Julia Bestseller Band 145
Zukunft nie wieder.
„Wenn du auch nur einen Funken Anstand besitzt“, versetzte Grace tonlos, „dann bringst du mich in die Staaten zurück und sorgst dafür, dass ich dich nie wieder sehen muss.“
„Grace“, flehte er und streckte erneut den Arm nach ihr aus.
Sie zuckte zurück. „Fass mich nicht an“, fauchte sie. „Verstehst du denn nicht? Wenn du mich berührst, fühle ich mich beschmutzt.“
Wütend wirbelte sie auf dem Absatz herum und ging. Er konnte ihr nur hinterherblicken. Dieser stolze Gang. Der kerzengerade Rücken. Sie hasste ihn. Verachtete ihn. Er hatte sie für immer verloren.
Und das war ganz allein seine Schuld.
Salim wartete eine lange Zeit. Ja, er wartete, bis die Sonne untergegangen war. Dann ging er zu dem Haus zurück, in dem er so glücklich gewesen war, bat den Hubschrauberpiloten, die Maschine fertig zu machen, und Jack, Miss Hudson zum Startplatz zu bringen …
Stunden später befanden sie sich in Tokio.
Er arrangierte einen Flug für Grace nach San Francisco. Das war er ihr schuldig.
Was ihn selbst anging – er hatte genau das verdient, was jetzt vor ihm lag.
Ein Leben voller Leere und Verzweiflung.
12. KAPITEL
New York City, im Juni
Salim hatte ihn immer für den perfekten Monat gehalten. Warme Tage. Kühle Nächte. Die Bäume im Central Park schienen mit ihrem Grün bis in den Himmel zu reichen, die Luft duftete nach einem leichten Frühlingsschauer frisch und rein.
Doch jetzt, da sich die ersten Tage des Frühsommers einstellten, bemerkte er sie kaum. Er war beschäftigt, viel zu beschäftigt für solche Nichtigkeiten. In Abu Dhabi verhandelte er den Kauf einer Privatbank, und in Frankreich baute er gerade seine Geschäftsfelder aus.
Wer sollte da dem Wechsel der Jahreszeiten Beachtung schenken? Er nicht. Und auch sein zeitweiliger Terrassenbewohner, der Falke, nicht. Falls sich der Vogel im Frühling normalerweise eine Gefährtin suchte, so schien er dieses Jahr eine Ausnahme zu machen.
Während Salim aus dem Fenster schaute, breitete der Falke die Flügel aus und schwang sich in die Luft empor. Salim wandte sich ab und schlüpfte in das Jackett für sein Dinner Meeting. Tagsüber konnte er sich kaum von seinen zahlreichen Terminen und Verpflichtungen loseisen, inklusive der Einstellung eines neuen CFO, der Shipley ersetzte, vor dem lange Jahre im Gefängnis lagen.
Es war nicht schwer gewesen, die Schuld des Mannes zu beweisen, sobald man endlich in die richtige Richtung schaute. Shipley war sehr geduldig vorgegangen, hatte sich eine Menge Zeit gelassen, ehe er Grace gegenüber erste Andeutungen machte, dass Salim sie loswerden wolle – sowohl in beruflicher wie in privater Hinsicht. Da Grace bereits Veränderungen an Salim bemerkt hatte, fiel es Shipley nicht schwer, sie von seiner Aussage zu überzeugen.
Der finale Coup seines Plans beinhaltete eine Fähigkeit, die nichts mit Finanzen zu tun hatte. Es stellte sich heraus, dass Shipley ein echtes Computer-Genie war. Schon seit geraumer Zeit hatte er sich in die E-Mails der Firma gehackt – zum Test sozusagen.
An dem Abend, an dem Grace aus New York floh, verschickte sie zwei E-Mails: eine an Shipley, die besagte, dass sie mit sofortiger Wirkung kündige, und die andere an Salim, in der sie ihm mitteilte, dass sie ihn verlasse, weil er sie nicht mehr in seinem Leben haben wolle.
Shipley löschte beide Nachrichten, unterschlug via Computer die zehn Millionen Dollar, setzte sich zurück … und wartete.
Doch sobald Salims Detektive eine erste Spur fanden, kam alles heraus.
Und was Grace anging … Salim zuckte innerlich die Schultern, während er seine Krawatte band.
Nie würde er es sich verzeihen, sie für schuldig gehalten zu haben. Als Wiedergutmachung hatte er getan, was er konnte: ein diskretes Telefonat mit einem alten Freund, der eine Investment-Firma in San Francisco besaß, und Grace wurde zu ihrer Vizepräsidentin, auch wenn sie niemals erfahren würde, dass Salim seine Hände dabei im Spiel gehabt hatte.
Der Rest? Die Tage auf der Insel, die Leidenschaft, die Ekstase …
Salim rückte die Krawatte zurecht.
Sex. Fantastischer, unglaublicher Sex, der noch dadurch gesteigert wurde, dass sie dem Tod nur knapp entronnen waren und sich auf einer absolut paradiesischen Insel befanden. Wer hätte einer solchen Kombination widerstehen können?
Aber Liebe? Er runzelte die Stirn, während er einen kurzen Blick in den Spiegel des Foyers warf.
Nein, es war keine Liebe gewesen. Er hatte von
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