Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
bedeutete. Nämlich, dass sie unnormal war. Eine Frau, die nichts zu bieten hatte.
Obwohl Marco ihr gerade beibrachte, die Dinge anders zu sehen.
„Jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung davon, was hübsch ist, und was nicht“, antwortete sie daher behutsam. „Manchmal, wenn Leute behaupten, dass wir hässlich sind, dann glauben wir ihnen, auch wenn es gar nicht wahr ist.“
„Ich bin nicht so trendy wie Jasmine“, sagte Leona. „Mum kann es sich nicht leisten, mir modische Sachen zu kaufen.“
„Als Teenager ist das hart. Aber wenn man älter wird, verändert es sich. Für die Menschen ist es wichtig, wer du bist, und nicht, was du anhast. Wahre Schönheit hat nichts mit Aussehen zu tun, sondern mit Persönlichkeit und der Art, wie man mit anderen umgeht.“ Susan hielt inne. „Du bist nicht hässlich, Leona. Ganz sicher nicht. Und du musst dich nicht so beschimpfen lassen. Das ist Mobbing.“
„Wer soll sie aufhalten?“, entgegnete Leona resigniert. „Als ich mich das letzte Mal beschwert habe, hat mir der Lehrer nicht geglaubt. Eine ihrer Freundinnen hat gesagt, ich wollte Jasmine bloß in Schwierigkeiten bringen. Der Lehrer meinte, es stünde Aussage gegen Aussage, und wir sollten aufhören, uns so zickig zu benehmen.“
„Aber sie war trotzdem weiter gemein zu dir?“
Leona schwieg, doch Susan konnte den Schmerz in den Augen des Mädchens erkennen.
„Weißt du, wenn solche Typen sich schwach fühlen, schikanieren sie andere, um diese zu kränken. Wenn sie das schaffen, fühlen sie sich mächtig. Deshalb machen sie dann immer weiter. Sobald man sich jedoch zur Wehr setzt, verlieren sie ihre Macht“, meinte Susan.
„Ich habe mich gewehrt. Sie sehen ja, was dabei rausgekommen ist.“ Eine Träne rollte über Leonas Wange. „Ich kann nicht wieder in die Schule gehen.“ Sie stockte. „Und meine Mum wird mich umbringen.“
„Deine Mum wird entsetzt sein, dass jemand versucht hat, dir wehzutun.“ Susan legte den Arm um sie. „Wir sorgen dafür, dass all diese Probleme aufhören, das verspreche ich dir. Denk dran, du hast nicht damit angefangen. Es ist nicht deine Schuld, und du wirst auf keinen Fall Schwierigkeiten für etwas kriegen, was du nicht getan hast.“
Plötzlich brach Leona in Tränen aus. Tröstend hielt Susan sie fest, bis sie sich ausgeweint hatte.
„Danke“, flüsterte Leona. „Ich hätte nie gedacht, dass mir jemand glaubt.“
„Ich glaube dir, und wir werden die Sache regeln.“ Susan drückte ihr aufmunternd die Schulter.
Da wurde der Vorhang geöffnet, und eine Frau, die Leona sehr ähnlich sah, stürzte mit erschrockener Miene herein. „Leo! Gott sei Dank, dir geht es gut.“ Sie umarmte ihre Tochter.
„Ich lasse euch beide jetzt allein“, sagte Susan. „Die Polizisten warten darauf, dass sie mit dir sprechen können, sobald du soweit bist, Leona. Falls ihr irgendwas braucht, fragt einfach nach mir oder Dr. Ranieri.“
Am Ende ihrer Schicht waren Susan und Marco erschöpft.
„Arme Leona“, meinte Susan. „Jasmine schikaniert sie sei Jahren. Ihre Mutter hatte keine Ahnung, und sie fühlt sich so schuldig.“
„Aber jetzt weiß sie ja endlich Bescheid, und in der Schule kann etwas gegen Jasmines Verhalten unternommen werden“, erwiderte er. „Zumal auch die Polizei eingeschaltet wurde. Die Beamten sagen, dass es sich um gefährliche Körperverletzung handelt. Jasmine steckt also in ernsthaften Schwierigkeiten. Wie gut für beide, dass die Säure stärker verdünnt war, als Jasmine dachte.“
„Es ist immer noch schlimm genug, und es kann sein, dass Leona Narben zurückbehält.“ Susan zögerte. „Ich war die größte Heuchlerin der Welt, denn ich habe ihr gesagt, dass Schönheit mehr bedeutet als nur gutes Aussehen.“
„Aha.“
„Kommt jetzt kein ‚Siehste‘?“, fragte sie.
„Wozu? Du weißt ja schon, dass es stimmt.“ Marco drückte ihre Hand. „Um das mal festzuhalten, ich finde dich sehr attraktiv.“
„Danke.“ Sie drückte auch seine Hand. „Ich dich auch.“
Der darauf folgende Samstag war ein schöner, sonniger Tag, und Marco kam mit einem Cabrio-Sportwagen, um Susan abzuholen.
Verblüfft sah sie den Wagen an. „Du hast den bloß für deinen Aufenthalt in England gekauft?“
Er lachte. „Ganz so extravagant bin ich nun doch nicht. Es ist ein Mietwagen.“
„Wir hätten doch mein Auto nehmen können.“
„Ich bin Italiener. Ich hasse es, Beifahrer zu sein“, gab Marco zurück.
„Das hat nichts damit zu tun,
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