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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Titel: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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ich, daß du für sie große Gefahren erduldet und Kämpfe ausgestanden hast. Als ein kleines Zeichen meiner großen Dankbarkeit möchte ich dir gerne diesen Orden verleihen. Ich habe ihn von meinen Hofgoldschmieden für den Fall eurer glücklichen Heimkehr anfertigen lassen. Ich weiß zwar nicht , ob Lokomotiven großen Wert auf Orden legen. Aber ich möchte gern, daß in Zukunft alle Leute sehen sollen, was für eine besondere Lokomotive du bist. Darum nimm ihn hin und trage ihn!«
    Während die beiden Leibwächter Emma die Schleife mit dem Stern umhängten, brachen die abertausend Mandalanier erneut in brausende Hochrufe aus.
    Inzwischen hatte Fing Pong, der vor lauter Aufregung immerfort in die Höhe hüpfte und herumrannte und sich keinen Augenblick still halten konnte, nach dem Oberhoftierwärter des kaiserlichen Parks geschickt und ihm ausrichten lassen, er solle sofort mit seinen Gehilfen kommen und den Drachen abholen. Kaum war die Zeremonie der Ordensverleihung vorüber, da kam dieser auch schon mit sechs starken Knechten und einem riesigen Käfig, der auf Rädern fuhr und von vier Pferden gezogen wurde. Der Drache war so kleinlaut, daß er ohne Sträuben in den Käfig hineintrottete, nachdem Lukas ihn von der Kette befreit hatte. Als das Fuhrwerk davonrollte, fragte Lukas:
    »Wo bringt ihr ihn denn hin? Ich muß nämlich noch mit ihm reden.«
    »Wir sperren ihn vorläufig einmal in das alte Elefantenhaus«, antwortete Ping Pong mit wichtiger Miene. »Du kannst ihn jederzeit besuchen, ehrenwerter Führer einer ordengeschmückten Lokomotive.«
    Lukas nickte befriedigt und folgte mit Jim und den anderen Kindern dem Kaiser und der kleinen Prinzessin in den Palast, um im Thronsaal erst einmal gemütlich zu frühstücken. Emma konnte natürlich nicht mit, sondern mußte auf dem Platz zurückbleiben, aber den ganzen Tag drängten sich die Mandalanier um sie, die jetzt selbstverständlich kein bißche n Angst mehr vor ihr hatten. Sie fütterten sie mit Öl, weil ein weiser Mann irgendwo gelesen hatte, daß Lokomotiven gerne Öl mögen, und putzten an ihr herum und wuschen ihr den Schmutz ab und rieben sie mit feinen Tüchern blank, bis sie schließlich strahlte und blinkte, als ob sie neu wäre.
    Währenddessen saßen der Kaiser und Li Si mit ihren Gästen auf der Terrasse vor dem Thronsaal in der Morgensonne beim Frühstück. Und wie versprochen, bekam jedes Kind das, was es am liebsten mochte.
    Der kleine Eskimo zum Beispiel aß Walfischschnitten und trank dazu eine große Tasse Lebertran. Der Indianerjunge bekam Maisbrot und am Spieß gebratene Büffelscheiben, und danach rauchte er aus seiner kleinen Friedenspfeife genau vier Züge, in jede Himmelsrichtung einen.
    Kurz und gut, jedes Kind hatte das, was es bei ihm zu Hause gab. Das waren natürlich lang entbehrte Genüsse! Jim und Lukas taten sich an frischen Honigsemmeln und einer großen Kanne Kakao gütlich. Und zum erstenmal seit langer Zeit griff auch der Kaiser wieder tüchtig zu.
    Als der Oberhofkoch Schu Fu Lu Pi Plu erschien, um sich zu erkundigen, wie es den ehrenwerten Gästen schmeckte, wurde er von Jim und Lukas mit fröhlichem Hallo begrüßt. Der Oberhofkoch hatte sich übrigens zur Feier des Tages wieder seine allergrößte Kochmütze aufgesetzt, die so groß war wie ein Federbett. Der Kaiser fragte ihn, ob er sich nicht ein bißchen zu ihnen setzen wolle, um die Geschichten der Kinder und der beiden Freunde mit anzuhören. Herr Schu Fu Lu Pi Plu hatte gerade etwas Zeit und nahm gerne Platz.
    Nach der Reihe erzählten nun alle noch einmal ihre Abenteuer dem gespannt lauschenden Kaiser. Als sie damit fertig waren und auch alles aufgegessen hatten, meinte Lukas:
    »Ich schlage vor, Leute, wir legen uns jetzt alle für eine Weile aufs Ohr. Wir haben die ganze Nacht kein Auge zugetan. Ich jedenfalls bin zum Umfallen müde.«
    Die meisten der Kinder hatten schon mehrmals heimlich gegähnt, und das kleinste war bereits vor einer ganzen Weile auf seinen Kissen eingeschlafen. So waren alle recht froh über den Vorschlag.
    »Nur noch eine Frage zuvor, meine Freunde!« sagte der Kaiser.
    »Habt ihr Lust, ein paar Wochen bei uns zu Gast zu bleiben und euch erst einmal richtig zu erholen? Ihr seid herzlich eingeladen. Oder«, fügte er lächelnd hinzu, »wollt ihr vielleicht lieber sofort in eure Heimatländer fahren?«
    »Ach, bitte, wenn es sich machen ließe«, antwortete der kleine Indianer, »ich möchte lieber schnell nach Hause. Je eher, je

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