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Joe Golem und die versunkene Stadt

Joe Golem und die versunkene Stadt

Titel: Joe Golem und die versunkene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Mignola
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hielt.
    Dann hatte er unvermittelt einen Schritt nach vorn gemacht und eine der Wasserratten mit der Handfläche gerammt. Er traf den Kerl mit solcher Wucht vor das Brustbein, dass er über Bord flog, mit dem Schädel gegen eine Hauswand prallte und lautlos im stinkenden, nachtschwarzen Wasser versank.
    Der letzte der vier Raubmörder zückte ein Messer.
    Molly schrie unwillkürlich auf. Sie fürchtete um den alten Mann und bejubelte zugleich seinen Mut. Aus einem Instinkt heraus huschte sie zum Geländer der Feuertreppe und schlug gegen den Hebel. Die Leiter wurde ausgeklinkt und rasselte so laut in die Tiefe, dass der Raubmörder innehielt und nach oben blickte. Er stieß einen Fluch aus, als der alte Mann seine Chance nutzte, die Leiter packte und hinaufkletterte.
    Doch er hatte keine Chance, das wusste Molly. Der Raubmörder war jung und stark. Er würde den Alten nach wenigen Sekunden einholen, würde ihm das Messer in den Rücken rammen oder ihm die Kehle durchschneiden. Dann würde er ihm die Taschen ausleeren und den Leichnam ins Wasser werfen. Molly wusste aus eigener Beobachtung, wie Wasserratten vorgingen.
    Sie huschte ins Gebäude zurück. Ihr Blick fiel auf eine Kiste volleralter, ledergebundener Bücher. Kurz entschlossen zerrte sie die Kiste hinaus auf die Feuertreppe. Einer der Missionare, ein gut aussehender Mann mit kaffeebrauner Haut, kam heraus und fragte sie mit französischem Akzent, was sie tue, doch Molly beachtete ihn gar nicht.
    Der alte Mann stieg weiter die Leiter hinauf. Der Raubmörder verfolgte ihn, hatte aber Schwierigkeiten, weil er zu dumm war, beim Klettern das Messer wegzustecken.
    Molly rief dem alten Mann zu, er solle den Kopf einziehen. Er presste sich an die Leiter, während sein Verfolger das genaue Gegenteil tat: Er lehnte sich nach hinten, starrte Molly hasserfüllt an und fragte sich, was sie vorhatte.
    Das erste Buch brach dem Kerl das Nasenbein. Er sackte an der Leiter zusammen, brüllte vor Schmerz und zog sich hastig hoch, um weiteren Wurfgeschossen zu entgehen. Wieder schleuderte Molly ein Buch, doch es verfehlte den Kerl, und sie begann vor Angst zu zittern.
    In dem Moment, als die Ratte die Hand nach Felix’ Bein ausstreckte, warf Molly zwei schwere Bücher auf einmal. Sie trafen den Raubmörder seitlich am Kopf, und er rutschte von der Sprosse. Mit einer Hand hielt er sich fest und strampelte mit den Beinen, suchte mit den Füßen verzweifelt nach Halt. Ächzend wuchtete Molly die gesamte Bücherkiste über das Geländer und ließ sie fallen. Sie streifte Felix’ Rücken und schleuderte den alten Mann hart gegen die Leiter. Dann traf sie mit schrecklicher Wucht den Raubmörder und riss dessen Kopf in einem grotesken Winkel nach hinten. Sein Griff um die Sprosse löste sich, und er stürzte kreischend in die Tiefe und verschwand in der stinkenden schwarzen Brühe.
    Als die anderen Ratten zurückkehrten, standen Missionare auf der Feuertreppe und leuchteten auf das dunkle Wasser. Molly traute ihnen nicht, nicht einmal, als sie darauf bestanden, dass Felix und sie die Nacht in der Mission mit den verlorenen Kindern der Versunkenen Stadt verbrachten. Sosehr Felix sie beeindruckte   – Molly hatte sich vor Sonnenaufgang davongeschlichen und war zur ausgebrannten Ruine von Ray’s Smokefish zurückgekehrt.
    Felix brauchte zwei Tage, um Molly zu finden, da er sich bei ihr bedanken wollte. Er benötige eine Assistentin, sagte er, auf die er sich verlassen könne. Sie solle ihm helfen, sich um sein Haus zu kümmern, und seine Kunden empfangen.
    Molly hätten weinen können vor Glück.
    Noch nie hatte jemand sie gebraucht.

    »Dir geht es nicht gut«, sagte sie nun und hob die Stimme, um den Lärm zu übertönen, denn die Klingeln im Haus läuteten wieder.
    Erneut versuchte Felix, Molly mit einem matten Lächeln abzuspeisen, an ihr vorbeizuschlüpfen und an die Tür zur Treppe zu gelangen.
    »Felix!«, rief Molly scharf.
    Er seufzte tief, und alle Verstellung fiel von ihm ab. Er wirkte müde und erschöpft. Molly hatte ihn immer schon als alten Mann betrachtet, von dem Augenblick an, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, aber damals war sie erst zwölf gewesen. Für sie war jeder mit weißem Haar alt. Jetzt, als Felix den lang gezogenen Seufzer ausstieß, erschien er ihr so alt wie die Welt.
    Molly nahm seine Hand. Felix stand ihr so nahe wie ein Verwandter, und sie wollte ihn nicht leiden sehen. »Du solltest absagen. Ich lasse mir eine Ausrede einfallen und schicke

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