber plötzlich war er doch eingeschlummert.
    Ihm war, als stünde er an der Landesgrenze, und weit draußen auf dem nächtlichen Meer fuhr die Lokomotive Emma. Sie rollte über die Wellen, als ob Wasser etwas Festes wäre. Und im Führerhaus, vom Feuerschein beleuchtet, sah Jim seinen Freund Lukas, der mit einem großen roten Taschentuch winkte und rief:
    »Warum bist du nicht gekommen? - Leb wohl, Jim! - Leb wohl, Jim! - Leb wohl, Jim!«
    Seine Stimme klang fremd und hallte durch die Nacht. Und jetzt fing es plötzlich zu blitzen und zu donnern an, und ein peitschender, eiskalter Wind wehte vom Meer her. Und im Sausen des Windes ertönte noch einmal Lukas’ Stimme: »Warum bist du nicht gekommen? - Leb wohl! - Leb wohl, Jim!«
    Die Lokomotive wurde immer kleiner und kleiner. Noch ein letztes Mal war sie im grellen Schein eines Blitzes sichtbar, dann verschwand sie fern am dunklen Horizont.
    Jim bemühte sich verzweifelt, über das Wasser hinterherzulaufen, aber seine Beine waren am Boden wie festgewachsen. Und von der Anstrengung, sie loszureißen, erwachte er und fuhr erschrocken in die Höhe.
    Die Kammer war hell vom Mond erleuchtet. Wie spät mochte es sein? War Frau Waas schon schlafen gegangen? War Mitternacht am Ende schon vorüber und der Traum Wirklichkeit?
    In diesem Augenblick schlug die Turmuhr auf dem königlichen Palast zwölf mal.
    Jim fuhr aus dem Bett, schlüpfte in seine Kleider und wollte aus dem Fenster klettern - da fiel ihm der Brief ein. Den Brief an Frau Waas mußte er unbedingt noch zeichnen, sonst würde sie sich schrecklichen Kummer machen. Und das sollte sie doch nicht. Mit zitternden Händen riß Jim ein Blatt aus seinem Heft und malte folgendes darauf:
    Das hieß: Ich bin mit Lukas dem Lokomotivführer auf Emma weggefahren.
    Und dann zeichnete er noch schnell darunter:

    Das hieß: Mach dir keinen Kummer, sondern sei unbesorgt. Und zuletzt zeichnete er noch ganz schnell dies hier:

    Das sollte heißen: Es küßt dich dein

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