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John Sinclair - 0981 - Der Fluch des alten Kriegers

John Sinclair - 0981 - Der Fluch des alten Kriegers

Titel: John Sinclair - 0981 - Der Fluch des alten Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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rannen keine Tränen mehr an den Wangen hinab, als wären sie durch die gesanglichen Befehle gestoppt worden, denn Camacho erlangte wieder die Kontrolle über seinen Körper.
    Das Feuer brannte weiter. Obwohl der Apache den Inhalt des kleinen Sacks nur sehr dünn auf dem Boden verteilt hatte, schien es so zu sein, als bekämen die Flammen immer mehr Nachschub. Sie waren wie Finger, die mit ihren Spitzen zur Decke wiesen, wo sich allerdings nichts mehr abmalte. Nur der schwache und geisterhafte Widerschein des auf dem Boden stehenden Feuers.
    Der alte Krieger schaute in den dünnen Rauch hinein, der ebenfalls kein Ende zu nehmen schien. Er bekam immer mehr Nachschub, aber er wurde nicht dicker oder intensiver. Rauch glitt lautlos in Rauch hinein und formte immer neue Figuren.
    Der Singsang des Apachen verstärkte sich noch mehr. Camacho spürte, daß er die Schwelle zum Reich der Geister erreicht hatte. Er mußte sie nur noch überschreiten, aber das würde ihm schwerfallen. Einen letzten Kontakt wollte er mit seinem Freund herstellen. Er merkte, wie sich in seinem eigenen Körper etwas löste, als wollte es wegschweben und nie mehr zurückkehren.
    Auf einmal fühlte er sich leicht, obwohl er noch auf dem Boden saß und der Kontakt blieb.
    Sein Kopf bewegte sich. Er blickte nicht mehr direkt über die offenen Särge hinweg, denn er hatte den Kopf etwas zurückgedrängt und starrte in die Schleier aus Rauch hinein, in denen sich plötzlich etwas abmalte.
    Auch beim ersten Hinschauen wollte er nicht an eine Täuschung glauben, denn was er dort zu sehen bekam, bewies ihm, daß er die Schwelle zum Reich der Geister überschritten hatte.
    Er sah die Gestalten!
    Ob er sie wirklich wahrnahm, konnte er nicht mit Sicherheit behaupten.
    Durch den süßlichen Rauch war auch er beeinflußt worden, denn auf eine längere Zeit hinweg hatte er die Kraft einer Droge, die dem Einatmenden die Zugänge zu anderen Welten zu öffnen schienen.
    Camacho glaubte daran, in das Totenreich zu schauen, und was er für sich sah, war unglaublich …
     
    *
     
    »Netter Name«, sagte Abe Douglas. »Was oder wen meinst du damit?«
    »Diesen Waldfriedhof.«
    »Ach so.«
    Ich stoppte auf dem Parkplatz des Friedhofs und schnallte mich los.
    Dann hob ich die Schultern, deutete nach vorn und sagte: »Schau dir die Umgebung an, dann wirst du erkennen, daß der Begriff stimmt.«
    »Wie wahr«, sagte der G-man, als er ausstieg, sich reckte, tief einatmete und nach Westen schaute, wo die Sonne in einem feurigen Meer als scharf konturierter Ball schwamm. Abe Douglas mußte die Augen etwas zusammenkneifen, um nicht zu stark geblendet zu werden. Auch schirmte er die Augen mit einer Hand ab.
    Ich kannte den Friedhof. Wir hatten diese letzte Ruhestätte bewußt für unsere beiden Freunde hier ausgesucht, denn dieser Friedhof glich mehr einem Park. Über den meisten Gräbern wachten die alten Laubbäume.
    Douglas deutete zur Seite. »Und das ist die Halle«, sagte er nur.
    »Genau, dort müssen wir hin. Da haben wir die beiden aufbewahrt. Morgen früh werden wir sie dann beerdigen.«
    Douglas schaute mich schief an. »Morgen früh«, wiederholte er. »Was wird dann wohl sein?«
    »Ein neuer Tag.«
    »Stimmt. Aber wie wird er aussehen?«
    »Ein wenig traurig oder sehr traurig? Aber das Leben geht für uns weiter, denn unsere Gegner schlafen nicht, das kannst du mir glauben.«
    »Ja, da hast du recht. Immer wenn ich auf einem Friedhof als lebendiger Mensch stehe, werde ich daran erinnert, welches Glück ich bisher im Leben hatte. Ich darf gar nicht daran denken, wie viele meiner Kollegen und auch Freunde schon im Dienst ihr Leben verloren haben. Wenn ich darüber nachdenke, kann ich den Job direkt an den Nagel hängen. Aber man ist ja hart im Nehmen oder wird es zumindest.«
    »Wem sagst du das, Abe?« Er folgte mir auf den Weg zur Leichenhalle.
    Ich merkte schon, wie ich mich auf dem Weg dorthin innerlich verwandelte. Locker war ich auf der Fahrt sowieso nicht gewesen, doch jetzt, so dicht vor dem Ziel, schlug mir das Ganze auf den Magen.
    Ich beeilte mich nicht, weil ich mir auf dem Weg noch die Umgebung anschauen konnte. Hier schützten uns keine Bäume vor dem Sonnenlicht, dafür wuchsen in der Nähe der beiden miteinander verbundenen Hallen dunkelgrüne Jasminhecken. Der Blütenduft kitzelte in meiner Nase.
    Wir waren zumindest hier allein. Ob sich noch jemand auf dem Friedhof aufhielt, sahen wir nicht. Um diese Zeit leerte er sich zumeist oder er hatte sich

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