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John Puller 01 - Zero Day

John Puller 01 - Zero Day

Titel: John Puller 01 - Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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– wenigstens vorläufig, bis die Ambulanz eintraf. »Atmen Sie langsam und tief. Der Notdienst ist unterwegs. Aspirin, die Nitro-Tablette und die Flüssigkeitszufuhr haben Ihnen geholfen. Sie sehen schon besser aus. Sie werden sich bestimmt erholen. Ihr Stündlein hat noch nicht geschlagen.«
    Abermals drückte er die Taste des Blutdruckmessgeräts und kontrollierte die Werte. Beide waren weiter gestiegen, beide dem Zustand der Frau zuträglich. Ihre Gesichtsfarbe wurde frischer. Mitten im Kohletagebau-Bundesstaat vollzog sich ein kleines Wunder.
    »Die Klinik ist weit weg«, schnaufte die Alte. »Ich hätte in die nähere Nachbarschaft ziehen sollen.«
    Puller grinste. »Jeder macht mal Fehler.«
    Sie schmunzelte schwächlich und nahm seine Hand. Er ließ sie so fest zupacken, wie sie konnte. Sie hatte schmale, schwache Finger. Puller spürte den Druck kaum, er ähnelte eher einem Luftzug. Er beobachtete, dass ihr Gesicht sich entspannte. Sie hatte gelbe, stellenweise schwarze Zähne. Etliche Lücken klafften im Gebiss, und die verbliebenen Zähne saßen schief. Und doch hatte sie ein freundliches Lächeln, dessen Anblick Puller erfreute. »Sie sind ein guter Kerl«, sagte sie.
    »Gibt es hier irgendwo jemanden, um den ich mich kümmern muss? Soll ich irgendwen anrufen?«
    Bedächtig schüttelte sie den Kopf. »Nur ich bin noch übrig.«
    Aus der Nähe, bei genauerem Hinsehen, sah Puller den fortgeschrittenen grauen Star in ihren Augen. Er hielt es für erstaunlich, dass sie ihn überhaupt sehen konnte. »Langsam und tief atmen. Ich höre die Sirene. Die Leute wissen, dass es ein Herzanfall ist. Man ist darauf eingestellt.«
    »Ich danke Ihnen, junger Mann.«
    »Wie heißen Sie? Annie, wie es auf dem Schild steht?«
    »Ich heiße Louisa. Wer Annie war, kann ich Ihnen gar nicht sagen. Das Schild hing schon da, als ich das Motel kaufte, und ich hatte nie Geld, um es zu ändern.«
    »Mögen Sie Blumen, Louisa? Ich schicke Ihnen welche in die Klinik.« Puller erwiderte ihren Blick, ermutigte sie, Ruhe zu bewahren und möglichst natürlich zu atmen, nicht daran zu denken, dass ihr Herz für immer stehen bleiben wollte.
    »Wir Mädels mögen immer Blumen«, antwortete sie mit schwacher Stimme.
    Puller hörte einen Fahrzeugmotor, das Knirschen von Reifen auf Kies, das Öffnen und Schließen von Wagentüren und eilige Schritte. Die Rettungssanitäter erwiesen sich als schnell, fähig und gut ausgebildet. Er informierte sie über das Aspirin, die Nitro-Tablette, die Flüssigkeitszufuhr und den Blutdruck. Da Louisa keine Kraft zum Sprechen mehr hatte, zählte er die Symptome auf. Die Männer stellten ihm in sachlichem Ton alle erforderlichen Fragen, setzten Louisa im Handumdrehen eine Sauerstoffmaske auf und brachten an ihrem Arm einen frischen Beutel Kochsalzlösung an. Nun gewann ihr Gesicht noch mehr Farbe.
    »Sind Sie Arzt?«, erkundigte sich ein Rettungssanitäter bei Puller. »Sie haben alles völlig richtig gemacht.«
    »Arzt bin ich nicht, nur ein Soldat, der ein paar Tricks kennt. Betreuen Sie sie gut. Ihr Name lautet Louisa. Sie ist meine Busenfreundin.«
    Der kleinere Rettungssanitäter blickte zu dem großen Ex-Ranger auf. »Gut, Kumpel, dann will ich sie auch behandeln wie eine Busenfreundin.«
    Während Louisa zur Trage wankte, winkte sie Puller zu. Er folgte ihr. Sie schob die Atemmaske vom Gesicht. »Ich habe eine Katze«, sagte sie. »Könnten Sie …?«
    Puller nickte. »Ich halte einen Kater. Kein Problem.«
    »Wie war gleich Ihr Name, Schätzchen?«
    »Puller.«
    »Sie sind ein guter Kerl, Puller«, wiederholte Louisa. Die Hecktüren der Ambulanz knallten hinter ihr zu, und das Fahrzeug nahm zügig Fahrt auf. Die Sirene fing wieder zu heulen an, während die Nacht dem Tag wich.
    Ein guter Kerl.
    Er musste einen Blumenladen ausfindig machen.
    Puller suchte die Katze und entdeckte sie in Louisas Wohnung, in die er durch eine Tür hinter dem Empfang gelangte. Das getigerte Tier lag unterm Bett in tiefem Schlaf. Louisas »Zuhause« umfasste zwei Zimmer und ein drei mal drei Meter messendes Bad, dessen Dusche für Puller fast zu klein aussah. Überall türmten sich Stapel von Gegenständen, wie Menschen ihres Alters sie anzuhäufen pflegten. Es schien, als wollten sie die Zeit zum Stehen bringen, indem sie sich an alles klammerten, was sie früher begleitet hatte. So versuchten sie dem Nahen des Todes Einhalt zu gebieten. Als wäre irgendjemand von uns dazu imstande.
    Bei dem Hinterhalt in Afghanistan hatten

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