JULIA COLLECTION Band 07
Ton hinzu. „Keine Frau würde sich bei dir beklagen.“
Er nahm sich zusammen, denn wenn sie solche Sachen sagte, hatte er den Wunsch, sie auf die Couch zu werfen und ihr die Kleider vom Leib zu reißen. Es waren die Reaktionen eines Höhlenmenschen. Er fühlte sich ein wenig unbehaglich wegen dieses Vergleichs, daher fuhr er rasch fort mit seinem Bericht. „Sie erklärte mir, dass sie sich vernachlässigt fühlte und mich deshalb betrogen habe. Sie konnte nicht begreifen, wieso ich ihr nicht verzeihen wollte, da es ihrer Ansicht nach meine Schuld gewesen war. Ich beantragte die Scheidung, bevor ich herausfand, dass sie bereits seit einigen Monaten schwanger war. Sie war wütend und verhöhnte mich damit, dass das Kind nicht von mir sei. Aber zu dem Zeitpunkt kümmerte es mich kaum noch. Es war ein wenig demütigend, mehr nicht.“
„Wusste jemand davon?“
„Anfangs nicht. Ihr Zorn ließ nach, bis sie mich schließlich nur noch anflehte, mit ihr zusammenzubleiben. Sie kämpfte verbissen gegen die Scheidung. Ich versuchte nachsichtig mit ihr zu sein. Andererseits steckte ich mitten im Studium und hatte alle Hände voll zu tun. Als die Wehen einsetzten, bat sie mich, mit ihr ins Krankenhaus zu fahren.“ Bei der Erinnerung an die Schuldgefühle damals und das Gefühl der Hilflosigkeit schwieg er einen Moment. Seine Familie hatte ihn unterstützen wollen, aber auch von ihnen hatte niemand gewusst, was sie tun sollten. Die ganze Stadt hatte die Entwicklung des Dramas verfolgen können, was sehr schmerzhaft gewesen war.
„Es gab niemanden sonst“, fuhr er fort. „Ich konnte sie schlecht allein lassen, also fuhr ich mit. Nachdem man mir Casey gegeben hatte, eröffnete Ashley mir, dass sie ihn zur Adoption freigeben wollte.“
Er schüttelte den Kopf. Nachdem er Casey nur ein paar Stunden auf dem Arm gehalten hatte, hatte er gewusst, dass er das Kind nicht mehr hergeben würde. Es war ja nicht die Schuld des Babys, dass seine Mutter mit ihrer Ehe unzufrieden gewesen war. Zwar gab es sicher gute Menschen, die das Kind nehmen würden, aber das wollte er nicht.
Sawyer löste sich von Honey und ging zu einem Bild, das Casey als Kleinkind zeigte. „Ich unterschrieb die Geburtsurkunde, erklärte ihn damit zu meinem Sohn und sagte, sie solle es ruhig wagen, dagegen anzukämpfen.“ Er schluckte, da seine Kehle wie zugeschnürt war. „Meine Familie ist nicht ganz ohne Einfluss hier. Ashley begriff, dass sie keine Chance haben würde. Sie hatte Casey nicht gewollt, und ich wollte ihn, also stimmte sie widerwillig zu. Eine Zeit lang war sie deshalb verbittert. Ich habe keine Ahnung, bei wem sie sich alles beklagt hat, aber jeder in der Gegend kannte innerhalb weniger Tage die ganze Geschichte. Sie wussten es, aber niemand wagte es, sich dazu zu äußern.“
Diesmal ging Honey nicht zu ihm, sondern blieb, wo sie war. „Wo ist seine Mutter jetzt?“
„Ich bin mir nicht sicher. Sie wurde in der Stadt geächtet, nicht meinetwegen, denn ich habe wirklich versucht, ihr das Leben nicht schwer zu machen. Doch ihre Bitterkeit brachte jeden gegen sie auf. Schließlich zog sie fort. Das Letzte, was ich von ihr gehört habe, ist, dass sie wieder geheiratet hat und nach England gezogen ist. Das war vor Jahren. Casey kennt die Wahrheit. Ich habe mich bemüht, ihm ihre Entscheidung verständlich zu machen. Und natürlich meine eigene.“
„Du fühlst dich verantwortlich.“
Jetzt sah er sie an. „Ich bin nicht frei von Schuld. Ich habe eine große Rolle gespielt bei allem, was sie getan hat. Es gefiel ihr nicht, dass ich mich anderen Menschen verpflichtet fühlte, und mir gefiel nicht, wie sie sich in mein Leben mischte. Ich wollte Menschen helfen und deshalb Arzt sein, und genau das hat sie vertrieben. Ashley wollte mehr von meiner Zeit, und ich wollte sie ihr nicht geben, weil das bedeutet hätte, dass ich weniger Zeit mit meiner Familie und in der Gemeinde verbringen kann.“
„Und seither wolltest du nicht, dass sich noch einmal eine Frau so in dein Leben mischt?“
„Ich will keinen zweiten Skandal riskieren, denn ich habe mich nicht geändert.“
Lächelnd kam sie auf ihn zu und legte die Arme um ihn. „Dafür gibt es auch keinen Grund. Du akzeptierst den Einfluss deines Namens, aber auch die damit verbundene Verantwortung. Dass Ashley das nicht verstanden hat, ist nicht deine Schuld.“
„Sie war meine Frau.“
„Sie war außerdem eine erwachsene Frau, die ihre eigenen Entscheidungen getroffen hat. Ich kann
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