Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken
I. Einführung
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âDu sollst nicht töten.â
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(5. Gebot der Christen)
Vegetarische Ernährungsformen erfahren zunehmend gesellschaftliches Interesse, und zwar im positiven Sinne. Vor wenigen Jahren noch wurden Menschen, die eine vegetarische Lebensweise praktizierten, oftmals belächelt oder gar als weltfremde âSpinnerâ und âideologische Weltverbessererâ abgetan. Vegetarier galten als schwach und kränklich, hatten eine blasse Hautfarbe und schienen, aufgrund ihrer mangelhaften Versorgung mit Nährstoffen, weder zu geistigen noch zu körperlichen Höchstleistungen in der Lage zu sein. Eine offenbar sentimentale Tierliebe verband sich mit einzelgängerischem und asketischem Verhalten in allen Lebensbereichen. Sowohl Wissenschaft wie auch Gesellschaft stimmten darin überein, daà eine Ernährungsweise, die offensichtlich von Verzicht und Entsagung gekennzeichnet ist, weder sinnvoll noch gesundheitsfördernd sein konnte.
Diese Vorurteile prägten viele Jahrzehnte hindurch das Bild vom Vegetarismus. Mittlerweile stellt sich die Situation jedoch völlig anders dar. Alleine in Deutschland wird die Zahl der Vegetarier auf über sechs Millionen Menschen geschätzt â Tendenz steigend, insbesondere bei jungen Leuten. Vegetarische Kostformen sind gesellschaftlich akzeptiert, wozu sicherlich auch zahlreiche Bekenntnisse prominenter Sportler, Künstler und Politiker zur eigenen fleischlosen Ernährung beigetragen haben. Doch auch von ernährungswissenschaftlicher und medizinischer Seite wird heute eine ausgewogene lakto-(ovo-)vegetarische Ernährung empfohlen, so daà für immer mehr bewuÃt lebende Menschen eine vegetarische Lebensweise zur praktikablen und genuÃvollen Alternative wird.
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen eindrucksvoll, daà besonders für bewegungsarme Wohlstandsbürger eine abwechslungsreiche fleischlose Kost nicht nur füreine optimale Versorgung mit Nährstoffen sorgt, sondern darüber hinaus vielfältige gesundheitliche Vorteile mit sich bringen kann. So haben Vegetarier im Vergleich zu Mischköstlern seltener Ãbergewicht und hohen Blutdruck. AuÃerdem sind ihre Blutcholesterinwerte zumeist günstiger als bei Personen mit herkömmlicher Ernährungsweise. Ungünstig zu beurteilende Nahrungsinhaltsstoffe wie gesättigte Fettsäuren, Cholesterin und Purine werden mit vegetarischer Kost deutlich geringer zugeführt als mit üblicher Mischkost. Die Aufnahme von ernährungsphysiologisch günstigen Nahrungsbestandteilen, wie komplexen Kohlenhydraten, Ballaststoffen und Sekundären Pflanzenstoffen, liegt hingegen wesentlich höher. Die insgesamt gesündere Lebens- und Ernährungsweise von Vegetariern führt zu einem deutlich geringeren Risiko für ernährungsabhängige Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes mellitus und Krebs und damit auch zu einer höheren Lebenserwartung.
Angesichts dieser fundierten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse wird leicht vergessen, daà für viele vegetarisch lebende Menschen weniger gesundheitliche Vorteile, sondern vielmehr ethisch-moralische Beweggründe ausschlaggebend für ihre fleischlose Ernährungsweise sind. Bereits in der Antike sprachen sich zahlreiche griechische Philosophen aus moralischen Erwägungen gegen den Konsum von Fleisch aus. In fast allen Weltreligionen finden sich Gedanken und Leitsätze, die sich mit dem Verhältnis des Menschen zu seinen Mitgeschöpfen, und hier insbesondere den Tieren, beschäftigen. Das zentrale Gebot âDu sollst nicht tötenâ führt vor allem in den östlichen Religionssystemen mit dem Glauben an die Seelenwanderung zu der logischen Empfehlung, eine vegetarische Lebensweise zu praktizieren. Doch auch in der Bibel sehen prominente Kritiker des Fleischverzehrs innerhalb und auÃerhalb der christlichen Kirchen zahlreiche Hinweise darauf, daà Nächstenliebe nicht nur auf die eigene Spezies, nämlich den Menschen, beschränkt sein soll und Tiere nicht als Nahrungsmittel für die menschliche Ernährung gedacht sind.
Die aktuelle Diskussion über den Umgang des Menschenmit Tieren bringt angesichts der zur Norm gewordenen MiÃstände viele Menschen zum Umdenken. Massentierhaltung, Tiertransporte und die Würde des Tieres völlig auÃer acht lassende Zustände auf Schlachthöfen gehen einher mit
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