Julia Collection Band 66
ohrenbetäubend laut. Drei Country-Musiker spielten live, und auf der Tanzfläche herrschte dichtes Gedränge.
Matt jedoch interessierte sich nur für Olivia.
Er hatte Rippchen bestellt, in aller Ruhe gegessen und dazu ein kühles Bier getrunken. In diesem Zeitraum hatte ein Dutzend Männer einen Annäherungsversuch bei ihr unternommen. Manche ergriffen ihre Hand, andere tätschelten ihr den Po. Doch sie befreite sich jedes Mal geschickt, wich den nach ihr greifenden Händen aus oder schob sie einfach weg. Offensichtlich war sie es gewohnt, sich gegen plumpe Annäherungsversuche zu wehren.
Sicher bekommt sie jeden Abend eindeutige Angebote, überlegte Matt. Er staunte, wie ruhig und ernsthaft sie die ganze Zeit über blieb. Den Gästen gegenüber war sie höflich und lächelte, doch dieses Lächeln war flüchtig. Er hatte sich ein völlig anderes Bild von ihr gemacht.
Einige der Anwesenden kannte er. Pug Mosley zum Beispiel, den Inhaber der Bar. Er flirtete unverhohlen mit seiner Kellnerin und strich ihr im Verlauf des Abends sogar einige Male über den Po. Einmal fuhr Olivia ihn wütend an, doch Pug grinste nur und erwiderte schulterzuckend etwas, bevor er mit seinem typischen Watschelgang davonzog.
Fast wäre Matt Olivia zu Hilfe geeilt, als sie sich gegen ihren Chef zur Wehr setzen musste, doch er hatte sich fest vorgenommen, sich im Hintergrund zu halten. Vor einer Woche hatte er einen Privatdetektiv auf Olivia angesetzt, und daher wusste er, dass es seit seinem Bruder Jeff keinen anderen Mann in ihrem Leben gegeben hatte.
Er hatte großes Vertrauen in den Privatdetektiv, dennoch konnte er kaum glauben, dass eine so attraktive Frau wie sie nicht ständig wechselnde Partner hatte.
Jeff hatte sich mit vielen zwielichtigen Gestalten herumgetrieben und kaum jemals eine Frau mit nach Hause gebracht, um sie seiner Familie vorzustellen. Auch Olivia, die von Jeff schwanger war, sah Matt an diesem Tag zum ersten Mal.
Wieder probierte es jemand bei ihr mit plumper Anmache. Ihre Antwort fiel so kühl und knapp aus, dass Matt selbst aus der Entfernung genau zu wissen glaubte, was sie erwidert hatte. Allmählich war er nicht mehr so überzeugt davon, dass diese Frau sich leicht erobern ließ. Jeff hat sie alle rumgekriegt, dachte er, aber außer ihm haben es bei Olivia Brennan bestimmt nicht viele geschafft.
Sein Respekt vor ihr wuchs.
Weit nach Mitternacht hantierte Olivia endlich hinter dem Tresen, ohne von Gästen umlagert zu sein. Matt stand auf und ging quer durch die Bar auf sie zu.
Erst als er direkt vor ihr stehen blieb, sah sie auf und blickte ihn mit ihren großen grünen Augen an. Matt fühlte sich plötzlich benommen. Er war froh, dass auch Olivia einen Moment verunsichert wirkte.
Die Anziehung und ein gewisses Knistern zwischen ihnen waren so spürbar wie ein Sog im Meer. Die Bar und die Gäste nahm Matt kaum noch wahr. Es gab nur noch die Frau vor ihm mit ihren ausdrucksvollen grünen Augen. Ein unbändiges Verlangen nach ihr überkam ihn.
Ihre vollen Lippen glänzten, und Matt spürte die sinnliche Ausstrahlung ihres Körpers. Kein Wunder, dass sein Bruder sich mit ihr eingelassen hatte und dass die männlichen Gäste sie mit Blicken verschlangen.
Sekunden verstrichen, und beide verharrten reglos. Dann atmete Olivia tief durch und wandte sich ab.
„Warten Sie.“ Matt streckte die Hand aus. „Ich bin Jeffs Bruder Matt.“
Sie zog die Augenbrauen zusammen. „Das mit Ihrem Bruder tut mir leid“, stellte sie nüchtern fest, ohne ihm die Hand zu geben, und ging vom Tresen weg.
„Ich muss mit Ihnen reden.“ Matt holte sie ein. „Wann haben Sie hier Schluss?“ Olivia Brennan sah ihn kurz an, und er entdeckte Ärger in ihrem Blick.
„Hören Sie, Jeff und ich haben uns schon vor einiger Zeit getrennt. Ich habe keine Ahnung, wieso Sie hier sind. Zwischen Jeff und mir war überhaupt nichts mehr.“
Ihre tiefe Stimme war so sexy wie alles an ihr.
„Da ist immer noch das Baby“, rief Matt ihr in Erinnerung. „Ich bin der Onkel dieses Kindes, also werden Sie ein paar Minuten für mich erübrigen müssen.“
Olivia biss sich auf die Unterlippe. Ihre makellosen Zähne schimmerten perlweiß. Fast hätte Matt vergessen, wieso er mit ihr sprechen wollte.
„Ich kann mir nicht vorstellen, was Sie wollen. Es gibt nichts zu bereden.“ Sie schüttelte den Kopf. „Mit Ihrer Familie bin ich fertig. Ich möchte keinen von Ihnen mehr sehen.“ Unvermittelt beugte sie sich zu ihm und senkte die Stimme.
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