Julia Extra Band 0193
Kunden sind.”
Er lächelte. Und etwas Dramatisches passierte. Haley hatte das Gefühl, als hätte jemand die Sonne per Knopfdruck im Zimmer eingeschaltet. Nur mit Mühe riss sie sich zusammen. “Es ist ein persönliches Problem”, wehrte sie ab.
Die meisten Männer hätten sich von dem Wort “persönlich” abschrecken lassen, nicht aber Sam Winton. “‚Persönlich wie ‘einen Mann betreffend‘?”
Sie hatte den neugierigen Schriftsteller in ihm geweckt. Ein kapitaler Fehler. Zukünftig musste sie vorsichtiger sein. “Ich denke nicht, dass …”
“Genau das sage ich ja”, unterbrach er sie. “Sie können nicht klar denken, solange Ihre Gedanken bei einer völlig anderen Sache sind. Erinnere ich Sie vielleicht an den Mann, um den es geht?”
Wenn er wüsste, was er da sagte! Sie achtete sorgfältig auf eine ausdruckslose Miene. “Vielleicht.” Ein klares Nein hätte er ihr nie geglaubt, dazu besaß er zu viel Intuition.
“Das könnte diese unwillkürliche Feindseligkeit erklären”, murmelte er, mehr zu sich selbst. Dann lächelte er sie wieder an. “Entschuldigen Sie, aber es ist ein Hobby von mir, Leute zu analysieren – wie übrigens bei den meisten Schriftstellern.”
“Aber Sie sind doch Kinderbuchautor.”
Er sah beleidigt drein. “Meine Leser erwarten trotzdem glaubhafte Charaktere und Handlungen. Der einzige Unterschied liegt in der bewussten Auswahl des Vokabulars für das entsprechende Altersniveau.” Er zuckte die Schultern. “Aber wissen Sie, ich bin daran gewöhnt, dass Literatur für Kinder mit einem abwertenden Lächeln betrachtet wird. Haben Sie Kinder, Haley?”
“Ich wüsste nicht, was …”
“… Was mich das anginge?”, beendete er ihren Satz freundlich. “Sie haben wahrscheinlich recht, aber wenn wir zusammen Fragen erörtern wollen, sollten wir uns doch ein wenig besser kennenlernen, nicht wahr?”
Himmel, dieser Mann war ja so einnehmend! Wirklich beeindruckend. Kein Wunder, dass Ellen sich mit ihm eingelassen hatte. Aber sie, Haley, würde diesen Fehler nicht machen. “Alles, was Sie von mir zu wissen brauchen, ist, dass Miranda mich zu Ihnen geschickt hat, um Sie hinsichtlich Ihrer Wünsche zu befragen.”
“Richtig”, stimmte er zu. “Also, haben Sie Kinder?”
Er war unmöglich! “Ja”, fauchte sie, nur um endlich zum Thema kommen zu können.
“Jungen oder Mädchen?”
Für wie alt hielt er sie eigentlich? “Ein Junge. Immerhin bin ich erst dreiundzwanzig. Joel ist sechs Monate alt, also wird er Sie kaum um ein signiertes Buch bitten können.”
Sam berührte ihre Ironie überhaupt nicht. “Ja, er ist noch ein bisschen jung dazu. Aber hoffentlich gibt es meine Bücher noch, wenn er alt genug ist.”
So kam sie nicht weiter. Sie ermahnte sich, an Miranda zu denken. “Ich bin sicher, Ihre Bücher werden noch auf dem Markt sein”, schmeichelte sie.
Aber er durchschaute ihre Taktik. “Dieser Mann, auf den Sie so wütend sind, ist das Joels Vater?”
Das konnte sie ohne zu zögern wahrheitsgemäß beantworten. “Ja.”
Sein Blick glitt zu ihrer rechten Hand. “Aber Sie sind nicht mit ihm verheiratet?”
Im Stillen verfluchte sie sich dafür, dass sie nicht daran gedacht und einen Ring übergestreift hatte. “Nicht, solange es sich irgendwie vermeiden lässt.”
Ihr Ausbruch überraschte ihn. “Interessant. Sie haben ein Kind, aber Sie wollen den Vater des Kindes nicht in Ihr Leben lassen.”
Es gefiel ihr nicht, dass das Gespräch von ihm in ganz andere Bahnen gelenkt wurde, als sie eigentlich geplant hatte. Ihre Absicht war es gewesen, so viel wie möglich über ihn herauszufinden, damit sie Joel Fragen nach seinem Vater beantworten konnte, wenn er alt genug war, sie zu stellen.
Außerdem störte es sie ungemein, dass ihr Körper einen eigenen Willen entwickelt zu haben schien. Sam saß ihr so nah, dass sein würziger, männlicher Duft ihre Sinne betörte. Es war ein frischer, herber Duft, lässig, selbstsicher, nicht so elegant und übertrieben gepflegt wie Richards. Der Vergleich hatte sich unwillkürlich aufgedrängt, und nur unwillig stellte sie die beiden Männer gegenüber. Von Sam Winton ging eine Ausstrahlung aus, so überwältigend, dass sie fast gefährlich, weil nicht einzuschätzen war. Richard hatte sie nie so aufgewühlt und durcheinandergebracht.
Ich habe ja auch nicht vor, mich mit Sam auf etwas einzulassen, ermahnte sie sich in Gedanken. Es ging hier weder um Richard noch um Sam, sondern einzig und allein um
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