Julia Exklusiv 0180
Partridge?“
Es folgte kurzes Schweigen. „Darf ich annehmen, dass ich mit Miss Rose Fenton spreche?“
„Ja.“ Sie lachte. „Woher wussten Sie das?“
„Wenn ich Ihnen sagen würde, ich hätte telepathische Fähigkeiten …“
„Würde ich es Ihnen nicht abnehmen.“
„Womit Sie recht hätten, Miss Fenton. Ihre Stimme ist unverkennbar.“
Simon Partridge klang etwas älter, als sie nach Tims Beschreibung erwartet hätte. Seine Stimme war dunkel und Respekt einflößend. Samt auf Stahl …
„Weil ich wohl offenbar zu viel rede“, scherzte Rose. „Tim ist dringend zu den Stallungen abberufen worden. Deshalb hat er mich gebeten, Sie anzurufen und Ihnen zu sagen, dass wir Ihre Einladung zum Essen für heute Abend mit Vergnügen annehmen.“
„Das Vergnügen wird ganz meinerseits sein.“
Seine förmliche Art war irgendwie … unenglisch. Rose fragte sich, wie lange er schon in Ras al Hajar sein mochte. „Mein Bruder muss vorher aber noch zu einem Rennen …“
„Alle gehen zu dem Rennen, Miss Fenton. In Ras al Hajar gibt es nichts anderes zu tun. Sie kommen doch auch?“
„Also …“
„Sie müssen kommen.“
„Ja“, hörte sie sich erwidern. Unbedingt. Wenn alle hingingen, würde Hassan auch dort sein. „Ich freue mich schon darauf.“ Das tat sie auf einmal wirklich. Sehr sogar.
„Dann bis heute Abend, Miss Fenton.“
„Bis dann, Mr. Partridge.“ Sie legte den Hörer auf und war plötzlich seltsam atemlos.
Hassan schaltete das Handy aus, das er am Morgen im Souk gekauft und unter falschem Namen angemeldet hatte, und warf es auf den Diwan. Vor dem Eingang des großen schwarzen Zelts konnte er den üppigen, von kleinen Bächen bewässerten Palmenhain sehen, die aus dem zerklüfteten bergigen Grenzland herabflossen. Im Frühling herrschte hier ein Paradies auf Erden. Er hatte das Gefühl, dass Rose Fenton es nicht ganz so sehen würde.
„Komm bloß schnell nach Hause, Faisal“, sagte er leise. Beim Klang seiner Stimme erhob sich der Hund zu seinen Füßen und schnupperte an seiner Hand.
Rose war mit ihrer kleinen Garderobe denkbar unzufrieden. Auf der Cocktailparty der Botschaft war sie sich wie Aschenputtel vorgekommen. Sie hatte angenommen, dass dort zwar elegante, aber lässige Kleidung gefragt sein würde. Tim hatte sie auch nicht beraten können, und so hatte sie sich schließlich für ihr knitterfreies kleines Schwarzes entschieden. Aber natürlich hatten die anderen weiblichen Gäste ausnahmslos die Gelegenheit wahrgenommen, die neusten Designerschöpfungen zu tragen, sodass sie sich in ihrem kleinen Schwarzen gefühlt hatte, als hätte sie damit eine Weltreise hinter sich. Und letztlich stimmte es ja sogar.
Mit so vielen gesellschaftlichen Ereignissen hatte sie nicht gerechnet. Außerdem besaß sie kein Stück, das sich gleichermaßen für einen Abend beim Rennen und ein anschließendes Essen im privaten Kreis eignete.
Normalerweise hätte sie sich bei der Gastgeberin erkundigt, was die Frauen allgemein trugen, doch hier gab es keine Gastgeberin, und einen Mann wie Simon Partridge konnte sie schlecht danach fragen. Da sie jedoch an diesem Abend besonders gut aussehen wollte, entschied Rose sich für die Shalwar Kameez, die man ihr bei einem Aufenthalt in Pakistan als Gastgeschenk überreicht hatte. Sie hatte sie in der Hoffnung auf ein Interview mit dem Regenten eingepackt, aber genau dem war sie seit ihrer Ankunft unter allen möglichen Entschuldigungen ausgewichen.
Die Hose war aus schwerer moosgrüner Seide, die Tunika eine, der dazugehörige handbestickte Seidenschal noch um eine weitere Nuance heller. Mit diesem Gewand wäre sie für die Botschaft richtig angezogen gewesen.
„Donnerwetter!“, reagierte Tim unerwartet begeistert. Meist fiel ihm gar nicht auf, was sie trug. „Du sieht umwerfend aus.“
„Unke lieber nicht. Jetzt habe ich das Gefühl, dass alle anderen diesmal in Jeans antanzen werden.“
„Na wenn schon. Simon werden die Augen aus dem Kopf fallen, wenn er dich sieht.“
„Ich bin nicht sicher, ob ich mir das wünsche, Tim.“ Rose dachte an die Wirkung, die Simons Stimme auf sie gehabt hatte. „Jedenfalls nicht, bis ich ihn besser kenne.“
„Wenn er dich in diesem Aufzug sieht, wird er dich bestimmt besser kennenlernen wollen, Schwesterherz.“ Tim blickte auf die Uhr. „Zeit aufzubrechen. Bist du so weit?“
„Taschentuch, Sicherheitsnadel, Zehner fürs Telefon“, zitierte sie ihre Mutter. Handy, Diktiergerät, Notizbuch und
Weitere Kostenlose Bücher