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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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    Kalt.
    Taub.
    Verwirrt.
    Ich öffnete die Augen.
    Dunkelheit. Schwarz wie ein arktischer Winter. Bin ich tot?
    Einem limbischen Befehl gehorchend, atmete ich tief ein. Mein Hirn registrierte Gerüche.
    Schimmel. Modrige Erde. Etwas Organisches, das auf das Vergehen der Zeit hinwies.
    War dies die Hölle? Ein Grab? Ich lauschte.
    Stille. Undurchdringlich.
    Aber nein. Es gab Geräusche. Luft, die durch meine Nasenlöcher rauschte. Blut, das mir in den Ohren pochte.
    Leichen atmen nicht. Tote Herzen schlagen nicht.
    Andere Gefühle mischten sich ein. Härte unter mir. Ein Brennen auf der rechten Seite meines Gesichts.
    Ich hob den Kopf.
    Bittere Galle flutete mir den Mund.
    Ich bewegte die Hüften, um Druck von meinem verdrehten Hals zu nehmen.
    In meinem linken Bein explodierte der Schmerz. Ein Stöhnen zerriss die Stille.
    Instinktiv rollte mein Körper sich fötal zusammen. Das Pochen wurde lauter.
    Ich lag zusammengerollt da und lauschte dem Rhythmus meiner Angst.
    Dann die Erkenntnis. Das Geräusch war aus meiner eigenen Kehle gekommen.
    Ich spüre Schmerz. Ich reagiere. Ich lebe. Aber wo?
    Ich spuckte Galle und versuchte, die Hand auszustrecken. Spürte Widerstand. Merkte, dass meine Handgelenke gefesselt waren.
    Ich zog ein Knie an die Brust. Beide Füße hoben sich gleichzeitig.
    Ich ließ die Hände sinken.
    Ich versuchte es ein zweites Mal, diesmal fester. Wieder feuerten Neuronen mein Bein hoch.
    Einen weiteren Schrei unterdrückend, versuchte ich, Ordnung in mein wirres Denken zu bekommen.
    Man hatte mich an Händen und Füßen gefesselt und abgelegt.
    Wann? Wo? Wer?
    Warum?
    Die Suche im Datenspeicher nach jüngst zurückliegenden Ereignissen brachte nichts. Und die Lücke im Gedächtnis reichte noch viel länger zurück.
    Ich erinnerte mich an ein Picknick mit meiner Tochter Katy. Aber das war im Sommer. Der Eiseskälte nach musste es jetzt Winter sein. Traurigkeit. Ein letzter Abschied von Andrew Ryan. Das war im Oktober. Hatte ich ihn danach wiedergesehen?
    Ein leuchtend roter Pullover zu Weihnachten. Dieses Weihnachten?
    Ich hatte keine Ahnung. Desorientiert suchte ich nach irgendeinem Detail aus den letzten paar Tagen. Doch alles blieb verschwommen.
    Vage Eindrücke ohne rationale Form oder Abfolge tauchten kurz auf und verschwanden wieder. Ein Gestalt, die aus dem Schatten trat. Mann oder Frau? Wut. Schreien? Weswegen? Gegen wen gerichtet?
    Schmelzender Schnee. Licht, das in Glas funkelt. Der dunkle Rachen eines Türspalts.
    Erweiterte Gefäße pochten in meinem Schädel. Sosehr ich mich auch bemühte, ich konnte meinem umnebelten T/erstand keine Erinnerungen entlocken.
    Hatte man mich mit Drogen vollgepumpt? Hatte ich einen Schlag auf den Kopf abbekommen?
    Wie schlimm war mein Bein dran? Falls ich es schaffte, mich zu befreien, konnte ich dann gehen? Kriechen?
    Meine Hände waren taub, mein Finger unbrauchbar. Ich versuchte, die Handgelenke nach außen zu drücken. Spürte kein Nachgeben der Fessel.
    Tränen der Frustration brannten mir hinter den Lidern. Nicht weinen!
    Ich biss die Zähne zusammen, drehte mich auf den Rücken und riss meine Füße auseinander. Flammen schossen mir in den linken Unterschenkel.
    Dann wusste ich nichts mehr.
    Ich wachte wieder auf Augenblicke später? Stunden? Ich hatte keine Ahnung. Mein Mund fühlte sich trockener an, die Lippen noch ausgedörrter. Der Schmerz im Bein war dumpfer geworden.
    Obwohl ich meinen Pupillen Zeit ließ, registrierten sie nichts. Wie sollten sie sich auch anpassen können? Die dichte Schwärze bot nicht den winzigsten Schimmer von Licht.
    Die alten Fragen kehrten wieder. Wo? Warum? Wer?
    Offensichtlich war ich verschleppt worden. Um zum Opfer irgendeines kranken Spiels zu werden? Um als Bedrohung aus dem Weg geschafft zu werden?
    Der Gedanke löste meine erste klare Erinnerung aus. Eine Leiche, verkohlt und verdreht, der Mund in einem letzten Schrei aufgerissen.
    Dann eine kaleidoskopische Sequenz, Bilder, die einander jagten.
    Zwei Autopsiesäle. Namensschilder, die zwei Labore kennzeichneten. Temperance Brennan, Forensische Anthropologin. Temperance Brennan, Anthropologue Judiciaire.
    War ich in Charlotte? Montreal? Viel zu kalt für North Carolina.
    Sogar im Winter. War es Winter? War ich in Quebec?
    War ich zu Hause verschleppt worden? Auf der Straße? Vor dem Édifice Wilfrid-Derome? Im Institut?
    War ich nur durch Zufall zum Opfer geworden? Oder weil ich war, was ich war? Suchte da jemand Rache für einen früheren Beschuldigten? Ein

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