Julia Extra Band 0328
nicht. Es muss etwas sein, das ich noch nicht weiß.“
„Von Vorschriften war mir nichts bekannt.“
„Aber es geht doch darum, sich kennenzulernen, oder?“
Eine senkrechte Falte erschien über Logans Nase, und Sally fragte sich, ob sie schon wieder zu weit gegangen war. Schnell lenkte sie ein. „Andererseits, Sie sind der Boss und können bestimmen.“
Er nickte erleichtert. „Ich glaube, wir sollten uns auf Alltägliches beschränken und alles Tiefgründige meiden. Warum fragen Sie nicht, ob ich in Sydney aufgewachsen bin? Oder wo ich zur Schule ging und was mein Lieblingsfach war?“
„Darf ich raten? Ihr Lieblingsfach war Mathematik.“
Erstaunt sah er sie an. „Richtig.“
„Und besucht haben Sie eine exklusive Privatschule für Jungen hier in Sydney.“
„Fast richtig.“ Er schwieg, dann seufzte er. „So hat es angefangen, aber aus … bestimmten Gründen musste ich vorzeitig abgehen.“
Er presste die Lippen zusammen, und Sally merkte, dass sie einen wunden Punkt berührt hatte.
„Das tut mir leid“, sagte sie mitfühlend, dann lächelte sie. „Was Sie allerdings nicht gehindert hat, ein erfolgreicher Unternehmer zu werden.“
Er nickte nur – Mitleid war ihm zuwider. „Aber in Sydney gelebt habe ich schon immer.“ Er sah auf. „Sie sind im Westen aufgewachsen, nicht wahr?“
„Ja.“ Sie erzählte ihm von Tarra-Binya und auch von Chloe, dann sagte sie: „Ich weiß bereits, dass Sie Fußball mögen. Wie heißt Ihre Lieblingsmannschaft?“
Die Anspielung auf ihre Begegnung im Park schien ihm nicht zu gefallen. Er schwieg eine Weile und sagte dann widerstrebend: „Rugby finde ich viel interessanter. Welche Sportarten gefallen Ihnen?“
„Ausprobiert habe ich so ziemlich alles, aber Reiten und Tennis sind mir am liebsten. Nächste Frage.“ Sie lächelte schelmisch. „Sie sind gut in Mathe, im Sport und als Geschäftsmann. Gibt es Dinge, von denen Sie nichts verstehen?“
Er lachte verlegen. „Ja, vom Tanzen.“
Sally zuckte zusammen. „Wirklich?“ Sofort hatte sie Kyle Francis vor Augen, und etwas von ihrem Entsetzen musste zu sehen sein, denn ihr Chef ging sofort in die Defensive. „Aber ich bin bestimmt nicht der einzige Mann, der nicht tanzen kann.“
„Nein, natürlich nicht, nur …“, sie atmete tief durch, und die Panik verging. „… verstehen kann ich es nicht. Ich selbst tanze leidenschaftlich gern. Walzer, Samba, Foxtrott, was auch immer. Meine Brüder haben es mir beigebracht, es ist ganz leicht.“
„Das glaube ich nicht.“
„Sogar ich könnte einem Nichttänzer wie Ihnen zeigen, wie man tanzt.“ Sie biss sich auf die Lippe – war sie von allen guten Geistern verlassen? Hastig wechselte sie das Thema. „Welche Musik hören Sie am liebsten?“
Sein Gesicht hellte sich auf. „Klassik. Meine Großmutter war Konzertpianistin. Von ihr habe ich die Liebe zur Musik wohl geerbt, wenn auch leider nichts von ihrem Talent.“
„Von klassischer Musik verstehe ich nicht viel“, gestand Sally. „Chloe nahm mich in Sydney hin und wieder mit ins Konzert, und seit ich in ihrem Haus wohne, spiele ich ab und zu auch ihre CDs. Meistens Klassik oder Jazz.“
„Gibt es ein Stück, das Sie besonders mögen?“
„Tja …“ Sally hatte noch nie mit jemandem ernsthaft über Musik diskutiert und genierte sich ein wenig. „Da ist dieses Violinkonzert, das mich gleichzeitig froh und traurig stimmt.“
Logan lehnte sich vor. „Wirklich? Von wem ist es?“
„Von Brahms.“
„Ja …“ Seine Stimme klang sanft, fast ehrfürchtig. „Das Violinkonzert von Brahms ist eins meiner Lieblingskonzerte.“
„Die Musik ist richtig überwältigend. Und dann gibt es da diese Stelle, am Ende des ersten Satzes …“
„Wo sie langsamer wird?“
„Ja. Es ist einmalig schön und sehr ergreifend.“
Er nickte. „Man kann nicht anders als dasitzen und zuhören.“
„Und was man dabei empfindet, lässt sich mit Worten nicht beschreiben.“
Sie sahen sich an und schwiegen. In seinen Augen war ein seltsamer Glanz, und aus einem unverständlichen Grund war sie auf einmal sehr nachdenklich.
Sie blinzelte, dann meinte sie betont forsch: „Das klingt ganz so, als wären wir nun doch bei etwas Tiefgründigem gelandet.“
Er lächelte fast schmerzhaft.
„Vielleicht sprechen wir lieber von etwas anderem. Wie wär’s mit Reisen?“
Er zögerte, doch dann nickte er. „Sind Sie schon viel gereist?“
„Leider nur in Australien, aber Europa zu sehen war schon immer
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