Julia Collection Band 66
Dennoch hatte der erste Blick in seine strahlend blauen Augen ihren Puls in die Höhe getrieben und ihr den Atem geraubt. Ein paar Sekunden lang war sie fest überzeugt gewesen, dass Matt ebenso in dieser prickelnden Stimmung gefangen war wie sie. Sie gestand es sich nicht gern ein, aber sie fühlte sich sehr zu ihm hingezogen. Den Grund dafür konnte sie sich nicht erklären.
Matts Angebot war unglaublich verlockend, aber sie wollte sich zu nichts drängen lassen. Nachdenklich neigte sie den Kopf zur Seite. „Ihnen ist doch klar, dass Sie für so viel Geld auch ein Kind adoptieren könnten.“
„Dieses Baby ist ein Ransome, und ich werde mich darum kümmern. Wissen Sie schon, ob es ein Junge oder Mädchen wird?“
„Dazu ist es noch zu früh. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich es vorher wissen will.“
„Hoffen wir, dass es ein Mädchen wird. Die männlichen Ransomes haben sich nicht sehr vorteilhaft entwickelt.“
„Ich werde über Ihr Angebot nachdenken“, erwiderte Olivia kühl und stand auf. „Jetzt ist es Zeit für Sie zu gehen.“
Auch Matt erhob sich. „Denken Sie in aller Ruhe nach, aber in der Zwischenzeit sollten Sie aus dieser Gegend wegziehen. Kommen Sie mit mir auf die Ranch. Am besten gleich heute Nacht.“
„Heute Nacht?“ Fassungslos sah sie ihn an. „Ich kann doch nicht …“
„Und ob. Ich wette, Sie können Ihre gesamte Habe in zwei Koffern verstauen. Gehören Ihnen diese Möbel, oder war das Apartment möbliert?“
„Die Möbel gehören mir nicht, aber anscheinend wollen Sie mein Leben kontrollieren, und das erleichtert mir die Entscheidung. Ich komme nicht mit.“ Olivia hoffte inständig, dass ihre Stimme beherrscht klang. Sie musste sich konzentrieren, um nicht auf Matts Brust oder auf seine kräftigen langen Beine zu starren.
„Ihnen muss klar sein, dass Sie hier nicht sicher sind. Das ist keine passende Umgebung für eine Schwangere. Stimmen Sie mir da zu?“
Entschlossen schüttelte sie den Kopf. „Sie wollen mir Ihren Willen aufzwängen. Lassen Sie mir etwas Freiraum. Ich muss das alles in Ruhe überdenken. Ich werde Ihnen morgen sagen, wie ich mich entschieden habe.“
Matt holte tief Luft und beherrschte sich mühsam. „Also gut, aber kündigen Sie wenigstens den Job, damit Sie aus dieser verräucherten Bar wegkommen. Denken Sie doch an das Baby.“
„Das tue ich ständig.“
„Wenn Sie mir Papier und Stift geben, kann ich Ihnen den Weg zur Ranch aufzeichnen.“
Wütend musterte Olivia Matt. Seine herrische Art gefiel ihr nicht. Vielleicht hatte Jeff aus diesem Grund so gegen seine Familie rebelliert. „Allmählich verstehe ich, wieso Ihr Bruder so war, wie er war.“
„Mein jüngster Bruder war nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen“, entgegnete Matt gereizt.
Offenbar hatte sie einen wunden Punkt getroffen. Olivia beschloss, nicht weiter auf Jeff einzugehen, und holte einen Stift und Papier. Während Matt die Wegbeschreibung zur Ranch notierte, betrachtete sie seine schön geformten Hände, seine dichten, leicht geschwungenen Wimpern und die gerade Nase. Auf seinen Wangen zeigte sich ein feiner dunkler Bartschatten.
„Auf Jeff war keinerlei Verlass. Da fällt es mir schwer, Ihnen jetzt zu vertrauen“, gestand sie.
„Ich kann nur wiederholen: Ich bin nicht Jeff.“ Matt stand dicht vor ihr und blickte ihr eindringlich in die Augen.
Olivia bekam weiche Knie. Ihr Blick heftete sich an seine Lippen, und sie fragte sich, wie es sein mochte, von ihm geküsst zu werden.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass auch er sie anstarrte, und ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Seufzend richtete sie sich auf. „Eines ist klar: Wenn ich zu Ihnen auf die Ranch ziehe, müssen Sie mir versprechen, dass Sie nicht versuchen, mich ständig zu bevormunden.“
„Das käme mir nicht in den Sinn, aber ich werde offen meine Meinung sagen, wenn Sie die Gesundheit des Kindes gefährden.“
„Bilden Sie sich bloß nicht ein, ich würde Ihnen jemals mein Baby überlassen.“
„Jedes Kind braucht seine Mutter. Dieser Beziehung möchte ich auf keinen Fall schaden –, solange Sie dem Kind eine liebevolle Mutter sind. In Ihrer Familie gab es viel Vernachlässigung und Misshandlung.“
„Ich bin nicht wie meine Eltern“, fauchte sie ihn an. „Meine Eltern haben getrunken und Drogen genommen. Sie haben mich wüst beschimpft und genauso vernachlässigt wie sich selbst. Ihnen fehlte jedes Verantwortungsgefühl, und das hat sie letztlich umgebracht. Ich konnte
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