Julia Collection Band 66
geballten Fäuste, und erst jetzt erkannte er, wie tief der Abgrund zwischen Olivia und Jeff gewesen sein musste.
„Haben Sie nicht noch einen Bruder und eine Schwester? Können die nicht für Nachkommen sorgen?“
Matt zuckte mit den Schultern. „Eines Tages vielleicht. Nick und Katherine führen beide ein unstetes Leben, und es sieht nicht so aus, als würden sie in absehbarer Zeit sesshaft werden.“
„Genau wie Jeff“, stellte Olivia verbittert fest.
„Keiner von uns ist so wild, wie Jeff es war“, fuhr Matt sie an. „Jeff hat sich genommen, was immer er wollte, und er hat sich für unbesiegbar gehalten. Leider hat sich gezeigt, dass er sich getäuscht hat.“ Er seufzte. „Ich möchte Ihnen doch nur helfen.“
Entschieden schüttelte Olivia den Kopf. „Falls Sie vor Gericht gehen, um mir mein Baby wegzunehmen, dann werde ich Sie mit allen Mitteln bekämpfen.“
„Könnten Sie mir vielleicht mal zuhören?“ Obwohl er vor Wut fast platzte, gelang es ihm, völlig ruhig zu sprechen.
Olivia hob fragend die Augenbrauen. „Also schön, ich höre zu, aber machen Sie’s kurz.“
Am liebsten hätte Matt sie bei den Schultern gepackt und sie geschüttelt, damit sie Vernunft annahm. „Ich nehme an, als Kellnerin verdienen Sie nicht sonderlich viel. Deshalb möchte ich mich finanziell um Sie und das Baby kümmern.“
„Ich brauche Ihre Hilfe nicht. So, Ende der Unterhaltung. Sie haben als Onkel keinerlei Rechte, und wenn Sie vor Gericht ziehen wollen, nur zu. Dieses Risiko bin ich bereit einzugehen. Mischen Sie sich nicht in mein Leben ein. Ihr Bruder war ein Mistkerl. Und jetzt gehen Sie mir aus dem Weg.“ Sie stieg ein, knallte die Tür zu und verriegelte sie sofort. Knatternd sprang der Motor an. Olivia setzte aus der Parklücke zurück, wendete und wirbelte beim Anfahren den Kies auf.
„Verdammt!“ Matt ballte die Hände zu Fäusten, marschierte entnervt zu seinem Pick-up, stieg ein und fuhr in Richtung Rincon. Er wusste, dass sie dort am Stadtrand wohnte. Ein letztes Mal wollte er noch versuchen, vernünftig mit ihr zu reden, bevor er seinen Anwalt anrief. So eine sture Frau!
Jeff hatte also nichts mit seinem Baby zu tun haben wollen. Matt biss die Zähne zusammen, während er über seinen kleinen Bruder nachdachte. Sein Vater hatte als Alleinerziehender sein Bestes getan, aber er hatte ihnen allen zu viel durchgehen lassen. Jeff als Jüngster der vier Geschwister war hoffnungslos verwöhnt worden.
Matt erreichte das Vorstadtviertel. Vor den kleinen Häusern standen alte Autos, die Vorgärten waren ungepflegt. Er kam bei Olivias Haus an, und in dem Moment tauchte auch ihr Wagen auf.
Sie bog in ihre Auffahrt, stieg mit einer Einkaufstüte im Arm aus und ging auf den Eingang zu.
Als sie Matt auf sich zukommen sah, warf sie ihm nur einen flüchtigen Seitenblick zu. „Wir haben uns bereits alles gesagt, was es zu sagen gibt.“ Sie drängte sich an ihm vorbei und stieg die unebenen Stufen zur Veranda hinauf. Matt folgte ihr und trat so dicht neben sie, dass er den Zigarettenrauch, der noch in ihrem Haar hing, wahrnahm.
„Bitte gehen Sie“, forderte Olivia ihn auf.
„Seien Sie doch nicht so stur. Sie erwarten den jüngsten Spross der Ransomes und können jede Unterstützung gebrauchen. Also hören Sie sich an, was ich Ihnen anbieten möchte. Vielleicht lassen Sie sich ja eine Million entgehen.“
Sie hob die Augenbrauen. „Ach ja? Tue ich das?“
Erstaunt nahm er den leicht belustigten Tonfall wahr. „Lassen Sie uns hineingehen und dort weiterreden.“
Als sie ihn zögernd ansah, glaubte er bereits, sie werde ihn nicht ins Haus lassen, doch dann streckte sie auffordernd den Arm aus und ließ ihn eintreten.
Sie warf ihre Handtasche auf das Sofa und sah Matt angriffslustig an. „Setzen Sie sich.“
„Wie lange wohnen Sie schon hier?“ Er blickte sich um, dann setzte er sich auf einen alten Sessel, dessen geblümter Bezug stark verblichen war. Auf dem Sofa lag eine Decke, und Matt vermutete, dass sich darunter Löcher verbargen.
„Fast ein Jahr.“
Er beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie, während er zusah, wie Olivia sich die Schuhe abstreifte. „Ich weiß, dass Sie studieren. Sie haben keine Angehörigen, jobben in einer Bar und riechen nach Zigarettenrauch. Diese Arbeit kann weder für Sie noch für das Baby gesund sein.“
„Ich versuche bereits, einen Job zu finden, in dem ich genauso gut verdiene wie in dem jetzigen. Das Two-Steppin’ Ribs zahlt gut,
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