JULIA COLLECTION Band 07
mir ausmalen, wie du dich gefühlt hast, als alle die Wahrheit kannten. Aber ich bin sicher, dass niemand dir die Schuld gab.“
„Ich habe mir selbst die Schuld gegeben.“
Honey schmiegte sich an ihn, und sofort begehrte er sie wieder. Er war sein ganzes Leben lang von Nachbarn und Freunden umgeben gewesen. Daran würde sich auch nichts ändern. Aber wenn Honey ging, würde er sich sehr einsam fühlen. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich verletzlich, und dagegen kämpfte er instinktiv an.
Er griff in ihre Haare, drückte sie fest an sich und küsste sie leidenschaftlich. Wie jedes Mal erwiderte Honey den Kuss voller Hingabe, bis Sawyer sich widerstrebend von ihr löste. „Ich hasse dieses Gefühl“, meinte er heiser. Seine Worte bezogen sich auf das überwältigende Verlangen, denn es gab so viele andere Dinge, um die er sich jetzt kümmern musste.
Honey legte ihm zwei Finger auf den Mund. „Du fühlst dich verantwortlich für mich und versuchst das Richtige zu tun. So bist du nun einmal. Du hilfst Menschen, indem du für sie da bist. Du nimmst Streuner bei dir auf, Tiere und Menschen.“
„Für die Tiere ist Jordan zuständig.“
„Aber du akzeptierst sie. Ihr alle tut das. Deine Frau war eine Streunerin. Ich bin eine.“
Er umfasste ihre Oberarme und schüttelte sie sanft. „Ja, ich gebe es zu, ich fühle mich für dich verantwortlich.“
Sie gab ein leises, trauriges Lachen von sich. „Du fühlst dich für jeden verantwortlich. Aber ich brauche und will niemanden, der sich für mich verantwortlich fühlt. Diesmal hast du nichts damit zu tun.“
„Ich wollte keine Vergleiche anstellen“, beteuerte er frustriert.
„Ich weiß.“ Sie umfasste sein Kinn und sah ihn zärtlich an. „Ich werde dich nicht anlügen und behaupten, dass ich keine Familie will. Dafür war ich sogar bereit, einen verachtenswerten Mistkerl wie Alden zu heiraten. Dabei hatte er nicht halb so viel zu bieten wie du mit deinen neugierigen, dominanten Brüdern, deinem wundervollen Sohn und deinem unerschütterlichen Ehrgefühl. Aber ich habe nicht die Absicht, mich an eine Beziehung ohne Liebe zu klammern. Das habe ich mit Alden versucht, und man sieht ja, wohin mich das gebracht hat.“ Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich bin zu der Einsicht gelangt, dass ich es verdient habe, geliebt zu werden. Ich verdiene es, eine eigene Familie zu haben und eine glückliche Ehe zu führen. Mit weniger würde ich mich jetzt nicht mehr zufrieden geben.“
Bevor er etwas erwidern konnte, hob sie die andere Hand. „Du hast nichts falsch gemacht. Du hast mir weder falsche Versprechungen gemacht noch die Situation ausgenutzt. Du hast mir lediglich gezeigt, wie Männer sein können und sollten. Und dafür bin ich dir dankbar.“ Sie ließ ihn los, trat einen Schritt zurück und atmete tief durch. „So, da wir das nun geklärt hätten, werde ich den Anruf machen.“
Am liebsten hätte er ihr gesagt, dass das alles nicht mehr wichtig war und sie ihre eigenen Gefühle nicht so leichthin betrachten sollte. Stattdessen sah er, unbeteiligter als er war, auf seine Uhr. „Morgan müsste bald zu Hause sein. Dann werden wir anrufen.“
Vom Bogendurchgang knurrte Morgan: „Ich bin schon da.“
Sawyer sah seinen Bruder lässig dort lehnen, die Arme vor der Brust verschränkt. Wie viel hatte er mit angehört? Seiner düsteren Miene nach zu urteilen genug.
Zuerst Gabe, und jetzt Morgan. Ihnen gefiel gar nicht, wie Sawyer die Sache anging. Morgan hatte ihn einen Dummkopf genannt, weil er sich nicht eingestehen wollte, dass Honey ihm etwas bedeutete. Sawyer hatte gekontert, dass er sie ja erst seit etwas über zwei Wochen kannte. „Du hast Ashley dein halbes Leben gekannt“, hatte Morgan erwidert, „aber das hat die Beziehung nicht besser gemacht.“ Wahre Worte, über die er den ganzen Tag schon hatte nachdenken müssen.
Sawyer ging zum Türbogen, um Jordan und Casey zu rufen, entschlossen, Morgans Worte aus seinen Gedanken zu vertreiben. Sobald alle Brüder versammelt waren, fiel Sawyer auf, dass Honey seinen Blick mied, als würde sie sich innerlich bereits von ihm distanzieren. Es schmerzte ihn, aber er sagte sich, dass es am besten so war.
Die Brüder bauten zusätzliche Telefone im Zimmer auf, um mithören zu können, in der Hoffnung, auf einen Hinweis zu stoßen. Casey sah Honeys CDs und Kassetten durch und stieß sie an. „Was ist das?“
Stirnrunzelnd betrachtete sie eine Kassette mit der Aufschrift
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