John Puller 01 - Zero Day
den Finger in die Höhe. »Das Telefon funktioniert.« Schon sprach er hinein. »Hallo, Bobby. Hast du Zeit, deinem kleinen Bruder ein paar Tipps zu geben, wie man einen Atomsprengsatz entschärft?«
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Im USDB hatte Robert Puller zwei Stunden zuvor auf direkte Weisung des Verteidigungsministers in Bereitschaft gehen müssen. Obwohl das Militär viele Atomwaffenspezialisten in seinen Reihen beschäftigte, hatte Puller darauf bestanden, unbedingt mit seinem älteren Bruder zusammenzuarbeiten. Er war der einzige Fachmann, dem er vertraute. Dass Robert eine lebenslange Haftstrafe wegen Hochverrats absaß, machte die Auswahl problematisch. Doch als Puller sogar gegenüber Vier-Sterne-Generalen hartnäckig blieb, griff der Verteidigungsminister ein und billigte seinen Plan. Selbst beim Militär hatte man einräumen müssen, dass es nur wenige Menschen gab, die mehr über Atomwaffenwissenschaft wussten als Robert Puller.
Man merkte Robert die Anspannung und Besorgnis an. Immerhin hockte sein Bruder neben einer Atombombe. Bei einem vorherigen Telefonat hatte Puller ihm alles berichtet, was David Larrimore ihm erzählt hatte.
»Beschreib mir den Kasten«, verlangte Robert nun.
»Ungefähr eins zwanzig im Quadrat. Rostfreier Stahl. Auf dem Fußboden festgeschraubt.«
»Sprich lauter. Ich kann dich kaum verstehen.«
»Tut mir leid, ich trage eine Schutzmaske.« Puller wiederholte die Angaben mit lauterer Stimme.
»Klarer Fall. Implosionszündung, kein Detonationszünder.«
»Aha.«
»Sag mir was über die Fässer. In dem leeren Fass war Plutonium?«
»Ja. So steht’s jedenfalls drauf.«
»Hatte dieser Larrimore eine Vorstellung, wie viel Plutonium damals in jedes Fass gefüllt wurde?«
»Falls ja, hat er es nicht erwähnt. Er hätte es sich wohl nie träumen lassen, dass man die ganze Scheiße einfach stehen lässt. Ich übrigens auch nicht.«
»Ich gehe davon aus, dass es keine allzu ausgetüftelte Konstruktion ist. Das heißt, wir reden über ein Minimum von sechs Kilo, vielleicht geringfügig mehr.«
»In das Fass passen trotz der Bleibeschichtung viel mehr als sechs Kilo.«
»Ist mir klar, aber die von dir angegebene Größe des Kastens zeigt deutlich, dass man kein ganzes Fass Plutonium hineingepackt hat. Außerdem wäre so was Overkill.«
»Hast du schon mal daran gedacht, dass da vielleicht Verrückte am Werk sind?«
»Kann sein, aber ich widme mich ausschließlich den wissenschaftlichen Aspekten.«
»Kann ich die Abdeckung entfernen, oder werde ich dann durch die Strahlung des Plutoniums verseucht?«
»Wie schwer ist der Deckel?«
Puller zog daran und tippte dann mit dem Finger darauf. »Nicht allzu schwer.«
»Also hat er wahrscheinlich keine Bleibeschichtung oder eine andere Art der Abschirmung. Das Plutonium muss vollständig vom Sprengstoff und einem neutronenreflektierenden Mantel umhüllt sein, der dir Schutz bietet. Und wie wir wissen, wurde ein Neutronenreflektor aus Wolframkarbid installiert. Er ist ultradicht. Eigentlich dürfte dir nichts passieren.«
»Eigentlich?«
»Mehr kann ich dir nicht versprechen, Brüderchen.«
Puller atmete tief ein und gab Cole mit einem Wink zu verstehen, dass sie auf Abstand gehen sollte. Dann zog er am Deckel, der sich abheben ließ. Puller wurde nicht von einem grellen blauen Licht umstrahlt.
»John?«
»Es hat geklappt. Ich habe nicht zu glühen angefangen. Das werte ich als gutes Zeichen.«
»Siehst du einen Zeitzünder?«
Puller hob den Blick zu Cole, die mit den Schultern zuckte und sich hinter der Schutzhaube ein Lächeln abrang.
»Verwendet man für so was tatsächlich Zeitzünder?«, fragte Puller.
»Nicht wegen des melodramatischen Effekts wie im Film. Sie dienen einem sehr konkreten Zweck. Der konventionelle Sprengstoff muss exakt gleichzeitig explodieren, sonst entstehen in der Druckwelle Ungleichmäßigkeiten, durch die der Kern entweicht. Dann folgt die Verpuffung, über die wir schon gesprochen haben.«
Behutsam stocherte Puller im Kasten, legte ein Bündel Dräh te frei und sah es. »Alles klar. Zeitzünder gefunden. Er muss die Lichtquelle sein, die wir bemerkt haben. Elektrizität gibt’s hier nicht mehr, also muss er eine interne Stromversorgung haben.«
»Was zeigt die Zähluhr an?«
»Zweiundsechzig Minuten. Tickt.«
»Okay«, sagte Robert. »Irgendwelche Drähte?«
Cole hielt eine leuchtstarke Stablampe über den Kasten und erhellte für Puller das Innere. Das hochmoderne Nachtsichtgerät erlaubte ihm auch in
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