JULIA COLLECTION Band 07
indem er ihn zum Boxen anmeldete. Und er richtete im Keller einen Fitnessraum ein, den wir alle benutzten, bis Gabe dort unten einzog.“
Honey lachte erneut. Es war ein heiseres, sinnliches Lachen, das ihm durch und durch ging und ihm bewusst machte, wie nah sie zusammensaßen. Sie waren weit weg von den anderen, allein in der schwülen Sommerluft. Das alles betörte seine Sinne, und ehe er wusste, was er tat, hatte er ihre Fingerknöchel geküsst.
Sofort sehnte er sich nach mehr. Doch er nahm sich zusammen und fuhr fort: „Morgan wurde Sheriff, weil er gern die Kontrolle hat. Und für ihn bedeutet der Job des Sheriffs die ultimative Kontrolle. Aber ganz gleich, was er sagt, es geht dabei nicht um die Kontrolle über Menschen, sondern um die über sich selbst. Er weiß, dass er dazu neigt, wilder und aggressiver zu sein als andere Menschen. Indem er Sheriff wurde, war er gezwungen, sich ständig zu beherrschen.“
Honey schnaubte. „Ich halte ihn für einen großen Schauspieler.“
Sawyer grinste. „Das Komische daran ist, dass Morgan nie einen Streit anfängt, sondern ihn immer nur beendet. Schon mit seiner finsteren Miene schüchtert er seine Gegner ein. Fairerweise muss ich sagen, dass er ihnen immer die Chance zum Rückzug gibt. Andererseits hat er dieses spöttische Funkeln in den Augen. Morgan hatte schon immer überschüssige Energie. Um die abzubauen, kämpft er entweder, oder er …“ Entsetzt über das, was er beinah gesagt hätte, hielt er inne. Er fühlte sich so wohl in Honeys Gegenwart und konnte sich so gut mit ihr unterhalten, dass er sich völlig vergessen hatte.
Sie sah ihn neugierig an. „Oder er macht was?“
„Schon gut.“
„Von wegen! Sie können nicht erst meine Neugier wecken und es mir dann nicht verraten.“
Sie wirkte müde und aufgebracht zugleich. Erneut empfand Sawyer jene ungewohnte Mischung aus Verlangen und Zärtlichkeit.
Ertappt von ihrem Blick, gestand er heiser: „Morgan kämpft entweder … oder er liebt eine Frau. Auf die eine oder andere Weise baut er Energie ab.“
Honey errötete. „Oh, ja …das funktioniert wahrscheinlich.“
Ihre Unsicherheit machte ihn stutzig. „Das klingt nicht überzeugt.“
Sie räusperte sich. „Na ja, das … das bin ich auch nicht.“ Sie zog die Brauen zusammen. „Ist es denn so?“
Sawyer stand auf. Fragte sie ihn tatsächlich, ob Sex so intensiv sein konnte? Eine Frau, die so attraktiv war wie sie, müsste das doch wissen! Ihre Widersprüchlichkeit irritierte ihn wirklich. Einerseits sah sie so sinnlich und bodenständig aus, andererseits wirkte sie geradezu schüchtern.
Er sah einen Moment auf den See hinaus und versuchte, die in ihm aufsteigende Begierde unter Kontrolle zu bekommen. Er hörte, wie Honey hinter ihm ebenfalls aufstand.
„Sawyer?“
„Was?“ Es war nicht seine Absicht, so brüsk zu klingen, aber er hatte das Gefühl, als würde sie Stück für Stück seine Entschlossenheit untergraben. Es war eine Qual und gleichzeitig äußerst erotisch.
„Kann ich Sie etwas fragen?“
Sie klang zögernd und scheu, und er hoffte, dass ihre Frage sich nicht um Sex drehte. Schließlich war er auch nur ein Mensch, und sie stellte eine zu große Versuchung dar.
Er nahm sich zusammen und sah über die Schulter. „Was ist das mit all den Fragen? Ich dachte, Sie hätten Halsschmerzen?“
„Habe ich auch. Aber Ihre Familie ist etwas ganz Besonderes. Ich fand immer, so sollte eine Familie sein. Es war sehr interessant, all diese Dinge über Sie und ihre Brüder zu erfahren. Allerdings gibt es einiges, was mir keine Ruhe lässt.“
„Zum Beispiel?“ Er drehte sich zu ihr um. Die untergehende Sonne spielte in ihren Haaren, ließ das Blau ihrer Augen intensiver und ihre Haut glatter erscheinen. Noch immer war es draußen heiß und schwül. Honey hatte sein Hemd ausgezogen, und ihre vollen Brüste mit den harten Knospen zeichneten sich deutlich unter dem T-Shirt ab. Unwillkürlich überlief ihn ein heißer Schauer der Erregung. Sie hatte das T-Shirt zwar nicht in die Jeans gesteckt, doch die Rundung ihrer Hüften zeichnete sich dennoch aufregend ab.
Sie schützte die Augen mit der Hand gegen die Sonne und fragte rundheraus: „Wieso haben Sie mich geküsst?“
Die Frage traf ihn so unvorbereitet, dass er benommen blinzelte. „Was glauben Sie, weshalb ich es getan habe?“
Sie schaute verlegen auf ihre Füße. „Meine Schwester hat immer behauptet, ich sei hübsch.“
Zu gern hätte er jetzt ihre Augen gesehen.
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