Julia Bestseller Band 145
einem großzügigen Geschenk begleitet wurde.
Mit Ausnahme von Grace, natürlich.
Also gut. Er hatte sie nicht einfach in Tokio ins Flugzeug gesetzt, nach Hause geschickt und dann sofort vergessen. Idiot, der er war, hatte er ihr unzählige Blumensträuße liefern lassen und Schokolade. Handgemachte, die in kunstvollen Schachteln verpackt war.
Kurz darauf bekam er Danksagungskarten von zwei verschiedenen Kinderkrankenhäusern aus San Francisco.
Wir haben genug Blumen, um alle Zimmer der Kinder zu schmücken, und die Kleinen lieben die Schokolade.
Ein Diamantarmband trug ihm eine noch überschwänglichere Karte von einem Seniorenheim ein.
Was für ein großzügiges Geschenk. Wir haben es bei einer Auktion versteigert. Mit dem Erlös können wir unseren kompletten Aufenthaltsraum neu möblieren.
In diesem Moment stellte er sich der Realität.
Warum sollte er einer Frau Geschenke machen, wenn diese sie nicht annahm? Er musste endlich der Wahrheit ins Gesicht sehen.
Das Inselparadies hatte nichts mit der Realität zu tun.
Ende der Geschichte, Schluss mit dem Unsinn.
Es war an der Zeit, die Sache hinter sich zu lassen und wieder nach vorn zu blicken.
Salims Freunde warteten im hinteren Bereich einer kleinen, düsteren Taverne auf ihn.
Es war nicht gerade der Ort, an dem man drei milliardenschwere Ölscheichs erwartete, doch genau das gefiel ihnen daran.
Tariq und Khalil erhoben sich, als Salim auf ihren Tisch zusteuerte. Händeschütteln. Ein freundschaftliches Klopfen auf den Rücken, und dann umarmten sie sich auf eine Weise, die ausdrückte, dass sie mehr Brüder waren als Freunde.
„Wir haben schon für dich bestellt“, sagte Tariq. „Steak, gebackene Kartoffeln, Salat und ein Bier.“
„Großartig. Bei Ishtar, es tut wirklich gut, euch zu sehen. Ihr habt recht, es ist schon Monate her.“
„Na ja, wir waren ja nicht untätig in dieser Zeit“, erwiderte Khalil.
„Ganz im Gegenteil“, stimmte Tariq zu.
Die beiden grinsten sich an.
„Wir bekommen beide Babys“, erklärte Khalil. „Tariq sein zweites, ich mein erstes. Nun ja, Madison und Layla bekommen natürlich die Babys. Zur Hölle. Du weißt schon, was ich meine.“
Salim lächelte und hob seine Bierflasche. „Herzlichen Glückwunsch“, gratulierte er und stieß mit seinen Freunden an. „Ihr beiden verschwendet wirklich keine Zeit.“
„Dafür ist das Leben zu kurz“, meinte Tariq, dessen Lächeln langsam verblasste. „Zeit zu verschwenden ist ein großer Fehler.“
Salim und Khalil nickten. Sie wussten, dass ihr Freund in diesem Moment an seinen Bruder dachte, der vor ein paar Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Ein paar Sekunden herrschte Schweigen, dann räusperte sich Khalil.
„Also, das ist eine unglaubliche Geschichte, die dir da passiert ist.“
„Du hattest ein wahnsinniges Glück.“
„Ja.“ Salim atmete tief ein. „Meine Crew hatte nicht so viel Glück.“
„Es ist ein Wunder, dass überhaupt jemand überlebt hat. Du und diese Frau – sind wir ihr je begegnet?“
„Nein.“
„Aber sie war ein paar Monate lang deine Mätresse?“
„Sie war meine Geliebte“, korrigierte Salim scharf. „Nicht meine Mätresse.“
Khalil und Tariq schauten sich bedeutungsvoll an.
„Äh, sicher. Deine Geliebte. Das meinte ich ja. Wie war noch ihr Name?“
„Grace“, antwortete Salim und hob die Flasche an die Lippen. „Grace Hudson.“
„Genau. Als wir nach deiner Rettung miteinander geredet haben, hast du gar nicht erwähnt, dass du ihr das Leben gerettet hast. Aber als wir dann von deinem CFO lasen, der sich der Unterschlagung schuldig gemacht hat, es zuerst jedoch so hat aussehen lassen, als wäre es diese Hudson gewesen …“
„Was wissen schon die Zeitungen?“
„Schon richtig, aber die Times meinte …“
„Können wir bitte über etwas anderes reden?“
Ein erneuter schneller Blickwechsel. Irgendetwas stimmte hier nicht. Darauf hatten sich Tariq und Khalil schon verständigt. Gleich nach Salims Rettung hatten beide mit ihm gesprochen und jeweils dieselbe Reaktion erlebt. Er habe den Absturz überlebt, es gehe ihm gut, er habe ein neues Flugzeug geordert und alles für die Hinterbliebenen seiner Crew getan, und als sie ihn nach Grace Hudson fragten, bekamen sie dieselbe Antwort wie jetzt.
Können wir bitte über etwas anderes reden?
Natürlich konnten sie das, aber sie wollten es nicht.
Tariq schaute Khalil auffordernd an. Der runzelte die Stirn und deutete mit dem Kopf in
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