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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Titel: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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zu Mund, und in kürzester Zeit wußte jedermann in Fing, bis herab zum winzigsten Kindeskind, was für ein überaus freudiges Ereignis noch diesen Morgen bevorstand. Und da auch nicht einer in der ganzen Stadt war, der nicht auf irgendeine Weise mithelfen wollte, den Empfang der Heimkehrer so festlich wie möglich zu gestalten, waren in kürzester Zeit alle Straßen, durch die die Lokomotive auf ihrem Weg zum Palast kommen mußte, mit Blumen, Bändern, Fahnen, Luftschlangen und Transparenten geschmückt. Und zu beiden Seiten der Straßen stand die Menschenmenge dicht gedrängt und wartete auf den Einzug der ehrenwerten Helden.
    Und schließlich kamen sie. Schon lange ehe sie zu sehen waren, hörte man viele Straßen weit die brausenden Hochrufe aus hunderttausend Kehlen. Emma mußte langsam fahren, denn der angekettete Drache war so schwach, daß er sich nur noch mühsam und Schritt für Schritt hinter ihr herschleppen konnte. Im Führerhäuschen standen Lukas und Jim und winkten aus den Fenstern nach links und rechts. Auf dem Dach saßen die Kinder, und in ihrer Mitte stand Li Si, die kleine Prinzessin. Sie war zeitweilig kaum noch zu sehen in den Wolken von Blumen, die die Mandalanier aus allen Fenstern der vielstöckigen Häuser andauernd über die Ankömmlinge ausschütteten, und die anderen, die die Straßen säumten, winkten mit Papierfähnchen und warfen ihre runden Hüte in die Luft und schrieen »Hoch!« und »Bravo!« und »Vivat!« und was man eben bei solchen Gelegenheiten in Mandala sonst noch so schreit. Übrigens konnte man noch den ganzen Tag lang in allen Kaufläden alles umsonst bekommen, was man nur haben wollte. Denn niemand hatte an diesem Freudentag Lust, Geld zu verdienen. Jeder wollte jedem Geschenke machen. So sind die Mandalanier eben, wenn sie sehr glücklich sind.
    Hinter dem Drachen - natürlich in respektvollem Abstand -bildete sich ein Zug von singenden und lachenden Mandalaniern, die so ausgelassen tanzten, daß ihre Zöpfe wie Propeller kreiselten. Und je näher die Lokomotive dem kaiserlichen Palast kam, desto länger wurde dieser Festzug.
    Der Platz vor dem Palast war gedrängt voll von jubelnden Leuten. Und als Emma schließlich vor den neunundneunzig Silberstufen anhielt, sprangen oben die Flügel der großen Ebenholztüre auf, und der Kaiser kam mit wehendem Gewand die Treppe heruntergeeilt. Hinter ihm sah man Ping Pong, der sich an einem Zipfel des kaiserlichen Mantels festhielt, um mitzukommen.
    »Li Si!« rief der Kaiser, »meine liebe, kleine Li Si!«
    »Vater!« rief Li Si, sprang einfach von dem Dach der Lokomotiv e herunter, und der Kaiser fing sie in seinen Armen auf und drückte sie an sich und küßte sie immer wieder. Alle Mandalanier auf dem Platz waren gerührt und schneuzten sich und wischten sich die Augen vor Ergriffenheit.
    Inzwischen begrüßten Lukas und Jim den kleinen Fing Pong und bewunderten den winzig kleinen goldenen Schlafrock, den er jetzt anhatte. Ping Pong erklärte ihnen, daß er mittlerweile anstelle des abgesetzten Herrn Pi Pa Po zum Oberbonzen ernannt worden sei, und die beiden Freunde gratulierten ihm herzlich.
    Als der Kaiser schließlich mit der Begrüßung seiner Tochter fertig war, wandte er sich Lukas und Jim zu und umarmte sie beide. Er konnte vor Freude kaum sprechen. Dann schüttelte er all den anderen Kindern die Hände und sagte: »Jetzt kommt erst einmal herein, meine Lieben, und stärkt euch mit einem guten Frühstück. Ihr seid doch gewiß sehr hungrig und müde. Jeder von euch darf sich wünschen, was er am liebsten mag.«
    Schon wollte er sich umdrehen, um seine Gäste in den Palast zu führen, da zupfte ihn Ping Pong am Ärmel, flüsterte ihm etwas zu und zeigte unauffällig mit dem Daumen auf Emma. »Richtig!« rief der Kaiser bestürzt, »wie konnte ich das nur vergessen!«
    Er winkte nach der Ebenholztür hinauf. Jetzt erschienen dort zwei Leibwächter. Der eine trug einen großen Stern aus purem Gold in den Händen, der so groß war wie ein Suppenteller. Der andere hielt wie eine Schleppe eine riesengroße Schleife, die an dem Stern befestigt war. Es war blaue Seide, auf der mit silbernen Buchstaben gestickt stand:
    Und auf dem Stern waren folgende Worte eingraviert:

    Und auf der Rückseite stand:

    Und nun hielt der Kaiser folgende kleine Ansprache:
    »Liebe Emma! Es gibt heute auf der ganzen Welt keinen glücklicheren Menschen als mich, weil ich meine kleine Tochter wiederbekommen habe. An deinem verbeulten Gesicht sehe

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