Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
faszinierend.
Selbstverständlich ahnte er nicht, dass die unscheinbare Landtierärztin ihm so lange nachblickte, bis er außer Sicht war.
Du bist ein hoffnungsloser Fall! Tori ließ die nach Rauch stinkenden Gardinen zurückfallen und starrte düster vor sich hin. Da lief ihr ein umwerfend gut aussehender Mann über den Weg, und schon drehten ihre Hormone durch. Wie dumm. Wieder ein Mann in ihrem Leben, das hatte ihr gerade noch gefehlt.
Warum hatte sie sich dann von Barb zu diesem Speed-Dating überreden lassen?
Weil sie sich schrecklich allein fühlte, seit die vielen Freiwilligen wieder fort waren. So allein, dass sie anfing, Selbstgespräche zu führen.
Dad. Micki.
Unwillkürlich blickte sie aus dem Fenster und zuckte schmerzlich zusammen, wie jedes Mal. Nur noch der rauchgeschwärzte Schornstein ragte aus dem Schutthaufen, der einmal ihr Elternhaus gewesen war.
Denk nicht daran.
„Du musst wieder anfangen zu leben, Tori“, flüsterte sie. „Such dir ein hübsches kleines Haus in der Stadt. Du kannst auch dort als Tierärztin arbeiten.“
Ja, irgendwann vielleicht. Aber im Moment fühlte sie sich dazu noch nicht bereit.
In ein paar Wochen würde der kleine Koala in die Wildnis zurückkehren und dieses Haus verkauft werden. Sie würde hier nicht mehr wohnen können. Es war an der Zeit, sich wieder der Welt zuzuwenden. Du schaffst das, sagte sie sich, du hast gelernt, unabhängig zu sein. Du brauchst niemanden.
Warum fand sie es dann so beunruhigend, dass Jake Hunter nicht mehr lange hier sein würde?
„Was weißt du von Tori?“, fragte Jake.
Es war bereits dunkel. Rob hatte den Abend unter ein Thema gestellt, Casablanca mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman besorgt, orientalische Gerichte zubereiten lassen, die Wände des Wohnraums mit alten Filmplakaten behängt und sogar einen Hut getragen, auch wenn es zurzeit nur zwei Gäste in der Manwillinbah Lodge gab. Aber leider waren beide todmüde gewesen und wollten nur noch so schnell wie möglich ins Bett.
Auch sie waren Opfer des Feuers, wie Jake erfahren hatte. Zwei ältere Frauen, die gerade den Wiederaufbau ihres Hauses organisierten und entsprechend erschöpft waren.
So saßen Jake und Rob allein auf der Veranda, tranken ein kühles Bier und blickten zu den Sternen hinauf.
„Erzähl mir von Tori“, drängte Jake.
„Ich kenne sie doch gar nicht.“
„Aber Barb hat dir von ihr erzählt.“
„Ich weiß nur, dass sie vor dem Feuer ihre Tierarztpraxis oben auf dem Hügel hatte und anschließend gebeten wurde, die Notversorgung der Wildtiere zu übernehmen. Und du hast ihr und den Helfern dafür das Haus zur Verfügung gestellt.“
„Ich will sie nicht auf die Straße setzen“, meinte Jake zögernd. „Wenn sie dort weiter wohnen möchte …“
„Das will sie nicht. Barb sagt, sobald das letzte Tier wieder in die Freiheit entlassen ist, geht sie. Du kannst es also verkaufen.“
„Hat sie denn eine neue Unterkunft?“
„Keine Ahnung.“ Rob sah ihn neugierig an. „Ich habe sie gestern zum ersten Mal gesehen, und das nur für fünf Minuten. Da blieb nicht viel Zeit für tiefschürfende Fragen. Du hattest ja noch mehr Pech – wie viele Fragen konntest du denn in deinen eineinhalb Minuten stellen?“
„Erinnere mich nicht daran“, murrte Jake. „Ich bin nicht so gut im Speed-Dating.“
„Dates sind grundsätzlich nicht deine Stärke, scheint mir.“ Rob schenkte sich Bier nach. „Aber heute hast du die Lady ja länger gesprochen. Wie war sie denn so?“
„Müde. Voller Sorgen.“ Und wirklich süß, dachte er, behielt es aber für sich.
„Da ist sie hier nicht die Einzige.“
„Und sie hat mir mehr oder weniger die Tür vor der Nase zugeschlagen.“
„Im Ernst? Dir gehört doch das Haus.“
„Ich will damit nicht sagen, dass sie unhöflich war. Sie hat mir nur zu verstehen gegeben, dass ich gehen soll. Vielleicht hasst sie Männer.“
„Dann wäre sie nicht zum Speed-Dating gekommen. Du bist also an ihr interessiert.“ Rob grinste.
„Absolut nicht. Nur um sie besorgt. Wo sind all diejenigen untergekommen, deren Häuser abgebrannt sind?“
„Bei Verwandten oder Freunden, manche auch in der Containersiedlung, die die Stadt unten im Tal errichtet hat. Auf dem Weg vom Flughafen müsstest du eigentlich daran vorbeigefahren sein.“
„Wird sie dorthin ziehen?“
„Warum fragst du sie nicht selbst?“
„Weil es mich nichts angeht.“
„Und warum willst du es dann wissen?“
Jake blieb ihm die Antwort
Weitere Kostenlose Bücher