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John Sinclair - 0981 - Der Fluch des alten Kriegers

John Sinclair - 0981 - Der Fluch des alten Kriegers

Titel: John Sinclair - 0981 - Der Fluch des alten Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bereits geleert. Da waren auch die letzten Witwen oder Witwer auf dem Heimweg.
    »Sieht ziemlich verschlossen aus, die Tür«, sagte der G-man.
    »Mal schauen.« Sie sah verschlossen aus, aber sie war es nicht.
    Niemand hatte sie abgeschlossen, was mich wunderte. Ich dachte nicht weiter darüber nach, dachte optimistisch und nahm es als einen günstigen Wink des Schicksals hin.
    Wir betraten einen Flur oder Gang. Schon umwehte uns dieser typische Leichenhausgeruch. Eine Mischung aus verwelkten Blumen, feuchten Tränen und Desinfektionsmitteln und eine typische Kühle, die sich klamm auf unsere Körper legte.
    Automatisch wurden wir langsamer und traten leiser auf. Diese Ruhe wollten wir nicht stören, aber beide waren wir hellwach, und auch Abes Augen blieben nie still. Sie bewegten sich, als suchten sie nach irgendwelchen Fallen.
    Ich blieb stehen, was Abe Douglas wunderte. Neben mir sah ich das Kondolenzpult, aber das interessierte mich nicht. Mir fiel nur der andere Geruch auf.
    »Was ist los, John? Was fällt dir auf? Hast du was?« fragte Douglas.
    »Ja, der Geruch.«
    »Ist typisch für Leichenhäuser. Das kenne ich von den Staaten her. Nichts Besonderes.«
    »Das meine ich nicht.«
    »Was dann?«
    »Der Geruch hat sich verändert, Abe. Er ist nicht mehr der gleiche geblieben.«
    Ein Schatten fiel über das Gesicht des G-man. Da er es genau wissen wollte, machte er es mir nach. Er konzentrierte sich ebenfalls auf den Geruch, und dann sah ich, wie er nickte. »Ja, John, du hast dich nicht getäuscht. Das ist ein seltsamer Geruch.«
    »Sagte ich doch.«
    »Und woher könnte er stammen?«
    Ich hob die Schultern. »Bestimmt nicht von draußen. Das muß hier in der Leichenhalle sein.«
    »Wo die Särge stehen«, lautete Abes trockene Antwort.
    »Möglich.«
    Als ich vorgehen wollte, hielt Douglas mich fest. »Und ich denke dabei an Camacho. Schon auf der Fahrt habe ich dir gesagt, daß wir mit ihm rechnen müssen, und ich kann mir gut vorstellen, daß er sich hier aufhält.«
    »Weiter, Abe.«
    »Nichts – leider. Ich kenne ihn nicht genau und kann nur raten.« Er schnüffelte wieder. »Rauch und Feuer«, sagte er, »das gehört zu seinen Beschwörungen oder Ritualen.«
    Ich atmete scharf auf. Auf meinem Rücken wurde es kalt. »Rechnest du damit, daß er hier ein altes Totenritual durchziehen will? Glaubst du, daß es möglich ist?«
    »Wer kennt sich schon mit den Mythen und Beschwörungen der alten Indianer aus? Ich für meinen Teil nicht. Aber ich kann mir vorstellen, daß er es tut.«
    »Das werden wir gleich wissen.«
    Noch leiser und vorsichtiger als nach unserem Eintritt bewegten wir uns auf die Tür der eigentlichen Aufbewahrungshalle zu. Dabei stellten wir sehr schnell fest, daß sich der Geruch intensivierte. Ich versuchte ebenfalls herauszufinden, wonach es hier roch, aber es war einfach zu schwer. Wenn, dann mußten irgendwelche fremden Kräuter oder Flüssigkeiten brennen, die mir unbekannt waren.
    Die Tür malte sich deutlich sichtbar ab. Sie schloß nicht ganz fugendicht.
    So sahen wir den schwachen Lichtschimmer unter ihr hersickern.
    Abe stieß einen leisen Pfiff aus. »Das ist doch nicht normal, John. Läßt man das Licht brennen, wenn Tote aufbewahrt werden?«
    »Es wäre mir neu.«
    »Dann finden wir dort nicht nur die beiden Toten, sondern auch unseren Freund Camacho.«
    Wir waren dicht an die Tür herangetreten und schauten zu Boden. Dort sahen wir die sehr feinen und hauchdünnen Rauchkringel aufsteigen, die sich dicht über dem Boden zu kleinen Wolken zusammendrängten, um an der Tür aufzusteigen.
    Dann hörten wir das Singen.
    Leise, monoton, fremdartig. Ich legte mein Ohr gegen die Tür. Das Holz war zu dick. Lauter und deutlicher vernahm ich es nicht.
    »Und?« flüsterte Abe Douglas.
    »Er ist sicherlich drin.«
    »Ich dachte es mir.« Abe wollte seinen Revolver ziehen, doch ich hielt seine Hand am Gelenk fest. »Lieber nicht, Abe, laß ihn stecken. Es paßt nicht.«
    »Okay, wie du meinst. Du bist hier der Boß.«
    Darüber konnte ich nicht mal grinsen. Dafür legte ich die Hand auf die Klinke und öffnete die Tür so leise wie möglich …
     
    *
     
    Er sah die Geister!
    Es war für ihn wieder einmal eine neue Erfahrung.
    Er hatte die Schwelle überschritten, er konnte in den Rauch hineinblicken und entdeckte dort die Bewegungen der Körper, die im Prinzip keine waren, weil sie neue Formen und Gestalten angenommen hatten und so aussahen, als wollten sie sich auch weiterhin

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