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John Puller 01 - Zero Day

John Puller 01 - Zero Day

Titel: John Puller 01 - Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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demontieren musste; dann gelangten sie in eine Halle, die man nach menschlichen Maßstäben nur als gigantisch bezeichnen konnte. Erwartungsgemäß herrschte völlige Finsternis. Ohne Infrarotsicht hätten sie blind vorgehen müssen. Sie hatten noch etwa neunzig Meter Telefonkabel übrig. Puller konnte nur hoffen, dass es genügte.
    Er bewegte sich nach rechts und bezog hinter einer langen stählernen Werkbank Deckung. Geduckt hielt Cole sich neben ihm. An vielen Stellen waren Schimmel und Moder zu sehen. Der über die Fabrik betonierte Sarkophag schützte nicht gegen von unten aufsteigende Feuchtigkeit.
    Puller betrachtete die hohen, fensterlosen Wände des Gebäudes. Sie bestanden aus Ziegelmauern. Er schätzte die Deckenhöhe auf fast zehn Meter. An Stangen hatte man darunter Leuchtstofflampen aufgehängt. Aus den Bauplänen wusste er, dass es darüber weitere Etagen gab. Dort waren wahrscheinlich die Verwaltung und andere Büros untergebracht gewesen. Anscheinend befanden sie sich in der Hauptwerkshalle der ehemaligen Fabrik.
    Und über allem wölbte sich die Betonkuppel. Puller beschlich das Gefühl, sich in einem Bau aufzuhalten, der sich wiederum in einem Grabmal befand.
    »Wir müssen die Halle systematisch absuchen«, sagte er durch die Filtermaske.
    »Und worauf müssen wir achten?«
    »Auf fremde Personen, mit Blei ausgekleidete Zweihundert-Liter-Fässer und Gegenstände, die hier nicht sein dürften.«
    »Und was für Gegenstände sind das?«, fragte Cole ungeduldig.
    »Neu aussehende Gegenstände«, antwortete Puller. »Sie gehen nach links, ich nach rechts.« Er reichte ihr ein Funksprechgerät. »Die Dinger funktionieren auch hier, weil die Verbindung nicht über Satellit geht. Aber sicher sind sie nicht. Es könnte jemand mithören.«
    Eine halbe Stunde später hatte Puller sie gefunden.
    Er waren fünf Fässer. Ob sie wirklich eine Bleibeschichtung hatten, konnte er von außen nicht sehen, nahm es aber an. Beim Nähertreten erkannte er, dass sich Moder und Schimmel auf der metallenen Haut der Tonnen ausgebreitet hatten. Er konnte nur hoffen, dass sie keine Rostlöcher aufwiesen, dann waren er und Cole jetzt schon so gut wie tot. Mit der Hand wischte er ein bisschen Dreck und Bewuchs ab. Sein Blick fiel auf ein verblichenes blaues Schild mit dem Schädel-Knochen-Warnzeichen.
    Blau bedeutete Uran.
    Gleiches stellte er beim daneben stehenden Fass fest. Er drückte den Arm gegen jedes der Fässer. Anscheinend waren sie voll; auf jeden Fall fühlte es sich so an. Allerdings konnte ein Teil des Gewichts von der bleiernen Innenbeschichtung stammen. Doch die Oberseiten machten einen dicht verschlossenen Eindruck und hatten eine dicke Dreckkruste; deshalb unterstellte Puller, dass sie seit Jahrzehnten nicht geöffnet worden waren. Zwei benachbarte Fässer hatten eine Totenkopf-Kennzeichnung in Rot.
    Also musste der Inhalt aus Plutonium-Gelbkuchen bestehen. Puller rüttelte an den Fässern. Auch sie waren voll.
    Das fünfte Fass hatte ebenfalls eine rote Markierung. Plutonium. Aber etwas anderes erregte schlagartig Pullers Aufmerksamkeit. Dem Fass fehlte der Deckel. Zuerst näherte Puller sich ganz vorsichtig, entschied sich dann aber zur Beherztheit und trat so nah an das Fass heran, dass er hineinschauen konnte. Tatsächlich hatte es innen eine Bleibeschichtung. Nichts hatte sie von außen zerfressen.
    Ausgezeichnet.
    Wäre da nicht etwas anderes gewesen.
    Puller schaute in ein leeres Fass. Jemand hatte das Plutonium entfernt.
    Das war eine Katastrophe.
    Dann bemerkte er noch etwas. Neben den Fässern waren auf dem Betonfußboden sechs gleich große, ringförmige Abdrücke zu sehen. Dort hatten sechs weitere Fässer gestanden. Fässer mit Uran und / oder Plutonium. Jemand hatte sie fortgeschafft.
    Puller schaltete das Funksprechgerät ein. »Ich habe das Zeug entdeckt. Ein Fass, in dem Plutonium war, ist leer. Und ein halbes Dutzend Fässer ist ganz verschwunden.«
    Das Funksprechgerät knisterte. »Ich habe auch was entdeckt«, sagte Cole mit bebender Stimme.
    »Cole? Ist was passiert?«
    »Ich … Kommen Sie her. Ich bin an der Ostseite, ungefähr vierzig Meter von der Stelle entfernt, wo wir eingedrungen sind.«
    »Was ist es? Was haben Sie gefunden?«
    »Roger. Roger Trent habe ich gefunden.«
     

 
    88
    Gemeinsam nahmen sie den auf dem Bauch liegenden Mann in Augenschein. Weil er gefesselt war, hielt Puller ihn nicht für tot. Tote fesselte man nicht. Doch um Gewissheit zu haben, kniete Puller sich

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