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Quinns Unendliche Liebe (Scanguards Vampire - Buch 6) (German Edition)

Quinns Unendliche Liebe (Scanguards Vampire - Buch 6) (German Edition)

Titel: Quinns Unendliche Liebe (Scanguards Vampire - Buch 6) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
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    Mit einem Blick auf den Kalender seufzte Rose Haverford schwer. Selbst ohne das Datum zu lesen, hätte sie gewusst, welcher Tag heute war. Jedes Jahr spürte sie es, als wäre es in ihre Knochen, ihren Schädel und ihr Fleisch eingeritzt. Schon Tage zuvor hatte sich eine unangenehme Schwere in ihrem Herzen breitgemacht und Melancholie ihre Stimmung getrübt. Doch heute Nacht quoll die alte Bitterkeit wieder so deutlich in ihr hervor wie ein ungeliebter Verwandter, der zu lange blieb und zu viele unangenehme Erinnerungen weckte.
    Während der letzten zweihundert Jahre hatte sie gelernt, damit klarzukommen. Tatsächlich hatte sie ein Ventil gefunden, mit den schmerzlichen Erinnerungen jener Ereignisse umzugehen, die ihr Leben bestimmten und sie zu dem gemacht hatten, was sie war: eine Kreatur der Nacht, die nach dem Blut anderer dürstete. Ein Vampir.
    Jedes Jahr, am Jahrestag ihrer Verwandlung, nahm Rose Papier und Stift zur Hand und schrieb einen Brief, den sie nie abschicken würde. Der Empfänger war längst tot, doch der Verlust war noch so frisch und schmerzhaft wie eh und je.
    Liebste Charlotte, begann sie den Brief an ihre Tochter.
    Wieder ist ein Jahr vergangen und ich vermisse dich noch immer. Ich habe mein Versprechen dir gegenüber gehalten, auch wenn ich nie die Mutter sein konnte, die du verdientest. Du wärst sehr stolz auf deinen Ur-ur-ur-enkel Blake. Er ist ein kluger junger Mann, ehrgeizig und gebildet. Und eines Tages wird er etwas aus sich machen.
    Rose stöhnte. Vielleicht sollte sie den letzten Satz streichen. Schließlich belog sie sich damit nur selbst.
    Er ist ein kluger junger Mann, gut ausgebildet und … er ist arrogant und selbstsüchtig. Als ich die Treuhandfonds einrichtete, um sein Leben einfacher zu gestalten, hätte ich nie gedacht, dass er damit ein Leben voller Exzesse führen würde, statt das Geld zu nutzen, um sich eine Karriere damit aufzubauen. Aber was weiß ich schon von Männern?
    Trotzdem ist er mein Fleisch und Blut, und ich habe geschworen, jeden einzelnen meiner Nachkommen zu beschützen. Doch wegen seiner Lebensweise könnte unsere Linie mit ihm enden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er je sesshaft werden und eine Familie gründen wird.
    Anhand meiner Worte magst du denken, dass ich ihn nicht liebe, meine liebste Tochter, aber das tue ich. Es ist nur …
    Sie hob den Füller vom Papier und seufzte.
    … er erinnert mich zu sehr an deinen Vater, obwohl er ihm kein bisschen ähnlich sieht. Blakes Haar und sein Teint sind dunkel, wohingegen Quinn einer der hellhäutigsten Männer von ganz England war. So gutaussehend und charmant.
    Und letztendlich so tödlich.
    Ich wünschte, du hättest deinen Vater kennenlernen können. Aber ich konnte es nicht riskieren, dass er von dir erfährt. Das verstehst du doch, oder? Er hätte dich zu einer von uns gemacht. Und ich konnte nicht erlauben, dass er dich eines normalen Lebens und der Chance beraubte, Kinder und eine Familie zu haben.
    Rose wischte eine ungewollte Träne weg. Sie hatte sich geschworen, nicht zu weinen, sich nicht in Selbstmitleid zu ertränken, doch immer wenn sie an Quinn Ralston dachte, den zweiten Sohn des Marquis von Thornton, den Mann, den sie über alles geliebt hatte, konnte sie die frostige Haltung nicht aufrechterhalten, für die sie bekannt war. Man nannte sie die kälteste Vampirin jenseits des Mississippis. Doch warmes Blut floss durch ihre Venen und ihr Herz schlug für die, die sie liebte, die Familie, die sie verloren hatte und ihren einzigen verbleibenden Nachkommen, ihren Ur-ur-ur-ur-enkel Blake.
    Trotz ihrer Bedenken bezüglich Blakes Lebensstils sorgte sie sich um ihn. Blut war dicker als Wasser, und für sie war er wie ein Sohn, einer, der Führung benötigte.
    Ich habe vor, ihm bald an die Westküste zu folgen. Meine Sachen sind gepackt. Hier in Chicago hält mich nichts mehr, seit Blake sich dazu entschlossen hat, nach San –
    Mit einem lauten Knall wurde die Balkontür, die in ihren kleinen Garten hinter ihrem zweistöckigen Haus führte, mit solcher Kraft aufgerissen, dass die Scheiben zerbrachen und in bunten Scherben auf die unbezahlbaren Läufer und Möbel rieselten. Doch es blieb ihr keine Zeit, sich mit solchen Belanglosigkeiten zu beschäftigen. Ohne eine Sekunde zu vergeuden, schob Rose den unvollendeten Brief in ein Modemagazin, das auf dem Schreibtisch lag, und funkelte den Eindringling an.
    Hereingeplatzt war der Mann, den sie gehofft hatte nie wieder sehen zu müssen.

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